Richtigstellung

zum FAZ-Artikel "Schwäbisches Himmelfahrtskommando" vom 16. August.

Die FAZ hat am 16.8.2015 unter dem Titel "Schwäbisches Himmelfahrtskommando" über einen internen Bericht zur erweiterten Kooperation (ErKo) an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen berichtet. Die Forschergruppe des Projekts "Wissenschaftliche Begleitung der Gemeinschaftsschule Baden-Württemberg" mit Wissenschaftlern der Pädagogischen Hochschulen Heidelberg, Freiburg, Weingarten und der Universität Tübingen nimmt im Folgenden Stellung zum obengenannten Artikel von Heike Schmoll und sieht sich wegen falscher Aussagen zu einer Richtigstellung veranlasst.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden den zehn teilnehmenden Schulen bereits vor etwa zehn Monaten Schulberichte zur Verfügung gestellt, die die interne Qualitätsentwicklung unterstützen sollen. Diese Berichte repräsentieren somit nicht den aktuellen Stand, waren ausschließlich für den internen Gebrauch an den Schulen vorgesehen und trugen aus datenschutzrechtlichen Gründen einen von der Forschergruppe angebrachten Vertraulichkeitsvermerk.
Die einzelnen Schulberichte waren und sind aus diesem Grund nie für das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg vorgesehen und wurden deshalb zu keinem Zeitpunkt von uns an dieses weiter gegeben. Es kann somit nicht den Tatsachen entsprechen, wenn im benannten Artikel ausgeführt wird, dass ein "vernichtendes Gutachten zur Gemeinschaftsschule vom Kultusministerium bisher unter Verschluss gehalten" würde. Die Einzelberichte werden dem Kultusministerium von Seiten der Forschergruppe auch in Zukunft nicht zugänglich gemacht. Dies begründet sich in den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis, die aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen keine Veröffentlichung von Daten auf Einzelschulebene zulassen.
Die Forschergruppe zur Wissenschaftlichen Begleitung der Gemeinschaftsschule Baden-Württemberg bedauert, dass eines der Gutachten über Dritte weitergegeben wurde und verurteilt dieses Vorgehen, weil damit Tatsachen verfälscht in die öffentliche Diskussion gebracht wurden. Ein solcher Bericht, der den Entwicklungsstand einer einzelnen Schule darstellt, kann nicht exemplarisch für die Praxis der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg insgesamt interpretiert werden.
Im Frühjahr 2016 wird die Forschergruppe im Abschlussbericht an das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg die zentralen Befunde der vier Teilprojekte berichten. Ab dem 10. September steht ihnen der federführende Projektleiter, Prof. Dr. Thorsten Bohl von der Universität Tübingen, der derzeit im Ausland ist, für Rückfragen zur Verfügung.

Hintergrundinformation:
Die Wissenschaftliche Begleitung der Gemeinschaftsschule Baden-Württemberg (WissGem) wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst am 3. Februar 2012 ausgeschrieben und in einem kompetitiven Verfahren vergeben. In ihm sind von August 2013 bis zum Juli 2016 die Universität Tübingen sowie die Pädagogischen Hochschulen Freiburg, Heidelberg, Weingarten und Schwäbisch Gmünd mit 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie 11 Nachwuchskräften beteiligt. Das Gesamtprojekt umfasst vier Teilprojekte, in denen unterschiedlicheThemenfelder mit einem Mixed-Methods-Design untersucht werden (www.uni-tuebingen.de/de/40590).
Das erste Teilprojekt fokussiert eine alltagsnahe Begleitforschung an zehn von der Forschergruppe ausgewählten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg, bei dem die Themenschwerpunkte Umgang mit Heterogenität, Diagnostik, pädagogische Professionalität, Inklusion, Schulkultur sowie fachdidaktische Fragestellungen im Mittelpunkt stehen. In den weiteren Teilprojekten erfolgen eine schriftliche Befragung von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrerinnen und Lehrern an Gemeinschaftsschulen und anderen Schulformen in Baden-Württemberg, eine Sozialraumanalyse sowie eine Interventionsstudie.
Ein konstitutives Merkmal der wissenschaftlichen Untersuchung ist die alltagsnahe Begleitung ausgewählter Gemeinschaftsschulen in ihrem Transformationsprozess. In Teilprojekt 1 werden zehn Schulen - zusätzlich zum Forschungsfokus der Studie - über den gesamten Projektzeitraum hinweg begleitet und unterstützt. Diese erhalten zu zwei Zeitpunkten jeweils einen Schulbericht, welcher die vorfindlichen Prozesse, die Organisationsstrukturen und Handlungsweisen der Akteure beschreibt, der Einschätzungen auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes vornimmt und darauf basierend Entwicklungshinweise formuliert.

Im Namen der Forschergruppe "Wissenschaftliche Begleitung der Gemeinschaftsschule Baden-Württemberg:
Prof. Dr. Albrecht Wacker, Pädagogische Hochschule Heidelberg
Prof. Dr. Gudrun Schönknecht, Pädagogische Hochschule Freiburg
Prof. Dr. Bernd Reinhoffer, Pädagogische Hochschule Weingarten
Prof. Dr. Carsten Rohlfs, Pädagogische Hochschule Heidelberg