Stellungnahme der LRK

zum Konzept zur Weiterqualifizierung für HWRS-Lehrkräfte.

[LRK] Die Schülerzahlen an Haupt- und Werkrealschulen sinken; deswegen sollen Haupt- und Werkrealschullehrkräfte vermehrt in Realschulen, Gemeinschaftsschulen oder sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) eingesetzt werden. Um diese Lehrerinnen und Lehrer bei ihrem Einsatz an anderen Schularten vorzubereiten, hat der Ministerrat ein differenziertes Konzept zur Weiterqualifizierung von 5000 Lehrkräften beschlossen, das grundsätzlich zwar zu begrüßen, in einer Hinsicht aber überraschend ist.

Die Landesregierung hatte 2013 eine Expertengruppe zur qualitativen Verbesserung der Lehrerbildung eingesetzt, die nicht zuletzt die Wissenschaftsorientierung der Lehrerkräfte in den Fokus genommen hatte. Explizit wurde gefordert, dass die fachwissenschaftliche und fachdidaktische Ausbildung der Lehrkräfte durch "forschende Mitglieder" der Hochschulen zu erbringen ist. Dieser forschungsorientierte Ansatz wurde mit der Lehramtsreform 2015 explizit in der Rahmenverordnung verankert und tatkräftig umgesetzt. Die Pädagogischen Hochschulen entwickelten deshalb zusammen mit dem Wissenschaftsministerium und dem Kultusministerium ein differenziertes Konzept zur Weiterqualifizierung für Haupt- und Werkrealschullehrkräfte, bei der die Expertise der Pädagogischen Hochschulen genutzt werden kann. Für den Bereich der Sonderpädagogik wurde vom Kabinett auch ein entsprechendes Programm beschlossen, an dem zwei Pädagogische Hochschulen beteiligt sind.

Umso überraschender ist es nun, dass in dem einjährigen Weiterqualifizierungskonzept der Landesregierung für die Lehrkräfte, die bereits an Real- oder Gemeinschaftsschulen eingesetzt sind bzw. die perspektivisch dauerhaft dort eingesetzt werden sollen, auf die fachwissenschaftliche und fachdidaktische Expertise der Pädagogischen Hochschulen und Universitäten gänzlich verzichtet wird, obwohl die PHs in Vorgesprächen mit dem Kultusministerium bereits ein Qualifizierungskonzept erarbeitet hatten, das Studienmodule der Pädagogischen Hochschulen mit schulpraktischen Modulen der Staatlichen Seminare sinnvoll kombiniert hätte.

In aktuellen Auseinandersetzungen mit dem Thema Lehrerbildung und Lehrerweiterbildung wird die enorme Bedeutung der forschungsorientierten Fachdidaktiken und Fachwissenschaften für die Professionalisierung der Lehrkräfte nahezu einhellig hervorgehoben. Auch für eine systematische Weiterqualifizierung ist Fachlichkeit, wie sie die Hochschulen bieten, unabdingbar. Die Pädagogischen Hochschulen des Landes bekunden weiterhin ihre Bereitschaft, sich auf der Grundlage wahrlich geringer Ressourcenkompensationen, an der Weiterqualifizierung der Lehrkräfte zu beteiligen und halten eine entsprechende Anpassung des Weiterqualifizierungskonzepts der Landesregierung für unumgänglich.

Medieninformation der Landesrektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen zum Thema.