„Taketi taketa, taketi taketa: Die Gruppe auf der linken Seite fängt an, die Gruppe rechts auf mein Zeichen zeitversetzt - und los!, taketi taketa, taketi taketa.“ In den Händen die Schlegel, schlagen die Jugendlichen auf die Trommeln, konzentriert folgen sie dem vorgegebenen Takt, der Ausdruck gespannt – und glücklich zugleich.
Percussion-Workshop im PH-Schlagwerkraum bei Musikdozentin Wessela Kossowa-Giesecke. Dieses Mal sitzen aber nicht nur Musikstudierende an den Instrumenten: Neben fünf Lehramtsstudierenden sind auch acht Jugendliche von den Heidelberger Waldpiraten zu Gast, um dem Rhythmus der Trommeln nachzuspüren. Alle um die 15 Jahre alt und aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen kommend, verbringen sie in ihren Herbstferien acht Tage im Heidelberger Waldpiraten-Camp, um gemeinsam in der Natur zu sein, Sport zu machen, im Hochseilgarten zu klettern – und um zu trommeln. Sie alle haben Krebs oder haben ihn gerade überwunden. In der einzigen Nachsorgeeinrichtung Deutschlands für krebskranke Kinder und Jugendliche treffen sie auf Gleichgesinnte, auf Pädagogen, die sich genau mit ihrer speziellen Situation auskennen, auf ein Umfeld, das Kraft gibt und Mut macht. Das Waldpiraten-Camp ist eine Einrichtung der Deutschen Kinderkrebsstiftung und wird von den Elterngruppen zugunsten krebskranker Kinder mitfinanziert und mitgetragen. Im August 2003 öffnete es seine Pforten. Seitdem werden in den Ferien Campfreizeiten für krebskranke Kinder und Jugendliche sowie ihre Geschwister angeboten; Wochenend-Seminare für Familien mit einem krebskranken Kind werden das ganze Jahr über veranstaltet.
Es ist das erste Mal, dass die Waldpiraten und die Pädagogische Hochschule Heidelberg miteinander kooperieren. Initiiert von Prof. Dr. Stefan Zöllner-Dressler vom Fach Musik, war sowohl den Vertretern der Hochschule als auch der Krebsstiftung sofort bewusst, wie viel positive Kraft in einer solchen Zusammenarbeit steckt. „Die Lehramtsstudierenden können in der Arbeit mit den Jugendlichen unmittelbar erfahren, dass gemeinsames Musizieren kreative, kraftspendende und manchmal sogar sinnstiftende Erfahrungen ermöglicht“, erklärt Stefan Zöllner-Dressler. Die Erlebnispädagogin Chris Maier von den Waldpiraten ergänzt, dass musische Aktivitäten zur seelischen Bewältigung der schweren Erkrankung neben Sport und Gespräch unentbehrlich und außerordentlich wertvoll sind. Sich selbst im Rhythmus spüren, im Gelingen des gemeinsamen Musizierens Selbstbewusstsein aufbauen – das sind Aspekte, die weit über den Workshop hinaus weisen.
Auch Musikdozentin Wessela Kostowa-Giesecke war von der Kooperation sofort überzeugt. Vor Ort im Heidelberger Waldcamp, nicht weit vom Ortsteil Boxberg gelegen, hat sie sich über die Einrichtung informiert und Kontakte geknüpft. Und vom ersten Moment des Workshops an vermag sie die Jugendlichen „mitzunehmen“; scheinbar spielerisch und mit leichter Hand reiht sie erst einzelne Schläge, dann Taktfolgen aneinander, entwickelt kleine Melodien und es dauert nicht lange, schon hat sich die Gruppe gefunden. Dann setzt Kostowa-Giesecke an: „Mut tut gut!“ Das Motto der Waldpiraten lässt sich gleichzeitig singen und trommeln, und alle im Raum machen mit!
Professor Zöllner-Dressler und Erlebnispädagogin Maier betonen abschließend gemeinsam, dass dieser Workshop der gelungene Startschuss für die Kooperation gewesen sei; gemeinsame Projekte gleicher Art oder auch ganz anders, etwa im Bereich klassischer Musik oder im Jazz, sind gleichermaßen vorstellbar.
Fragen beantwortet Ihnen gerne:
Prof. Dr. Stefan Zöllner-Dressler
Fach Musik
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Tel.: +49 6221 477-415
E-Mail: zoellner(at)ph-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de
>> PDF-Version