Stellungnahme

Zum Schreiben der Kultusministerin Dr. Eisenmann an Grundschulen.

Der von der Kultusministerin am 7. Dezember 2016 versandte Brief zum Thema "Orthografie, Schriftspracherwerb und Schrift in der Grundschule" betrifft auch die Arbeit der Pädagogischen Hochschulen, weshalb die Rektorin und die Rektoren der Pädagogischen Hochschulen hierzu kurz Stellung nehmen möchten.

Die Pädagogischen Hochschulen bieten der Landesregierung in Bezug auf die Ergebnisse der Studie IQB Bildungstrend 2015 sehr gerne die Mitarbeit bei der Entwicklung von Maßnahmen an. Allerdings lassen die vorliegenden empirischen Befunde monokausale Zuordnungen nicht zu. Somit kann kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der IQB-Studie (Jugendliche aller Schularten) und einem einzelnen Arbeitsbereich des Deutschunterrichts in der Grundschule hergestellt werden.

Nach Wahrnehmung der Pädagogischen Hochschulen (die Lehrenden sind wöchentlich in der Praktikumsbegleitung in Schulen) wird Rechtschreiben in den Grundschulen von Anfang an engagiert und gezielt geübt, auch um die Schlüsselkompetenz des Lesens zu unterstützen. Es wird davon ausgegangen, dass dabei Methoden differenziert eingesetzt werden, für die Überbetonung einer einzelnen Methode wie "Lesen durch Schreiben" fehlen die empirischen Befunde. Neben der kritisierten Arbeit mit Anlauttabellen finden sich in den Grundschulen viele andere, auch systematische Zugänge, die den Übergang von der alphabetischen zur orthografischen Strategie unterstützen - nicht erst ab der 2. Klasse.

Die Pädagogischen Hochschulen treten - nicht nur im Rechtschreibunterricht - für eine Methodenvielfalt ein, um der Heterogenität der Schülerschaft gerecht werden zu können. Lehrerinnen und Lehrer müssen über ein vielfältiges Methodenrepertoire und die Kompetenz verfügen, methodische Entscheidungen unter Berücksichtigung des Entwicklungsstands der Schülerinnen und Schüler und der jeweiligen Rahmenbedingungen zu treffen. An den Pädagogischen Hochschulen werden sie hierauf systematisch vorbereitet.

Für die Schülerinnen und Schüler, die in der IQB-Studie getestet wurden, galten in ihrem Grundschulunterricht die Bildungspläne 2004; die gerade eingeführten lagen noch nicht vor. Generell sollten die neuen Bildungspläne aber verlässlich gelten. Sie wurden in mehrjähriger Arbeit von zahlreichen Fachleuten erstellt und sind nun implementiert, freihändige Änderungen einzelner Aspekte wie etwa zum Schrifterwerb können zu einer Verunsicherung der Lehrerinnen und Lehrer führen oder dazu, dass der Bildungsplan insgesamt weniger ernst genommen wird.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Pädagogischen Hochschulen sind gerne bereit, sich mit dem Kultusministerium über solche, die fachdidaktische Forschung betreffende Fragen ausführlicher auszutauschen und bieten hierfür ihre Expertise und den Dialog an. Die PH-Landesrektorenkonferenz hat sich mit einem entsprechenden Schreiben bereits an die Kultusministerin, Frau Dr. Susanne Eisenmann, gewandt.