Nachruf

Die Rektorin Professorin Dr. Anneliese Wellensiek ist verstorben.

Nach schwerer Krankheit verstarb am 7. Juni 2015 im Alter von 56 Jahren Professorin Dr. Anneliese Wellensiek, die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mit ihr verlieren wir eine Persönlichkeit von außerordentlicher Innovationskraft, die die Hochschule mit ihrer unverwechselbaren Wesensart entscheidend gestaltet und vorangebracht hat.

Im Juli 2009 war Anneliese Wellensiek vom Hochschulrat als erste Frau und erste "Externe" zur Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg gewählt worden, nach­dem sie die Hochschulöffentlichkeit mit ihrer gesellschaftspolitisch und ethisch fundierten, auf Erneuerung der Lehrerbildung ausgerichteten Programmatik überzeugt hatte. Die erste Phase ihrer Amtszeit war geprägt von der Konsolidierung eines instabilen Haushalts sowie insbesondere der konzeptionellen, strategischen und inhaltlichen Neuausrichtung der Hochschule, die sie mit leidenschaftlichem Reformwillen voranbrachte. Mit Anneliese Wellensiek zog ein neuer, frischer Geist in die Hochschule ein, der viele Mitglieder der Institution ansteckte und zur aktiven Mitwirkung an den Veränderungsprozessen motivierte.

Ihr unermüdlicher Einsatz gründete unter anderem in ihrer engen persönlichen Ver­bundenheit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg: Hier hatte sie in den späten 70er Jahren studiert und war mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig gewesen, bevor sie in Hamburg zur Universitätsprofessorin ernannt wurde. Deswegen galt sie zwar als "externe Bewerberin" um das Rektorenamt, war gleichwohl aber menschlich wie institutionell in der Hochschule tief verwurzelt. Alle, die sie näher kannten und eng mit ihr zusammenarbeiteten, schätzten Annelie Wellensiek stets als energische Persönlichkeit, die mit Verve für die Weiterentwicklung der Hochschule kämpfte. Bei alledem waren ihr die "Verständigungsorientierung" ein hohes Gut, der offene Dialog im respektvollen Miteinander, die Kultur der Verantwortungsgemeinschaft zugunsten von Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit für alle in unserer Gesellschaft. Ihre Grund­überzeugung "Nicht abgrenzen, sondern zuhören; nicht klagen, sondern gestalten!" lebte Anneliese Wellensiek gleichermaßen in ihrem Amt wie als Privatperson.

Der Lehrerbildung die Anerkennung zu geben, die sie verdient, war ihr ein ganz besonderes Bedürfnis: Unermüdlich setzte sich Anneliese Wellensiek für den Standort Heidelberg ein, stets geleitet von dem Ziel, zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern eine exzellente Bildung zu ermöglichen und sie bestmöglich auf ihre bedeutsame Aufgabe für die Zukunft der Gesellschaft vorzubereiten. In diesem Sinne richtete sie ihr eigenes Handeln und das der Hochschule auf die Zielperspektive der Inklusion und Wertschätzung von Diversität in allen Bildungsbereichen aus und trug maßgeblich dazu bei, dass dieser Gedanke nicht nur in den Curricula der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, sondern auch in der Lehrerbildung in Baden-Württemberg verankert wurde. Bei alledem hatte sie eine Vision, deren Erfüllung sie noch erleben, aber nicht mehr ausgestaltend umsetzen durfte: Die Initiativen, die zur institutionalisierten Kooperation der PH mit der Universität Heidelberg in gemeinsamen Konzepten der Lehrerbildung, zur Förderung durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung sowie zur Gründung der Heidelberg School of Education führten, gehen maßgeblich auf ihren Einsatz, ihr Verhandlungsgeschick und ihre sachliche wie persönliche Überzeugungskraft zurück.

Trotz ihrer langen, schweren Krankheit stand Rektorin Anneliese Wellensiek der Hoch­schule mit all ihrer Kraft und enormen Willensstärke zur Verfügung. Gleichzeitig kämpfte sie bis zuletzt entschlossen um den Erhalt ihrer Vitalität. Ihr Tod ist für die Pädagogische Hochschule Heidelberg ein schwerer Verlust, ihre Leistungen als Rektorin und ihre Wirkungen als Mensch verdienen unseren höchsten Respekt.

Wir werden Anneliese Wellensiek ein ehrendes Gedenken bewahren. Unser tiefstes Mitgefühl gilt ihrem Ehemann, ihrer Familie und ihren Angehörigen.

Prof. Dr. Gerhard Härle, Prof. Dr. Bernward Lange und Christoph Glaser