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Pädagogische Hochschule Heidelberg
Oktober 2023
Podiumsdiskussion: Grundschullehramt auf neuen Wegen
[hop] "Grundschullehramt auf neuen Wegen": Am 26. Juli haben sich Bildungsexpert:innen zum Lehrkräftemangel und insbesondere zur Situation der Grundschule ausgetauscht. Die Pädagogische Hochschule Heidelberg war Gastgeberin dieses bildungspolitischen Gesprächs, für das sie hochkarätige Expert:innen aus Politik, Verbänden, Hochschulen und Schulen gewinnen konnte.
Durch das Programm der drei aufeinander folgenden Podien sowie unter Einbezug des informierten Publikums vor Ort und an den Bildschirmen führte Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath.
Zu Gast waren auf Podium 1 „Gesellschaft“ Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, und Rita Haller, zweite Vorsitzende des Landesschulbeirats Baden-Württemberg. Auf Podium 2 „Praxis“ diskutierten Sabine Horn, Rektorin Geschwister-Scholl-Schule Heidelberg, Referendar Patrick Götzinger und Studentin Franca-Juliana Brunke. Podium 3 „Politik“ bestand aus den Landtagsmitgliedern Nadyne Saint-Cast, Bündnis 90/Die Grünen, und Dr. Stefan Fulst-Blei, SPD, sowie Prof. Dr. Peter Kirchner, Sprecher der PH-Prorektor:innen Studium und Lehre.
Grundschulen brauchen dringend Unterstützung!
Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach unterstrich in ihrem Eingangsstatement, „dass wir Lehrer:innen brauchen, die mit einem ausgezeichneten Professionswissen Kindern Bildungschancen eröffnen, die mit viel Engagement unterrichten und die auch in Krisen stark sind. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, dass die Schere zwischen den Kindern aus privilegierten Familien und Kindern mit weniger Startchancen immer größer wird. Wenn wir Schule neu denken wollen, müssen wir auch unsere Lehramtsstudiengänge weiterentwickeln“.
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer:innen, dass gerade den frühen Bildungsprozessen in der Grundschule eine enorme Bedeutung zukommt, da hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Einigkeit bestand aber auch in der Einschätzung, dass die Grundschule sich zurzeit in einer überaus schwierigen Situation befindet und dringend Unterstützung braucht. Es müsse sofort etwas gegen den Lehrkräftemangel getan und Anreize für das Studium des Grundschullehramts geschaffen werden, so das Credo auf den unterschiedlichen Podien.
Bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten wurde die Angleichung der Gehälter von Grundschullehrkräften mit anderen Schularten gefordert. Ein anderer Ansatz war, dass Praktikantinnen unterstützend eingesetzt werden könnten, gerade mit Blick auf Herausforderungen, die durch große heterogene Klassen, Kindern mit unterschiedlichen Bedarfen und herkunftsbedingten Disparitäten entstanden sind. Ebenfalls diskutiert wurde die Möglichkeit der wissenschaftlichen Qualifizierung und regelmäßigen Fortbildung von Quereinsteiger:innen, bei denen auch Migrant:innen mitgedacht wurden.
Duales Studium ja oder nein?
Kontroversen entstanden über die Frage, ob duale Studienmodelle eine Möglichkeit sein könnten, neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen. Die Befürworter:innen sehen darin die Chance, dass Studierende bei ausreichender wissenschaftlicher Qualifizierung Schulen schon früh im Studienverlauf unterstützen könnten. Durch die Bezahlung der Tätigkeit an den Schulen würde nicht nur ein hoher Anreiz geschaffen, sondern für Studierende auch erleichtert werden, den Lebensunterhalt zu finanzieren. Solche Modelle könnten zudem Quereinsteiger:innen aus anderen Bereichen ansprechen. Ein duales Studium könnte darüber hinaus auch helfen, frühe Studienabbrüche zu vermeiden, da die Bindung an die jeweilige Schule schon frühzeitig erfolgte.
Die Kritiker der dualen Modelle betonten hingegen die sehr gute Qualität der Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen und sehen bei den Studiengängen momentan keinen konkreten Änderungsbedarf. In der Einführung eines dualen Modells sehen sie die Gefahr, dass die grundständigen Studiengänge an Attraktivität verlieren würden.
Bis 31.10. um geförderte Auslandspraktika bewerben
[hop] Schulen sind heute durch kulturelle und sprachliche Diversität geprägt und Lehrkräfte handeln in einem globalisierten Umfeld. Zwei Stipendienprogramme des DAAD helfen Lehramts-studierenden und Absolvent:innen dabei, Schule und Unterricht in einem anderen Land zu erfahren. Durch Auslandsaufenthalte lassen sich Globalisierungserfahrungen einordnen und vermitteln. Wer sich noch bis 31.10. bewirbt, kann für das Jahr 2024 ein Auslandspraktikum erhalten: Hier geht es zum Link!
Bildungsplausch - Podcast: Von der Schule in die Forschung
[hop] Christina Mechler hat nach ihrem Studium der Sonderpädagogik an der PH Heidelberg mehrere Jahre als Lehrerin gearbeitet. Sie ist nun im Rahmen einer Abordnung zurück an die Hochschule gekehrt und forscht zu Themen der Inklusion am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung.
In der neuen Folge des Forschungspodcast Bildungsplausch spricht sie über ihre Zeit als Lehrerin, ihre Abordnung und die Inhalte ihrer Forschungsarbeit. Außerdem in dieser Folge: Das Projekt MeAvia untersucht Antiziganismus in den Medien. Und: Ukrainische Gastforscherinnen berichten kurz über ihre Zeit an der PH Heidelberg. In einer weiteren Podcastfolge, die in diesem Newsletter aufgeführt ist, erfährt man mehr über ihre Arbeit.
Im Bildungsplausch sprechen Wissenschaftler:innen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg über aktuelle Fragen zum Thema Bildung. Außerdem werden Projekte vorgestellt und es gibt weitere Neuigkeiten aus Wissenschaft und Forschung. Der Podcast ist ein Kooperationsprojekt von Presse & Kommunikation, Forschungsreferat und Transferzentrum der Hochschule. Die aktuelle Folge findet sich auf der Seite des Forschungsreferats der Hochschule unter diesem Link sowie auf allen gängigen Podcastportalen.
Multilingual Education in Ukraine
[hop] Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur für die Menschen vor Ort die bekannten gravierenden und immer noch unfassbaren Folgen, sondern auch für die Wissenschaft. Für eine Sonderfolge des Forschungspodcasts Bildungsplausch hat das Team daher mit den ukrainischen Gastwissenschaftlerinnen Maryana Natsiuk und Victoriya Osidak gesprochen, die an der Hochschule im Fachbereich Englisch forschen.
Maryana Natsiuk und Victoriya Osidak kamen im März 2022, also unmittelbar nach Ausbruch des Krieges, an die Hochschule, um hier ihre Forschung fortzusetzen. Sie erzählen im Interview u. a. über das Projekt “Multilingual Education and Assessment“ und wie sie ihr Leben außerhalb der Forschung in Heidelberg gestalten. Die Folge wurde auf Englisch aufgenommen.
Im Bildungsplausch sprechen Wissenschaftler:innen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg über aktuelle Fragen zum Thema Bildung. Außerdem werden Projekte vorgestellt und es gibt weitere Neuigkeiten aus Wissenschaft und Forschung. Der Podcast ist ein Kooperationsprojekt von Presse & Kommunikation, Forschungsreferat und Transferzentrum der Hochschule. Die aktuelle Folge findet sich auf der Homepage der Hochschule sowie auf allen gängigen Podcastportalen: Download "Sonderfolge: Multilingual Education in Ukraine" (.mp3, ca. 40 MB).
Internationaler Studierendenaustausch: Matheprojekt AuthOMath
Vom 4. bis 7. Juli trafen sich Studierende aus vier Ländern im österreichischen Linz, um gemeinsam ihre digitalen Mathe-kenntnisse im Rahmen des Erasmus+-Projekts AuthOMath zu vertiefen. Das von Prof. Dr. Guido Pinkernell geleitete und der PH Heidelberg koordinierte Projekt arbeitet mit der spanischen Universidad de Cantabria (UC), der schottischen University of Edinburgh (UoE) und der School of Education der Johnannes-Kepler-Universität (JKU) Linz zusammen.
Mathias Tejera, Projektmitarbeiter und Organisator des Treffens an der JKU Linz, hat einen sehr angenehmen Rahmen für ein anspruchsvolles Programm geschaffen. Aus Heidelberg nahmen neben Prof. Dr. Pinkernell Gunter Ehret, Projektmitarbeiter und Doktorand in Mathematikdidaktik, Patrick Galm, Masterabsolvent und Mitarbeiter in der Online-Plattform Heidelberger Mathebrücke sowie Nadja Günthner, Benedikt Reismann, Mathea Scheit und Dirk Zimmermann teil. Letztere sind Mathematikstudierende, die im Sommersemester 2023 an einem Didaktikseminar bei Guido Pinkernell teilnahmen, das die Entwicklung didaktisch aufbereiteter digitaler Aufgaben zum Inhalt hatte.
Am ersten Tag, der den Studierenden reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen bot, stellte Prof. Dr. Pinkernell das Projekt AuthOMath vor und ließ die Studierenden mit Beispielaufgaben arbeiten, um die Potentiale des digitalen Aufgabenformats zu verdeutlichen. Der Nachmittag wurde von zwei Studierenden der UC eröffnet, die vom Einsatz des formativen Feedbacks des Tools berichteten. Vorträge zu den zugrundeliegenden didaktischen Überlegungen folgten, bevor – wie an jedem der folgenden Tage - die reflective diary time anstand, bei der die Studierenden nochmal ihren Lernzuwachs anhand von Impulsfragen reflektierten. Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Hans-Georg Weigand, in dem der Zusammenhang von Kompetenzen, Grundvorstellungen und dem Einsatz digitaler Medien verdeutlicht und mögliche Forschungsfragen in diesem Bereich herausgearbeitet wurden. Es folgten Kurse, die das Erstellen digitaler Aufgaben mit GeoGebra (Guillermo Bautista, JKU), STACK (Dr. George Kinnear, UoE) sowie die Integration der beiden Softwaren (Prof. Dr. Pinkernell, PHHD) zum Inhalt hatten. In der Gruppenarbeitsphase, die auch am 3. Tag stattfand, entwickelten die Studierenden eigene Ideen für eine digitale Aufgabe, wobei in den einzelnen Gruppen Studierende aller Hochschulen vertreten waren. So wurden Synergieeffekte genutzt, da die Studierenden Expertise in sehr unterschiedlichen Bereichen mitbrachten. Auch ein Besuch des Ars Electronica Centers stand auf dem Programm. Am vierten Tag präsentierten die Studierenden ihre digitalen Aufgaben den beeindruckten Professoren, was gleichzeitig der Auftakt zu einem Treffen der Projektverantwortlichen im Anschluss war.
Die Studierenden ziehen ein durchweg positives Fazit aus dem Linz-Aufenthalt. Patrick, der bereits Erfahrungen mit STACK-Aufgaben hat, konnte diese auffrischen und vertiefen. Matheas Highlight war - neben der Gruppenarbeit - der beeindruckende Besuch des Ars Electronica Center. Für Nadja war insbesondere die Beschäftigung mit dem Tool GeoGebra gewinnbringend. Luis von der UC, der durch Prof. Dr. Diego Mantecon auf das Projekt aufmerksam wurde, kannte sich schon mit STACK aus und fand vor allem die Verbindung mit GeoGebra interessant. Leire, ebenfalls aus Cantabria, zog viel aus dem Vortrag von Prof. Dr. Hans-Georg Weigand. Maria von der UoE lobte die Zusammenarbeit mit Studierenden aus anderen Ländern, bei der sie den didaktischen Aspekt des adaptiven Feedbacks kennengelernt hat. Alle freuten sich zudem über die Begegnung mit „tollen Leuten“, bzw. „nice people“, und den Austausch über europäische Kulturen hinweg, und machten gewinnbringende Erfahrungen, zum Beispiel was Tagesabläufe oder auch unterschiedliche Computer-Tastaturen betrifft.
Text: Gunter Ehret
Studentin Clara Liv Weißenberg mit HaBiFo-Preis gewürdigt
[velo] Der Verband "Haushalt in Bildung und Forschung e.V." (HaBiFo) hat zum dritte Mal eine Studentin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit seinem Preis für exzellente Abschlussarbeiten im Lehramt ausgezeichnet: Clara Liv Weißenberg erhielt den HaBiFo-Preis 2023 für ihre Masterarbeit "Planung und Gestaltung von taubblindenspezifischem Unterrichtsmaterial für den Fachbereich Lebenspraktische Fähigkeiten".
Betreut wurde die Arbeit von Professor Dr. Markus Lang (Blinden- und Sehbehindertenpädagogik) und Dr. Nicola Kluß (Alltagskultur und Gesundheit). 2019 war bereits Lisa Wolff und 2021 Katrin Womelsdorf mit dem Preis gewürdigt worden.
Mit einem innovativen und gleichzeitig wissenschaftlich fundierten Ansatz verfolgt Weißenberg in ihrer Masterarbeit die Frage, wie taubblinde und hörsehbehinderte Schüler:innen in ihrer Selbständigkeit bei der Zubereitung einfacher Speisen unterstützt werden können. Sie hat dazu didaktisch außergewöhnlich kreative Materialien entwickelt und mit einer Schülerin erprobt.
Neben der äußerst gründlichen und fundierten Bearbeitung der Fragestellung wurde von den Gutachter:innen als besonders herausragend hervorgehoben, wie Weißenberg die Selbstbestimmung und Teilhabe der Schülerin als Ausgangspunkt für alle ihre Überlegungen integriert hat.
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg und insbesondere die Abteilungen Blinden- und Sehbehindertenpädagogik sowie Alltagskultur und Gesundheit gratulieren Weißenberg herzlich zu diesem Erfolg.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/alltagskultur-und-gesundheit.
Hochschule würdigt die besonderen Leistungen von Tim Strahl
[hop] Die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Professorin Dr.in Karin Vach, hat zum Ende des Sommersemsters das besondere Engagement des Studenten Tim Strahl gewürdigt. Der Vorsitzende des Studierendenparlaments hat die PH-Days initiiert und sowohl 2022 als auch 2023 maßgeblich organisiert.
Rektorin Vach betont: „Er hat verschiedene Akteur:innen zusammengeholt: die Hausmeister, das Rektorat, die Studierenden ... Immer wieder hat Tim Strahl neue Ideen eingebracht, neue Kontakte geknüpft, PH-Days größer gedacht“. Er habe stets alles am Laufen gehalten und den Überblick bewahrt. Und vor allem habe er auch in stressigen Situationen seinen Humor nie verloren. Die Würdigung fand im Rahmen der diesjährigen PH-Days statt.
Dr. Uta Benner: Professur für Gebärdensprachdolmetschen
[velo] Professorin Dr. Uta Benner folgt zum 1. Oktober 2023 dem Ruf an die Pädagogische Hochschule. Dort wird sie an der Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften die Professur für Gebärdensprachdolmetschen übernehmen. Dabei verantwortet sie unter anderem den gleichnamigen Bachelorstudiengang und forscht in den Bereichen Gebärdensprachdolmetschen/-linguistik bzw. Deaf Studies.
Professorin Benner verfügt über ein einschlägiges wissenschaftliches Profil als Linguistin und ist ein anerkanntes Mitglied der internationalen Scientific Community. Sie publiziert regelmäßig in Zeitschriften und hält Fachvorträge etwa zu Inklusion und sozialer Teilhabe. Dabei gelingt es Benner, sich mit ihren gleichermaßen angewandten wie theoretischen Perspektiven auch außerhalb der von ihr vertretenen Fachdisziplin zu etablieren. Deutlich wird dies etwa in dem von der Linguistin stellvertretend geleiteten Institut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung der Hochschule Landshut.
Ebenda hat Benner den Studiengang Gebärdensprachdolmetschen gegründet und äußerst erfolgreich etabliert. Ihre Erfahrungen als Deutsch- und DGS-Muttersprachlerin fließen dabei genauso in ihre Lehre ein wie ihre langjährige Tätigkeit als staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin. Benner weiß nicht nur ihre Student:innen zu begeistern, sondern setzt sich auch in der Öffentlichkeit erfolgreich für mehr Teilhabe von gehörlosen und hochgradig schwerhörigen Menschen insbesondere in Bildung und Medizin ein.
„Es ist ein großes Vorrecht, in Lehre und Forschung tätig zu sein“, sagt Benner. „Ich freue mich auf ein inspirierendes Umfeld an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, auf neue Herausforderungen, Vernetzungsmöglichkeiten, Begegnungen und Projekte.“
Weitere Informationen finden Sie in Kürze unter www.ph-heidelberg.de/ba-gsd.
Zur Person
Uta Benner hat an den Universitäten Stuttgart und Hamburg Computerlinguistik mit Nebenfach Gebärdensprachen studiert. 2005 legte sie außerdem die staatliche Prüfung für Gebärdensprachdolmetscher:innen ab: Seitdem ist sie als freiberufliche Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache tätig. Von der Universität Stuttgart wurde Benner 2012 mit einer Arbeit zu Gebärdensprachlinguistik promoviert. Die Hochschule Landshut hat sie 2014 zur Professorin für Gebärdensprachdolmetschen berufen; von 2016 bis 2022 war sie ebenda Studiendekanin der neugegründeten Fakultät Interdisziplinäre Studien. Dem Ruf an die Pädagogische Hochschule Heidelberg folgt Professorin Benner zum 1. Oktober 2023.
Dr. Sylvie Méron-Minuth: Professur für Französisch
[velo] Die Pädagogische Hochschule Heidelberg hat PD Dr. Sylvie Méron-Minuth zum 1. Oktober 2023 zur Professorin für Romanistik und ihre Didaktik berufen. Am Institut für Fremdsprachen wird sie in der Abteilung Französisch ab sofort forschen und in den lehramtsbezogenen Studiengängen lehren. Méron-Minuth wird zudem die bestehenden Kooperationen mit der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sowie mit der Universität Heidelberg im Fach Französisch weiter ausbauen.
Die Forschung von PD Dr. Méron-Minuth hat ihre Schwerpunkte im Bereich des Frühen Fremdsprachenlernens und der Mehrsprachigkeit bzw. Mehrsprachigkeitsdidaktik und wird in der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit intensiv rezipiert. So liefert insbesondere ihre fremdsprachendidaktische Dissertation neue Erkenntnisse hinsichtlich der Inventarisierung bzw. Kategorisierung von Kommunikationsstrategien bei jungen Lernern. Hierzu stellt Méron-Minuth das Zusammenspiel zwischen präziser konzeptueller Forschung und qualitativ-empirischer Forschung dar, die nicht nur in eine fundierte Theoriebildung einmündet, sondern auch wegweisende Vorschläge für die Weiterentwicklung eines frühbeginnenden Fremdsprachenunterrichts bietet.
In ihrer Habilitation beschäftigte sich Méron-Minuth dann mit der Frage, ob und wie die Herkunftssprachen von Fremdsprachenlernern im schulischen Fremdsprachenunterricht von den Lehrpersonen berücksichtigt werden. Hierzu hat sie qualitative Interviews geführt, bei denen sich Defizite bei der Einbindung vorhandener Sprachkenntnisse zeigten.
Méron-Minuth gilt darüber hinaus als versierte Hochschullehrerin, die es unter anderem aufgrund ihrer mehrjährigen Erfahrung als Lehrerin und Hochschullehrerin versteht, Studierende für die Aspekte der Fremdsprachforschung und -didaktik zu begeistern. Als französische Muttersprachlerin wird sie zudem als Sprachvorbild und didaktisches Rollenmodel geachtet. Hierzu trägt auch ihr starkes internationales Netzwerk bei, das insbesondere den Studierenden einer Fremdsprache wertvolle Auslandserfahrungen ermöglicht.
„Die Pädagogische Hochschule Heidelberg bietet eine attraktive Umgebung für die Erforschung fachdidaktischer und fachwissenschaftlicher Fragestellungen im Bereich Französisch, mit einer engen Verknüpfung zur Schulpraxis“, so Méron-Minuth. „Ich freue mich sehr, im Rahmen meiner Forschung und Lehre an der Hochschule die Verbindung zwischen Theorie und Praxis im Französischunterricht in den Mittelpunkt stellen zu können. Die Hochschule eröffnet herausragende Möglichkeiten, die Lehr-/Lernprozesse von Studierenden zu fördern und Lehrerpersönlichkeiten zu entwickeln, deren Praxis Ziele eines kommunikativen, motivierenden, modernen Fremdsprachenunterrichts repräsentiert. Insgesamt will ich einen praxisorientierten und reflexionsbasierten Beitrag zur Französischdidaktik leisten.“
Weitere Informationen finden Sie in Kürze unter www.ph-heidelberg.de/franzoesisch.
Zur Person
Sylvie Méron-Minuth hat 1997 zunächst ihr Germanistik-Studium an der Université de Rennes II Haute-Bretagne abgeschlossen und dann 2004 das Lehramtstudium an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Parallel zu ihrem Studium war Méron-Minuth an verschiedenen Institutionen und Universitäten als Lehrerin für Französisch als Fremdsprache sowie als Dozentin für Didaktik der romanischen Sprachen tätig. 2009 wurde sie von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe mit einer Arbeit über die Kommunikationsstrategien von Grundschüler:innen im Fremdsprachenunterricht Französisch promoviert. 2014 hat sie die Vertretung der Professur Fachdidaktik der romanischen Sprachen an der Universität Regensburg übernommen, bevor sie 2016 als Vertretungsprofessorin für Fachdidaktik Romanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wechselte. 2021 ging sie an die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, wo sie seitdem als Vertretungsprofessorin den Fachbereich Französisch leitet. Ihre Venia Legendi für die „Didaktik der romanischen Sprachen“ erhielt Méron-Minuth 2018 von der Universität Augsburg. Zur Professorin berufen wurde PD Dr. Sylvie Méron-Minuth 2023 von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Open Access-Publikation: Fallstudien zur inklusiven Pädagogik
[hop] In der Lernbehindertenpädagogik, aber darüber hinaus auch generell in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften sind diagnostische Kompetenzen unabdingbar, um die Lernfähigkeiten von Schüler:innen professionell einzuschätzen. Diese Kompetenzen sind für unterschiedliche Lernfelder notwendig, sei es etwa hinsichtlich des sprachlichen oder naturwissen-schaftlichen Bereichs oder auch beim Sozialverhalten.
Um solche Kompetenzen zu schulen, haben Sonderpädagogik-Studierende der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Studiengang Lernbehindertenpädagogik bzw. Pädagogik der Lernförderung unter der Leitung der Professoren Reimer Kornmann und Wolf Rüdiger Wilms Fallstudien zu Schüler:innen aus Förderschulen erstellt. Durch diese Studienleistung im Fach Diagnostik wurden sie befähigt, Förderpläne zu erstellen, umzusetzen, zu evaluieren sowie ihre dabei geleistete pädagogische und diagnostische Tätigkeit in nachvollziehbarer Form zu dokumentieren.
17 exemplarische Fallstudien
Die nun in fünf Bänden publizierten förderungsorientierten Fallstudien, deren Erstellung von der Max-Traeger-Stiftung großzügig unterstützt wurde, kondensieren das Wissen aus langjähriger produktiver Arbeit in zahlreichen Seminaren. Aus insgesamt 340 Fallstudien wurden 17 besonders ergiebige ausgewählt und jeweils einem der folgenden vier Problembereiche zugeordnet: Schwierigkeiten beim Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache, mit den Anforderungen des Mathematikunterrichts und der Unterrichtssprache Deutsch sowie beim Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten.
Jeder der vier Bereiche wird in einem separaten Band behandelt, ein fünfter ist allen vier Titeln als theoretische Einführung vorangestellt. Daneben enthalten alle Bände auch Ausführungen zu besonders lehrreichen Aspekten, Weiterentwicklungen des methodischen Vorgehens oder der Interpretationsansätze.
Die Fallstudien liefern einen wertvollen Beitrag zu einer inklusiven Pädagogik. Sie können in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften eingesetzt werden, um deren pädagogische Kompetenzen zu erweitern. Sie liefern Ideen, wie Einschränkungen schulischen Lernens zu verstehen und zu beheben sind. Und sie veranschaulichen, wie sich Praxis und Theorie sowie Lehre und Forschung gewinnbringend miteinander verbinden lassen.
Open Access-Publikationen
Die fünf Bände wurden als Open Access-Publikationen über den Schriftenserver der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Heidelberg veröffentlicht und sind über die aufgeführten Links zugänglich:
https://doi.org/10.60497/opus-1564,
https://doi.org/10.60497/opus-1580,
https://doi.org/10.60497/opus-1581,
https://doi.org/10.60497/opus-1582,
https://doi.org/10.60497/opus-1583
Weitere Informationen
Prof. Dr. Reimer Kornmann
E-Mail: mail☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜reimerkornmann☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de
Telefon: 06223-6003
heiEDUCATION JOURNAL: Critical Media Literacy
[hop] Die neue Ausgabe des heiEDUCATION Journals beschäftigt sich "Critical Media Literacy" (CML). Sie kann als eine zukünftige Schlüsselkompetenz begriffen werden, die in der Lehrkräfteaus-bildung wie auch in der schulischen Praxis dringend förderungs-bedürftig ist. Das Heft dokumentiert zentrale Debattenbeiträge einer HSE-Vorlesungsreihe zur Thematik. Das heiEDUCATION Journal ist eine Open-Access-Publikation im Verlag Heidelberg University Publishing und unter dem Link online verfügbar.
Extremismus und Radikalisierung
[hop] Das Kontaktstudium „Extremismus und Radikalisierung: Handlungskompetenz für die Bildungsarbeit mit jungen Menschen“ der Professional School befähigt dazu, verschiedene Formen von Extremismus und Radikalisierung zu erkennen. Dazu gehört, junge Menschen für die Thematik zu sensibilisieren, sowie in begründeten Verdachtsmomenten die Gefahrenlage abzuschätzen, um gemeinsam mit Akteuren der Prävention konkrete Schritte für ein angemessenes Vorgehen einzuleiten. Für weitere Informationen siehe Flyer (PDF, ca. 0,4MB).
Messe: "WoANDERS LERNEN: Außer(hoch)schulische Lernorte"
[red] Am 15.11.2023 von 10:00 bis 17:00 Uhr laden die Organisator:innen Professorin Dr. Marita Friesen, Dr. Corinna Link und Professor Dr. Manfred Seidenfuß interessierte Lehrkräfte und Dozierende von Hochschulen und Schulen sowie Studierende und Akteur:innen außer(hoch)schulischer Lernorte herzlich zur ersten, fächer- und schulformübergreifenden Heidelberger Lernortmesse ein.
Die Anmeldung für die Teilnahme zur Lernortmesse, die im Rahmen des Verbundprojekts heiEDUCATION 2.1 stattfindet, ist über das Eventmanagement-System ConfTool ab sofort bis zum 5.11.2023 möglich. Lehrkräfte können sich für die Veranstaltung zusätzlich über das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL, Veranstaltungsnummer GV54Q) registrieren; die Teilnahme wird dann als zertifizierte Lehrkräftefortbildung anerkannt.
Mit dem Motto „WoANDERS LERNEN: Außer(hoch)schulische Lernorte“ hat sich die Lernortmesse zum Ziel gesetzt, Kooperationen zwischen außer(hoch)schulischen Lernorten und (Hoch-)Schulen „digital, inklusiv und nachhaltig“ zu ermöglichen. In der Mehrzweckhalle des Altbaus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg präsentieren sich daher nicht nur Ausstellende aus der Region; Akteur:innen aus dem Feld berichten auch von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen (Hoch)schulen und außer(hoch)schulischen Lernorten und bieten somit Good-Practice-Beispiele und Impulse für die eigene Arbeit. Das gesamte Programm und Informationen zu den Ausstellern der Lernortmesse finden Sie auf der Veranstaltungswebsite der Heidelberg School of Education (HSE) unter: www.hse-heidelberg.de/lernortmesse.
Zehnjähriges Jubiläum von "Kunst & Inklusion"
[hop] Zum zehnjährigen Bestehen stand das Seminar „Kunst & Inklusion“ unter dem Motto „Neben der Spur“ und wurde mit einem inklusiven Kunstfestival vom 1. bis 3. Juni gefeiert. Seit der Premiere im Sommersemester 2013 bringt das Seminar an der Hochschule seither regelmäßig Studierende aus den Bereichen Sonderpädagogik, dem Fach Kunst sowie Menschen mit so genannter geistiger Behinderung von der Lebenshilfe Heidelberg zusammen, um gemeinsam künstlerisch arbeiteten.
Das Seminar, seither fest in den Studienverlauf des Fachs Kunst integriert, wurde von Beginn an und bis heute von Susanne Bauernschmitt, Dr. Teresa Sansour und in Kooperation mit Barbara Schmidt, Kunsttherapeutin der Lebenshilfe Heidelberg, geleitet. Teresa Sansour, mittlerweile Professorin im Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik an der Universität Oldenburg, ist zum Jubiläum mit einer großen Studierendengruppe angereist. Insgesamt über 60 Personen, Kunststudierende und Lebenshilfekünstler:innen, nahmen an der Veranstaltung teil, die außerdem von Kunstdozentin Linda Streubel und zahlreichen Tutor:innen unterstützt wurde. Marleen Langer und Alina von Hayn, Künstlerinnen aus dem schweizerischen Luzern und Alumni der Pädagogischen Hochschule, waren zum Jubiläum wieder in Heidelberg und haben partizipative, textile Kunsträume im Außenbereich gestaltet.
Drei Tage lang ging es im intensiven Austausch darum, was "Neben der Spur" für alle Beteiligten bedeutet. Die Kunstmittel waren so vielfältig wie die künstlerischen Ansätze: Ob sich am besten über Zeichnen, Malen und Fotografieren, über künstlerische Texte und sprachliche Bilder, über textile Materialien, Farben und Knete oder sogar über kleine Performances ausgedrückt werden kann, entschieden die Teilnehmenden selbst. KUNST KANN LEBEN RETTEN: Die Message, die auf den roten Lebensrettungswesten der Dozentinnen stand, war dabei nicht nur als Augenzwinkern zu verstehen.
Kunst im Zentrum des inklusiven Settings
Die Grundidee des Seminarkonzepts ist ein so genannter Pädagogischer Doppeldecker. Gemeint ist damit die Dopplung von Lehr- und Lernprozessen, indem die Lernenden mit jenen Methoden unterrichtet werden, die sie später als Lehrende übernehmen können. Studierende und Menschen mit Behinderung bilden dazu eine gemeinsame Seminargruppe. Experimentell-offene Lernsituationen, entdeckend-erforschende Auseinandersetzungen mit Orten, Materialien, dem Selbst und dem Fremden sowie individuelle, methodisch abwechslungsreiche Prozessbegleitungen, wie sie in einem künstlerischen Projekt zu realisieren sind, bieten Möglichkeiten der Differenzierung und eröffnen neue Perspektiven, Denk- und Handlungsräume.
Einblicke in die Ergebnisse gewährten die Teilnehmenden am 3. Juni, als das Seminar zu einer „Offenen Tür“ eingeladen hatte. Die Oldenburger Studierenden bereuten ihre weite Reise an den Neckar nicht. „Die Atmosphäre ist super. Es macht so viel Spaß, mit den unterschiedlichen Leuten zu arbeiten. Und das absolut auf Augenhöhe. Das hätte ich vorher so nicht erwartet.“ Die Erfahrungen im inklusiven Seminar machen aber auch nachdenklich. So formuliert eine Teilnehmerin in ihrer Seminarreflexion: „Warum konnte ich erst mit 21 solche Erfahrungen machen? Wie viele Menschen werden nie eine solche Erfahrung machen? Vielleicht war auch genau das alles eine Erfahrung neben der Spur.“
Wer noch mehr über das Seminar erfahren möchte, kann im bildungswissenschaftlichen Magazin daktylos der Hochschule, das Mitte Oktober erscheint, den ausführlichen Beitrag lesen.
Zur Professionalisierung Dialekt sprechender Lehrkräfte
Am 29. Juni war Sprecherzieherin Kerstin Hillegeist mit dem Vortrag „Dialekt und /oder Standardaussprache Deutsch? - Zur Professionalisierung Dialekt sprechender Lehrer:innen“ zu Gast. Unter den zahlreichen Teilnehmenden befanden sich neben Student:innen auch Kolleg:innen aus Stuttgart, Heidelberg und Rostock. Kerstin Hillegeist ist Atem-, Stimm- und Sprechtrainerin sowie Sprecherzieherin der DGSS an der PH Weingarten. Schwerpunkt des Vortrags war das „Code-Switching“.
Die Referentin betonte zu Beginn die Wichtigkeit des Themas „Dialekt bzw. Standardaussprache Deutsch“ an Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Schulen. Mit ihrer Arbeit wolle sie sowohl über die emotionalen und sozialen Hintergründe des Phänomens aufklären, als auch angehende Lehramtsstudierende für sprachsensiblen Unterricht sensibilisieren.
Der interaktive Vortrag knüpfte an eine Befragung an der PH Weingarten an zu den Einstellungen und Gefühlen dialektsprechender Studierender. Die Studierenden assoziierten zum Thema Dialekt vorwiegend Begriffe wie „Heimatgefühl“, „Familie“ und „Identität“. Auf die Frage, was sie damit verbinden, Hochdeutsch zu sprechen, nannten sie vorwiegend Begriffe wie „Unwohlsein/ Fremdheit“, „Verständlichkeit für alle“ und „Passend zum Unterricht und Referieren“. Viele Dialektsprecher:innen berichten also auf der einen Seite von einer großen emotionalen Verbundenheit zu ihrem Dialekt und auf der anderen Seite beschreiben sie Gefühle der Unsicherheit, sobald sich die sprachliche Umgebung und Erwartung um sie herum verändert. Lassen sich diese Unsicherheiten auch im Bildungsraum Schule beobachten?
Kerstin Hillegeist veranschaulichte dazu anhand von Beispielen, dass es in vielen Bereichen von Vorteil ist, das „Switchen“ in die Standardaussprache zu beherrschen. Als Lehrkraft sei man nicht nur Vermittler:in von Wissen, sondern auch ein sprachliches Vorbild für die Schüler:innen. Hillegeist erläuterte dann anhand eines Modells, welche Einsatzmöglichkeiten unterschiedliche Sprachcodes böten. Bei allen Einsatzmöglichkeiten stehe zuallererst die Verständlichkeit für alle Schüler:innen im Vordergrund. Dies vorausgesetzt, lasse sich der Sprachcode „Dialekt“ bewusst einsetzen, wenn es sich im Unterricht um emotionale Themen handelt. So könne sich die Lehrkraft sprachlich auf eine Ebene mit ihren Schüler:innen begeben und z.B. ein Streitgespräch unter Kindern besser lösen. Dieses „Code-Switching“ ermögliche es der Lehrkraft zudem, den Frontalunterricht vor der gesamten Klasse in der Standardaussprache Deutsch zu halten und gleichzeitig Einzelsituationen mit Dialekt sprechenden Kindern per Dialekt zu lösen.
Die Schüler:innenperspektive
Der Bildungsplan sieht vor, dass Kinder bereits im Grundschulalter dazu befähigt sein sollten, Code-Switching frei anwenden zu können. Schaut man sich jedoch das sprachliche Material der Lehrbücher an, so fällt auf, dass sie das Code-Switching nur teilweise trainieren: Die aktive Produktion der Standardaussprache Deutsch wird nicht durch Mitmachübungen geübt, sondern lediglich die rezeptive Ebene des Sprachbewusstseins. Dieses Sprachbewusstsein sei zwar hilfreich, die Kinder in ihren individuellen Prozessen zu kompetenten Code-Switcher:innen zu unterstützen, allerdings müsse vor allem das Sprechen der Standardaussprache geübt werden, damit es die Kinder in kommunikativen Situationen auch anwenden können. Aus diesem Grund müsse die Kompetenz des Code-Switchings als Bestandteil des Unterrichts trainiert werden – und dies nicht nur im Fachunterricht Deutsch, sondern auch in anderen Fächern, in denen die Kinder bildungssprachliche Fachbegriffe erlernen.
Deshalb, so Hillegeist, sei es zuallererst ratsam, das Sprachbewusstsein der Kinder zu stärken: „Aus welcher Dialektregion komme ich?“ oder „Welches Wort spreche ich in meinem Dialekt ganz anders als du in deinem?“ Besonders in der Sekundarstufe 1 biete es sich darauf aufbauend an, die Dialekte metasprachlich zu analysieren, also auf phonetisch-phonlogischer, morphologischer, semantischer und syntaktischer Ebene zu untersuchen. Zudem ließen sich Übungen der Hördifferenzierung anschließen, damit die Kinder auch auditiv den Dialekt von der Standardaussprache unterscheiden lernen. Anschließend ließe sich die kommunikative Kompetenz des Code-Switchings trainieren, mithilfe von Kurzpräsentationen oder Gesellschaftsspielen.
In der abschließenden Fragerunde berichteten die Teilnehmenden von ihren eigenen Erfahrungen des Dialektsprechens. Aufgrund des Austauschs entstand die Idee, die Dialekte der Kinder mithilfe von Wettbewerben an der Schule emotional anders zu besetzen und zu fördern. So könne z.B. ein Vorlesewettbewerb auf Plattdeutsch dazu führen, dass die Kinder wieder mehr Entdeckungsfreude an dialektaler Sprache empfinden, während sie gleichzeitig im Unterricht zu kompetenten Code-Switcher:innen ausgebildet werden.
Text: Malte Borgfeldt
Umgang mit Komplexität
[red] Etwa 100 Akteur:innen der Ernährungs- und Verbraucherbildung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich am 7. und 8. September an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu einem fachdidaktischen Austausch unter dem Titel „Umgang mit Komplexität - Herausforderungen und Chancen für die Ernährungs- und Verbraucherbildung“ getroffen. Schwerpunktthema war, dass die durch gesellschaftliche und technologische Veränderungen wie Globalisierung und Digitalisierung geprägten Anforderungen an die alltägliche Lebensführung immer komplexer werden und entsprechend auch in der schulischen Bildung berücksichtigt werden müssen.
Die Tagung wurde vom fachdidaktischen Verband „Haushalt in Bildung und Forschung e.V.“ (HaBiFo) in Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg der Standorte Freiburg, Heidelberg und Schwäbisch Gmünd organisiert. Grußworte von Minister Peter Hauk aus dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, von Staatssekretärin Sandra Boser aus dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und von Prof. Dr. Franziska Birke, Prorektorin der PH Freiburg, stimmten motivierend auf die Tagung ein.
Im Rahmen der Nachwuchsförderung wurde der HaBiFo-Preis für herausragende Abschlussarbeiten verliehen: Ausgezeichnet wurde Clara Liv Weißenberg von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg für ihre Masterarbeit. Sie hat dort taubblindenspezifische Unterrichtsmaterialien für die Anbahnung lebenspraktischer Fähigkeiten entwickelt.
In Vorträgen und Foren widmete sich die Tagung dem Phänomen der Komplexität am Beispiel des Ernährungssystems und der Lebensführung. Darauf aufbauend wurde die Rolle der Bildung hinsichtlich notwendiger Kompetenzen für den Umgang mit Komplexität diskutiert. Auch die didaktischen Potenziale der Komplexität für die schulische Ernährungs- und Verbraucherbildung wurden deutlich: Schließlich sind Heranwachsende in ihrem Alltag mit vielfältigen (Konsum)entscheidungen konfrontiert und verfügen dabei über sehr heterogene Erfahrungen und Voraussetzungen.
Da Kinder und Jugendliche heute in einer immer komplexeren und sich schnell verändernden Welt aufwachsen, ist Ernährungs- und Verbraucherbildung in der Schule wichtiger denn je. Diese ist in Baden-Württemberg im Unterrichtsfach „Alltagskultur, Ernährung, Soziales“ (AES) in der Sekundarstufe I verankert. Die Teilnehmenden waren sich am Ende der Tagung einig, dass trotz aller komplexitätsbedingten Herausforderungen für Bildungsprozesse gleichzeitig deren Potenzial genutzt werden muss, um junge Menschen auf die (Konsum)Welt vorzubereiten.
Erfolgreicher Abschluss des zweiten Qualifizierungssemesters
Susann Bensch und Louisa Kabbe, die am AW-ZIB zu Bildungsfachkräften qualifiziert werden, haben im August ihre zweite Modulprüfung bestanden. Dieser Meilenstein kennzeichnete den erfolgreichen Abschluss des zweiten Qualifizierungssemesters. Die Besonderheit der Qualifizierung liegt in der Verknüpfung von Theorieinhalten, Praxiserfahrungen in der erfahrungsbasierten Lehre und einer psychosozialen Begleitung durch die Qualifizierungsleitung.
Bei der Erarbeitung der theoretischen Inhalte können die beiden Qualifizierungsteilnehmerinnen von den Kompetenzen und Erfahrungen der Bildungsfachkräfte lernen. So wurde das Thema Transitionen (bedeutsame Übergänge im Leben eines Menschen) in einer mehrtätigen Lerneinheit gemeinsam vertieft. Individuelle Transitionserfahrungen wurden ausgetauscht und Strategien im Umgang mit Transitionen sowie Unterstützungsressourcen in den Fokus gerückt.
Mit Kollegin Anna Neff und Kollege Hartmut Kabelitz haben sich Susann Bensch und Louisa Kabbe auch mit den Sichtweisen auf Behinderung auseinandergesetzt. Dabei ging es unter anderem um die eigenen Erfahrungen mit Vorurteilen sowie mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Wann wurden sie behindert und wann haben sie sich selbst in der Teilhabe behindert? Was braucht jede:r, um teilhaben zu können und wann fühlt man sich zugehörig?
Doch nicht nur im Hinblick auf theoretische Inhalte profitieren Susann Bensch und Louisa Kabbe von den erfahrenen Kolleg:innen. So hatten beide im Sommersemester 2023 erneut die Gelegenheit, bei einer Veranstaltung der Bildungsfachkräfte zu hospitieren. Wie bauen die Kolleg:innen die Sitzung auf? Wie sprechen sie mit Studierenden? Und wie unterstützen sie sich gegenseitig im Teamteaching? Die Beobachtungen reflektierten die Qualifizierungsteilnehmerinnen, diskutierten mit Hartmut Kabelitz und Thilo Krahnke über ihre Rolle als Lehrperson und übten im Rollenspiel, wie sie selbst als Lehrperson auftreten und wahrgenommen werden möchten.
Die Qualifizierungsteilnehmerinnen können ihre individuellen Erfahrungen auch in gesamtorganisatorische Entwicklungsprozesse mit dem Ziel einer inklusiven Hochschule einbringen. So gab es mit Mitarbeitenden der Abteilung Gebäudemanagement & Arbeitssicherheit im vergangenen Semester eine Begehung des Treppenhauses im Altbau. Bauliche Barrieren wurden identifiziert und konnten teilweise schon abgebaut werden. Weitere Maßnahmen sollen folgen.
Ein Highlight der vergangenen Monate waren die PH-Days, für die das AW-ZIB den Teilhabe-Bus installiert hat: In einem zum mobilen Filmstudio umgewandelten Kleinbus konnten kurze Video-Statements abgegeben werden, verschiedene Satzanfänge („Ich fühle mich als Teil der PH, wenn …“ / „Meine Teilhabe an der PH wird beeinträchtigt, wenn … / durch …“) dienten dabei als Unterstützung. Die Statements werden zu einem Video zusammengeschnitten und im Rahmen der Woche der Vielfalt (27.11- 01.12.2023) gezeigt.
Am Ende des abwechslungsreichen Semesters stand dann die zweite Modulprüfung im Rahmen der Qualifizierung an. Diese umfasste einen Vortrag mit anschließenden Fragen der Prüfungskommission, bestehend aus Noemi Heister (Qualifizierungsleitung), Sarah Maier (pädagogische Leitung am AW-ZIB) und den Bildungsfachkräften Thilo Krahnke und Helmuth Pflantzer. "Ich habe viel geübt und wir haben unseren Vortrag auch vor Bildungsfachkräften geprobt. Ich bin guter Dinge, dass alles klappt“, so Susann Bensch kurz vor ihrer Prüfung. Sie hatte sich für einen Vortrag zum Thema Transitionen entschieden. Sie hat ihre Erfahrungen des Auszugs von zu Hause in eine Wohngemeinschaft reflektiert. Welche Herausforderungen gab es – und wie hat sie diese bewältigt? Louisa Kabbe hat in ihrem Vortrag zu Sichtweisen auf Behinderung über ihre Erfahrungen mit Vorurteilen, aber auch mit erlebter Teilhabe berichtet.
Nach der erfolgreich bestandenen Prüfung blickt Kabbe zurück: „Ich fand im 2. Semester besonders wunderbar, dass Susann und ich als Kolleginnen weiter zusammengewachsen sind.“
Text: AW-ZIB
Praxissemester in der AW-ZIB-Forschung
Esra Sezer studiert im dritten Semester im Masterstudiengang Bildungswissenschaften das Profil Inklusion in sonderpädagogischen Handlungsfeldern. Im Juni 2023 hat sie ihr Praxissemester im Bereich der Forschung am AW-ZIB begonnen. Esra wertet unter anderem die Evaluation der Bildungsangebote der Bildungsfachkräfte aus dem Wintersemester 2022/23 aus. Die Auswertung ermöglichte ihr auch, Themen für ihre Masterarbeit zu finden.
Die Bildungsfachkräfte sensibilisieren in ihren Bildungsangeboten Studierende für ihre Inklusions- und Exklusionserfahrungen als Menschen mit Behinderung. Mit einem Evaluationsbogen, der am Ende jedes Angebots zur Verfügung gestellt wird, können Studierende die Sitzungen der Bildungsfachkräfte bewerten. Diese Rückmeldungen helfen ihnen bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungsangebote. Der Fragebogen selbst besteht aus offenen und geschlossenen Fragen. Die offenen Fragen – die die Bildungsfachkräfte in einem partizipativen Prozess entwickelt haben – beziehen sich auf die Interaktion während der Sitzung, die Organisation des Bildungsangebots, den Lernzuwachs bei den Studierenden sowie deren Wünsche und Erwartungen.
Im Wintersemester 2022/23 nahmen 166 Studierende an der Online-Befragung teil. Esra Sezer wertet im Rahmen ihres Praxissemesters die offenen Fragen aus. Dazu verwendet sie die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an KUCKARTZ (2018) und bildet Kategorien von Aussagen, zum Beispiel: der Austausch zwischen Bildungsfachkräften und Studierenden, die Einblicke in die Lebenswelten von Menschen mit Behinderung oder die Struktur von Bildungsangeboten.
In drei Veranstaltungen, an denen die Bildungsfachkräfte und wissenschaftliche Mitarbeitende des AW-ZIB teilnahmen, wurden die Rückmeldungen der Studierenden und deren Implikationen für eine Weiterentwicklung der Bildungsangebote diskutiert. Bei jedem Treffen standen drei Fragestellungen im Fokus:
- Was brauchen die Studierenden im Vorfeld des Bildungsangebots? Und warum?
- Was bedeuten die Ergebnisse für die Bildungsfachkräfte?
- Was tun die Bildungsfachkräfte mit den Ergebnissen? Wie geht es weiter?
Esras Ziel war es, die Bildungsfachkräfte in die Auswertung und Interpretation der Evaluationsergebnisse einzubinden. Die Daten sollten partizipativ ausgewertet werden.
In der ersten Sitzung ging es darum, welche Erwartungen die Studierenden an das Bildungsangebot hatten. Esra führte mit den Bildungsfachkräften Übungen zur Eigen- sowie Fremdwahrnehmung durch und bereitete Stellwände vor, um die Interaktion anzuregen. Bei der zweiten Veranstaltung trug die Praktikantin Ergebnisse des Fragebogens zu den Themen der Bildungsangebote vor: Was hat den Studierenden geholfen, Inhalte gut nachzuvollziehen, und was hätten sie sich noch gewünscht? Auch die Beteiligung der Studierenden in den Sitzungen wurde diskutiert. Im dritten Treffen setzten sich die Beteiligten mit dem von den Studierenden beschriebenen Lernzuwachs, der Rolle der Bildungsfachkräfte sowie Verbesserungsvorschlägen für die Gestaltung der Bildungsangebote auseinander. Gemeinsam wurden Aspekte zur Weiterentwicklung der Bildungsangebote abgeleitet.
Esra Sezer nahm die drei Veranstaltungen mit Video- und Tonaufnahmegeräten auf. Derzeit wertet sie die Aufnahmen für ihre Masterarbeit aus. Sie analysiert die gemeinsame Auswertung der Evaluationsergebnisse im Rahmen eines partizipativen Prozesses. Dazu wird folgender Fragestellung nachgegangen: Inwieweit können in einem partizipativen Auswertungsprozess Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung von Bildungsangeboten gewonnen und nutzbar gemacht werden? Die ersten Ergebnisse sind Ende 2023 zu erwarten.
Text: Esra Sezer
Autumn School: Die Sache mit dem Klima
https://hse-heidelberg.de/events/autumn-school-die-sache-mit-dem-klima
Tagung: "Expert:innen in eigener Sache in Forschung, Lehre und beruflicher Bildung"
https://www.ph-heidelberg.de/aw-zib-tagung/ueber-die-tagung/
Science Slam am 14. November
https://www.ph-heidelberg.de/transferzentrum/events/details/science-slam/