Stellungnahme

Interdisziplinäre Forschergruppe zum IQB-Bildungstrend Primarstufe

Am 13. Oktober 2017 hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) seinen Bildungstrend 2016 veröffentlicht: Darin wurden rund 30.000 Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe in Grund- und Förderschulen aus allen Bundesländern in Deutsch und Mathematik getestet. Die Befunde sorgen zurzeit landesweit und insbesondere in Baden-Württemberg, wo die Qualifizierung der Grundschullehrkräfte an den sechs Pädagogischen Hochschulen (PH) erfolgt, für Diskussionen. Eine interdisziplinäre Forschergruppe der PH Heidelberg plädiert für eine differenzierte und wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit den Ergebnissen und wird ihre Expertise in einen entsprechen Sondierungsprozess konstruktiv einbringen.

"Das schlechte Abschneiden der Grundschulkinder insbesondere in Baden-Württemberg ist nicht monokausal auf eindeutig identifizierbare Entwicklungen zurückzuführen", so die Heidelberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. "Es ist vielmehr davon auszugehen, dass den aktuellen Befunden eine Vielzahl von Ursachen, die auf unterschiedlichen Ebenen liegen und sich gegenseitig bedingen, zugrunde liegt." Sie zu finden bedarf laut der Forschergruppe einerseits der intensiven Diskussion mit den Beteiligten und andererseits der sorgsamen wissenschaftlichen Prüfung von Argumenten, die unmittelbar anschließend an eine Veröffentlichung von Ergebnissen nicht geleistet werden kann. Die von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer angekündigte Fachkonferenz unter Beteiligung der Pädagogischen Hochschulen, wo die Ergebnisse der IQB-Studie intensiv erörtert und notwendige Maßnahmen erarbeitet werden sollen, wird daher befürwortet.

Die Heidelberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehen darüber hinaus konkreten Handlungsbedarf. Für sie stellt zum Beispiel die Forschung zu konkreten Konzepten im Umgang mit Heterogenität und ihre Vermittlung in der Hochschullehre einen möglichen Lösungsansatz dar. Die Ausschreibung eines entsprechenden Forschungskollegs - wie vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg signalisiert - findet dementsprechend ebenfalls die Zustimmung der Forschungsgruppe. Die Grundschule sei zwar jene Schulform, die im Umgang mit Heterogenität bislang am meisten Erfahrung vorweisen könne, eine zufriedenstellende Antwort auf die zunehmend heterogene Zusammensetzung der Klassen sei aber auch hier nicht erkennbar. "Es bedarf daher ergänzender pädagogischer und didaktischer Umgangsformen", so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. "Eine weitere Stärkung unserer Forschungskraft durch die Landespolitik ist demnach zu begrüßen."

Die ausführliche Stellungnahme der Arbeitsgruppe "Bildungstrend" finden Sie im Anhang.

Zur Studie
Am IQB-Bildungstrend 2016 haben rund 30.000 Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe in etwa 1.500 Grund- und Förderschulen aus allen 16 Ländern teilgenommen. Die Bildungstrends werden auf Grundlage der von der Kultusministerkonferenz vereinbarten Bildungsstandards durchgeführt und richten sich damit stärker an der Lehrplanwirklichkeit und Unterrichtspraxis aus als internationale Erhebungen, an denen Deutschland ebenfalls regelmäßig teilnimmt.