US-Generalkonsul im Dialog mit PH-Studierenden

Edward M. Alford besucht das Interkulturelle Kompetenzzentrum

Am 10. Juni 2011 besuchten der amerikanische Generalkonsul in Frankfurt a.M., Edward Alford und seine Mitarbeiter das Interkulturelle Kompetenzzentrum (IKZ) an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Im Rahmen seiner 5-tägigen Reise, bei der er seinen Arbeitsplatz auf das Fahrrad verlagerte und die Rheinregion Baden-Württembergs „erradelte“, traf sich Alford an der PH mit der Rektorin Prof. Dr. Anneliese Wellensiek, Prof. Dr. Havva Engin (Leiterin des Interkulturellen Kompetenzzentrums) und Sylvia Selke (Mitarbeiterin am IKZ), um mit ihnen und Studierenden in Dialog zu treten.

In ihrer Begrüßung ging Wellensiek insbesondere auf das neue Inklusionsprofil der PH Heidelberg als bildungswissenschaftliche Hochschule ein. Im Anschluss daran stellte Professorin Engin kurz die aktuell laufenden Projekte am Zentrum vor. Dazu gehören schwerpunktmäßig Projekte zur Lernbegleitung und zu Förder­maßnahmen, die speziell für Kinder und Jugendliche mit Deutsch als Zweitsprache konzipiert sind, Projekte zur Erhöhung der Professionalität von Lehramts­studierenden im Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht sowie Projekte im Bereich der Elternarbeit.

Daran anknüpfend ging Sylvia Selke mit einem anschaulichen Film auf das seit Jahren durch das Interkulturelle Kompetenzzentrum erfolgreich umgesetzte Projekt der „Interkulturellen Lern­begleitung“ ein. Bei diesem Projekt erhalten die Studierenden der PH die Möglichkeit, an ausgesuchten Projektschulen mit SchülerInnen, die eine schulische Unterstützung benötigen, Förderarbeit durchzuführen. Für diesen Einsatz werden die Studierenden im Rahmen einer Zusatzqualifikation vorbereitet und erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein Hochschul-Zertifikat. Im Sommersemester beendeten 20 Studierende die Zusatzqualifikation erfolgreich: Das Zertifikat erhielten sie sowohl aus den Händen des Prorektors für Studium und Lehre, Herrn Prof. Dr. Gerhard Härle, als auch vom Generalkonsul Edward Alford.

Im abschließenden Vortrag zeigte sich der amerikanische Generalkonsul beeindruckt von den laufenden Projekten des Interkulturellen Kompetenzzentrums und der Arbeit an der Pädagogischen Hochschule insgesamt. Besonders interessierte ihn die Frage, wie die PH-Studierenden auf die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft pädagogisch vorbereitet werden. Dazu suchte er gezielt das Gespräch mit einzelnen Studierenden, die dem Generalkonsul ihre Motivation für das Lehramtsstudium erläuterten und darlegten, in wieweit sie sich auf die schulische Praxis vorbereitet fühlen.

Insgesamt war die Veranstaltung sowohl für die Gäste als auch für das Interkulturelle Kompetenzzentrum ein gelungener deutsch-amerikanischer Austausch in Fragen des gelingenden Umgangs mit Inklusion und Heterogenität in Bildungskontexten.

IKZ/velo/tjs

Fragen zum IKZ beantworten Ihnen gerne:
Prof. Dr. Havva Engin / Sylvia Selke
Interkulturelles Kompetenzzentrum
Tel.:    +49 6221 18 54 01 15
E-Mail: selke(at)ph-heidelberg.de

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Veränderte Bildungslandschaften

Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer besuchte die Hochschule

Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer war am 20. Juni 2011 zu Besuch an der PH Heidelberg. Prof. Dr. Anneliese Wellensiek, Rektorin der Hochschule, begrüßte die Ministerin und freute sich, dass Frau Warminski-Leitheußer ihr erstes Round Table Gespräch im Amt an die Hochschule führte: Ist doch gerade der Standort Heidelberg, an dem für alle Lehrämter ausgebildet wird, für Wellensiek bestens für die gesamte Lehrerbildung gerüstet.

Nach der Begrüßung durch die Rektorin, die sich klare Worte von Warminski-Leitheußer in Bezug auf die Zukunft der Lehrerbildung wünschte, hielt die Ministerin vor etwa 200 Personen einen engagierten Vortrag über ihre Regierungs­ziele: Insbesondere die individuellen Stärken jedes Kindes sollen gefördert werden, da sie davon überzeugt ist, dass jeder – bei entsprechender Förderung – den maximalen Bildungserfolg erreichen kann. Außerdem soll das Schulgesetz geändert und damit zum Beispiel die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft werden. Die Gemeinschaftsschule will Warminski-Leitheußer dagegen erst gesetzlich verankern und dann einführen. Ferner soll der G9-Zug parallel zu G8 ermöglicht und die Werkrealschule von der verpflichteten Kooperation mit den beruflichen Schulen befreit werden. Die Ministerin betonte abschließend die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft der neuen Regierung und forderte jeden auf, seine Ideen einzubringen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion führten Prof. Dr. Anne Sliwka, Prof. Dr. Gerhard Härle (beide Prorektoren der PH) und Karsta Holch, die frühere Schulleiterin des Helmholtz-Gymnasiums, untereinander und mit dem Publikum eine lebhafte Debatte. Moderiert wurde der Diskurs von Prof. Gerd Weisskirchen, dem ehemaligen außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
Holch setzte sich beispielsweise dafür ein, die Projekte der Lehrbeauftragten im Lande zu erhalten, Sliwka zog zum Vergleich die kanadischen Gesamtschulen heran und Warminski-Leitheußer betonte die Wichtigkeit der „kommunalen Kreativität“, um neue Konzepte „direkt vor Ort“ zu entwickeln. Für Härle ging es vor allem darum, eher auf individuelle Stärken der Kinder zu achten als auf so genannte „schwierige“ Kinder. Dazu ist für ihn eine „intelligente Kooperation“ zwischen den Bildungseinrichtungen essentiell. Die Ministerin betonte beim Thema „Inklusion“, dass Qualität vor Schnelligkeit gehe und bat um Geduld. Einig waren sich alle darin, die Kommunikationskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken sowie deren Medienkompetenz zu fördern.

Eine schöne Überraschung kam zum Schluss: Vor ihrer Berufung zur Kultusministerin war Warminski-Leitheußer Bürgermeisterin für Bildung, Sport und Gesundheit der Stadt Mannheim. Im Publikum saßen einige ihrer alten Wegbegleiter, nämlich die PH-Dozenten Prof. Dr. Gerd-Bodo von Carlsburg, Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer und Dr. Helmut Wehr. Sie überreichten der Ministerin am Ende der Veranstaltung die frisch gedruckte Publikation „Hätte ich doch nicht weggeschaut – Zivilcourage früher und heute“, für den sie den Beitrag „Mannheim erinnert sich. Die Reichspogromnacht – ein Schandfleck deutscher Geschichte“ beigetragen hatte. Warminski-Leitheußer zeigte sich von der Geste sichtlich gerührt.

Hätte ich doch nicht weggeschaut
Carlsburg von, Gerd-Bodo / Dammer, Karl-Heinz / Wehr, Helmut
Sondereinband: 168 Seiten
Verlag: Brigg Pädagogik; Auflage: 1 (August 2011)


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Neues aus dem Akademischen Auslandsamt/Interkulturelles Forum (AAA/IF)

STIBET – Programm zur Verbesserung der Qualität des Ausländerstudiums
STIBET ist ein neues Betreuungsangebot für ausländische Studierende, die einen Abschluss an der PH Heidelberg anstreben. Ab WS 2011/2012 wird (vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständige Fakultät) erstmals eine Lehrveranstaltung angeboten, die ausländische Studierende bei der Entwicklung der fachbezogenen Deutschkenntnisse besonders unterstützt. Die Lehrveranstaltung wird von der Leiterin des AAA/IF durchgeführt.

ERASMUS-Studienplätze 2011/2012
Es stehen noch Studienplätze für das WS 2011/2012 und für das SS 2012 zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es im AAA/IF.

Neue Kooperationen
Beschluss des Senats vom 22. Juni: Es wird ein Hochschulvertrag mit der Thomson Rivers University in Camloops in Kanada geschlossen. Senatsbeauftragte für die Kooperation ist Prorektorin Prof. Dr. Anne Sliwka.

Sommerfest des AAA/IF am 14. Juli!

Das Sommerfest des AAA/IF findet am Donnerstag, den 14. Juli 2011, ab 18.00 Uhr im Hof der Alten PH, Keplerstraße, statt. Alle Studierenden und Mitarbeiter der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie alle Freunde und Alumni des AAA/IF sind herzlich eingeladen.

Besuche an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg

Im Rahmen des ERASMUS-Programms (Weiterbildung von Hochschulpersonal an Universitäten) kamen der Sportdozent Monnay aus Fribourg (Schweiz) und drei Professoren der Naturwissenschaften aus Trabzon (Türkei) nach Heidelberg, um sich über Didaktik und Methodik ihrer Disziplinen mit Fachkollegen auszutauschen.
Verabschiedet wurde Serhat Aydin. Der ebenfalls aus Trabzon stammende Doktorand hat seinen einjährigen Studienaufenthalt in Heidelberg mit sehr guten Erfolgen abgeschlossen und kehrt in die Türkei zurück, wo er an der Universität Izmir als Dozent tätig sein wird. 

Eine Delegation aus Goa und anderen indischen Provinzen besuchte auf Einladung von Prof. Dr. Anne Sliwka die Hochschule und informierte sich über das Bildungssystem in Deutschland und besonders im Baden-Württemberg. Die Vertreter verschiedener Bildungseinrichtungen zeigten großes Interesse daran, Studierende der PH Heidelberg als Praktikanten an ihren Schulen aufzunehmen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Universidade Pedagógica Maputo (Mosambik) hält sich die zweite Gruppe von Masterstudenten für zwei Monate an der Hochschule auf. Sie werden von Projektleiter Prof. Dr. Michael Schallies und den Professoren Laukenmann, Randler und Spannagel fachlich betreut. 
Ab Juli hält sich Prof. Dr. Ernesta Raciene (Pädagogische Universität Vilnius) für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt, gefördert durch ein Forschungsstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, in Heidelberg auf.

Besuche an Partnerhochschulen und Hochschulmessen
Prof. Dr. Christoph Khittl und ERASMUS-Koordinatorin Henrike Schön hielten Lehrveranstaltungen an beiden Partnerhochschulen in Tallinn /Estland ab.
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg war Anfang Juni auf der größten internationalen Hochschulmesse und Jahrestagung  für Austauschbeziehungen in Vancouver / Kanada vertreten.

ERASMUS 2011/2012
Der Vertrag für das nächste Studienjahr liegt vor: Der Hochschule stehen laut Vertrag Mittel in Höhe von 77.674 EURO (Erstzuweisung Vorjahr 70.588 EURO) für die Durchführung der Mobilitäten zur Verfügung. Durch Mittelumverteilungen kann diese Summe voraussichtlich noch erhöht werden. Allein für die Studienaufenthalte der Studierenden wurden der Hochschule 2010/2011 weitere 10.000 EURO nach erfolgreicher Berichterstattung und Antragstellung zugewiesen.

ERASMUS-Fachkoordinatoren
Prof. Dr. Jeanette Roos, BA Studiengang FELBI, wird Fachkoordinatorin für Eötvös Loránd Tudományegetem, Budapest, Ungarn (Nachfolge Prof. Dr. Schöler).


Henrike Schön

family-Programm: Familie schafft Chancen

Expertise von Prof. Dr. Anne Sliwka und Susanne Frank zum Einfluss von Familienstrukturen auf das Bildungsverhalten von Kindern und Jugendlichen

Der Einfluss des Elternhauses auf den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen ist größer als der von Schulen, Unterricht und Lehrern zusammen. Wer Kindern unabhängig von ihrem sozialen, wirtschaftlichen oder regionalen Hintergrund dieselben Bildungschancen einräumen will, muss auch mit Familien arbeiten. Wenn Eltern in der Lage sind, die Bildung ihres Kindes optimal zu fördern, kann die kindliche Freude am Lernen bewahrt und Talent bestmöglich gefördert werden.

Wissenschaftliche Grundlagen des familY-Programms
Im Rahmen einer Vorphase verfasste Prof. Anne Sliwka, Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, eine wissenschaftliche Expertise („Die Bedeutung der Familie für den Bildungserfolg“), worin die aktuellsten Studien aus den Forschungsfeldern Bildung, Familie, Sozialisation und Schule, der Lehr-Lern-Forschung und der Pädagogischen Psychologie ausgewertet wurden. Diese Expertise bildet die wissenschaftliche Basis des familY-Programms. Bei einem Expertenhearing im April 2010 in Berlin wurde die Idee des familY-Programms außerdem einem breiten Fachpublikum vorgestellt; Ergebnisse dieser Tagung fließen ebenfalls in das Programm ein.

Ziele des familY-Programms
Übergeordnetes Ziel des familY-Programms ist die Verbesserung der Lernausgangsbedingungen von Kindern, die Erhöhung von Bildungschancen sowie die Stärkung der Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Familien, Kinder und Eltern profitieren auf unterschiedliche Weise von diesem Angebot:

  • Innerhalb der Familien verbessert sich die Interaktion zum Thema Bildung und Lernen, die familiäre Situation wird entspannter, das Handeln der Familie als Ganzes wird gestärkt.
  • Kinder profitieren von besseren Lernausgangsbedingungen, ihre Lernmotivation erhöht sich, Selbstregulationskompetenzen können entwickelt werden.
  • Das Programm hilft Eltern dabei, sich der eigenen Möglichkeiten zur Unterstützung ihrer Kinder bewusst zu werden und weiter zu entwickeln. In Eltern-Peer-Groups soll die gegenseitige Unterstützung der Eltern gefördert werden.


Zielgruppe und Finanzierung des familY-Programms

Zur Förderung der Chancengleichheit und Teilhabe an Bildung sind insbesondere sozial und ökonomisch benachteiligte Familien die Zielgruppe. Das Angebot richtet sich an Eltern, deren Kinder im Vor- oder Grundschulalter sind und in einer der drei Projektkommunen (Berlin, Düsseldorf, Kreis Lippe) leben. Pädagogen aus Jugendhilfe, Schule und Kindertagesstätten werden zum familY-Begleiter fortgebildet, so dass die Kompetenzen und Erfahrungen vor Ort genutzt werden können.
Die Vodafone Stiftung Deutschland, Initiator und Hauptförderer des buddY-Programms, das die Vision von Bildungsgerechtigkeit und sozialer Mobilität verfolgt, wird auch das familY-Programm als überregionaler Hauptförderer unterstützen. Zusätzlich konnten regionale Förderer gewonnen werden, etwa Stiftungen.

Download: Familie schafft Chancen (PDF)


Die Expertise von Prof. Dr. Anne Sliwka und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Susanne Frank zum  FamilY-Programm ist verfügbar unter:
http://www.vodafone-stiftung.de/publikationmodul/detail/25.html


red

Im Fokus: Reform der schulpraktischen Studien

Informations- und Studientag für Ausbildungslehrkräfte und Schulleitungen am 20. Juli in der Hochschule

Die neuen Lehramtsprüfungsordnungen erfordern für die Durchführung der schulpraktischen Studien an den Schulen strukturelle Änderungen: Die bisherigen Tages- und Blockpraktika werden durch drei Praktikumseinheiten ersetzt, wobei das „Integrierte Semesterpraktikum“ als Herzstück der Schulpraktischen Studien die Schulen im besonderen herausfordern wird. Die Hochschule hat eine Praktikumsorganisation entwickelt, die für Studierende, Schüler und Schülerinnen, Ausbildungslehrende, Schulleitungen und Hochschullehrende gleichermaßen ein Gewinn sein kann.

Um die Reform der schulpraktischen Studien mit den Kollegen und Kolleginnen der Schule zu diskutieren, werden alle Ausbildungslehrende sowie deren Schulleitungen zu einem Informations- und Studientag am 20. Juli in die PH Heidelberg eingeladen. Die für die Studienreform zuständige Referentin im Kultusministerium, RSR’in Annely Zeeb, wird die Rahmenvorgaben der neuen Schulpraktika darstellen. Vertreter und Vertreterinnen des Staatlichen Schulamtes Mannheim haben ihr Kommen zugesagt.

Der Informations- und Studientag findet am 20. Juli in derAula im Altbau der Hochschule in der Keplerstr. 87 statt und beginnt um 10.00 Uhr (Begrüßungskaffee ab 9.30 Uhr). Bis zur Mittagspause wird das Praktikumskonzept der Hochschule vorgestellt und diskutiert. Am Nachmittag finden Arbeitsgespräche in Kleingruppen zur Umsetzung des Konzeptes statt, die dann im Plenum diskutiert werden. Das Ende des Informations- und Studientags ist gegen 15.30 Uhr vorgesehen.

Programm

ab 9.30 Begrüßungs-Kaffee
10.00    Begrüßung durch die Rektorin Prof. Dr. Wellensiek
              Vorstellung des neuen Leitungsteams
10.15    Einleitung in das neue LPO-Praktikumskonzept durch die Referentin des
              Kultusministeriums Frau RSR’in Annely Zeeb
11.15    Vorstellung des Praktikumskonzeptes der PH Heidelberg mit
              anschließender Diskussion
12.15    Perspektive des Schulamtes Mannheim auf die neuen Strukturen
12.30    Mittagspause   (die Caféteria im Altbau bietet verschiedene Gerichte an)
13.30    Arbeitsgespräche in Kleingruppen zur Umsetzung des Konzeptes
14.30    Kaffeepause
14.45    Präsentation der Arbeitsergebnisse Diskussion im Plenum
ca. 15.30    Verabschiedung


Isolde Rehm

Produktive Liebe zum literarischen Lesen

Zum Tod von Prof. Dr. Gerhard Haas

Die Pädagogische Hochschule Heidelberg trauert um Prof. Dr. Gerhard Haas, der am 17. Mai durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Geboren 1929, hat er in den 50er Jahren die Lehrbefähigung an Volks- und Realschulen erworben und anschließend in Tübingen und München Germanistik, Geschichte und Politik studiert. Als wissenschaftlicher Assistent in Tübingen erfolgte dann die Promotion mit einer Arbeit zur literarischen Form des Essays. Seit 1966 lehrte er deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik als Professor, zunächst in Reutlingen, bis zu seiner Pensionierung 1994 dann in Heidelberg, wo er auch das „Lesezentrum“ des Faches Deutsch erfolgreich auf den Weg gebracht und geleitet hat.

Bekannt geworden ist Gerhard Haas vor allem durch seine Vorschläge für einen „anderen“, an der Reformpädagogik orientierten Literaturunterricht. Dessen grundlegende Prinzipien hat er in seinem letzten Aufsatz aus dem Jahre 2011 nochmals vehement gegen neuere Diskussionen zur Kompetenzorientierung verteidigt; er hatte sie bereits in den 1970er Jahren propagiert. Methodische Verfahren, die den literarischen Text vorrangig als „Klettergerüst“ für eine rein kognitiv ausgerichtete Analyse nutzen, führen seiner Ansicht nach dazu, dass mit der „Lust am Text“ (R. Barthes) auch die Lust am Lesen verloren geht. Die Alternative, die er theoretisch begründet und in zahlreichen Unterrichtsmodellen konkretisiert hat, ist als Konzept des „Handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts“ in die Geschichte des Deutschunterrichts seit den 1980er Jahren eingegangen und prägt bis heute sowohl die Bildungspläne und Lesebücher als auch die unterrichtliche Praxis in allen Schularten und Schulstufen.

Nicht weniger wirkungsvoll war sein fachliches und didaktisches Engagement für die Kinder- und Jugendliteratur. Ein von ihm initiiertes und betreutes Handbuch (1974, in überarbeiteter Auflage 1984) wurde zum erfolgreichen Standardwerk und trug maßgeblich dazu bei, dass Texte der Kinder- und Jugendliteratur als Gegenstand literaturwissenschaftlicher Forschung anerkannt wurden und als wesentliches Element der literarischen Sozialisation in Familie und Schule die ihnen gebührende Beachtung fanden. Wenn Kinderliteratur für ihre Leserinnen und Leser von Bedeutung sein und etwas in Bewegung setzen soll, muss sie inhaltlich und künstlerisch anspruchsvoll sein – so seine immer wieder entschieden vorgetragene und an vielen Beispielen belegte Forderung.

Beide Arbeitsschwerpunkte stehen im Werk von Gerhard Haas nicht isoliert nebeneinander; er verbindet sie in den auf die Schulpraxis ausgerichteten Aspekten seines umfangreichen Wirkens als Hochschullehrer und wissenschaftlicher Publizist. Fast 20 Jahre hat er die Zeitschrift „Praxis Deutsch“ als Mitherausgeber und Autor geprägt und auf diesem Wege seine Überlegungen zur Lesedidaktik, zur Kinderliteratur, zur Phantastik und insbesondere zur Handlungs- und Produktionsorientierung in die Schulen hinein getragen.

Mit Gerhard Haas verliert nicht nur die Pädagogische Hochschule Heidelberg, sondern die Literaturdidaktik insgesamt einen außerordentlich produktiven Kollegen, der Entscheidendes bewegt und voran gebracht hat. Wer ihn näher kannte, verliert auch einen bei aller Entschiedenheit in der Sache sensiblen und freundlich zugewandten Menschen mit seiner ansteckenden Liebe zum literarischen Lesen.

Prof. Dr. Bernhard Rank