"Mit Kindern die Welt entdecken"

Ein unabhängiges Institut bestätigt die Wirkung der Fortbildung.

Wie kann naturwissenschaftliche Bildung bereits im Kindergarten durch Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte gestärkt werden? Um diese Frage ging es in den Vorträgen und der Podiumsdiskussion bei dem Kolloquium der Forscherstation, Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Im Zentrum des Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis standen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts "Multiplikatorenprogramm Forscherstation", das das Kompetenzzentrum gemeinsam mit dem Berliner Forschungs- und Entwicklungsinstitut PädQUIS gGmbH durchgeführt hat. Die Wirkung des von der Forscherstation entwickelten Fortbildungsprogramms "Mit Kindern die Welt entdecken" konnte durch das unabhängige Forschungsinstitut bestätigt werden. Gefördert wurde das Projekt von der Klaus Tschira Stiftung.

"Nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit stellen wir Ihnen heute die ersten Ergebnisse aus dem Verbundforschungsprojekt vor, das wir mit Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung durchgeführt haben", mit diesen Worten eröffnete Petra Gürsching - gemeinsam mit Beate Spiegel Geschäftsführerin der Forscherstation - das Kolloquium: "Von Beginn an war es uns wichtig zu untersuchen, welche Effekte unsere Angebote auf die pädagogische Qualität in den Kitas haben. Bisher haben wir die Meinungen der pädagogischen Fachkräfte mit Fragebögen erhoben. Mit diesem Projekt sind wir einen Schritt weiter gegangen und haben die bisher positiven Ergebnisse der Befragungen von einem unabhängigen Institut überprüfen lassen."

Seit Anfang 2013 hatte das Verbundforschungsprojekt "Multiplikatorenprogramm Forscherstation", das die Forscherstation zusammen mit der Berliner PädQUIS unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers Professor Dr. Wolfgang Tietze durchgeführt hat, das Konzept und die Wirkungen der Fortbildung "Mit Kindern die Welt entdecken" untersucht. In dieser Einstiegs-Fortbildung, die an fünf Terminen in fünf Monaten berufsbegleitend angeboten wird, erleben pädagogische Fachkräfte aus dem Kindergarten unter anderem, wie Naturphänomene im Alltag für Kinder erfahrbar gemacht werden können.
127 pädagogische Fachkräfte aus 64 Einrichtungen in und um Heidelberg nahmen an der Studie teil. In die Untersuchung eingeflossen sind neben den bisher erhobenen Selbsteinschätzungen der Teilnehmer auch die Bewertungen der Kita-Leitungen und Fortbildner sowie Dokumentationen und Videoaufzeichnungen der Fortbildung. Zusätzlich wurden erstmalig Erhebungen in den Kitas selbst durchgeführt. Dazu haben von der PädQUIS geschulte Beobachter die Fachkräfte mehrmals in ihrem Alltag begleitet.

"Vor allem in drei Bereichen zeigen sich nach dem Besuch der Fortbildung Veränderungen in den Einstellungen und im Handeln der Fachkräfte", berichtete Manja Flöter, Projektkoordinatorin bei der PädQUIS: "Zum einen fühlen die Pädagogen sich sicherer bei der Umsetzung naturwissenschaftlicher Angebote. Zum zweiten bewerten die Teilnehmer nach der Fortbildung die Ausstattung ihrer Kitas für den Bereich der frühen naturwissenschaftlichen Bildung positiver, obwohl keine neuen Materialien angeschafft wurden." Dies deckt sich mit der Philosophie der Forscherstation, die den Pädagogen vielfältige Anregungen bietet, wie Naturphänomene mit Alltagsmaterialien erlebt werden können. Zum dritten ließen sich Tendenzen erkennen, dass die pädagogischen Fachkräfte den Kindern häufiger naturwissenschaftliche Aktivitäten anbieten und diese stärker als vorher an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder orientieren.

In ihrem anschließenden Vortrag betonte Professorin Dr. Gisela Kammermeyer von der Universität Koblenz Landau, wie wichtig für die Entwicklung der professionellen pädagogischen Kompetenz fundierte Weiterbildungskonzepte sind: "Der Stellenwert von qualitativ hochwertigen Fortbildungsmaßnahmen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."
Dieser Meinung schlossen sich die Vertreter aus Wissenschaft und Praxis bei der abschließenden Podiumsdiskussion an. Myriam Feldhaus, Leiterin des Kinder- und Jugendamtes der Stadt Heidelberg, unterstrich das Engagement von Stiftungen: "Seit vielen Jahren profitieren die Angestellten unserer städtischen Kitas von den kostenlosen Angeboten der Forscherstation, die von der Klaus Tschira Stiftung getragen wird. Fortbildungen auf diesem hohen Niveau wären ohne ein solches Engagement für viele Städte und Gemeinden schlichtweg nicht bezahlbar. Der Klaus Tschira Stiftung ist es ohne Zweifel zu verdanken, dass die naturwissenschaftliche Bildung im frühkindlichen Bereich verankert werden konnte." Ulrike Vogelmann von der Baden-Württemberg Stiftung, die viele Bildungsprojekte unterstützt, wies auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Begleitung von Weiterbildungsangeboten hin. Katrin Lüll, Teilnehmerin der Studie und Erzieherin im Anne-Frank-Kindergarten Sandhausen, lobte den hohen Praxisanteil der Fortbildung: "Alles war sehr praxisorientiert und gut umsetzbar."

Weitere Informationen unter www.forscherstation.info.