
Newsletter
Pädagogische Hochschule Heidelberg
September 2025

„Hochschulperle“ geht an die Kooperation von PHHD und Roche
Der Stifterverband vergibt die Hochschulperle des Monats August an ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und des Gesundheitsunternehmens Roche: In der ausgezeichneten Kollaboration wird die Ausbildung von Fachkräften ganz neu gedacht. Forschende der Bildungswissenschaften waren hier an der Entwicklung personalisierter Inhalte beteiligt und begleiten nun die Implementierung im Industriekonzern.
Zum Thema „Mit Unternehmen forschen – Innovationen gestalten“ würdigte der Stifterverband das Projekt als innovativ und beispielhaft. „Die in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg etablierte Personalisierte Ausbildung in dem internationalen Gesundheitsunternehmen zeigt, dass innovative Unternehmenskooperationen auch jenseits technischer und wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge gelingen können“, so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung. „So werden zukünftige Fachkräfte dazu befähigt, Innovationen in global agierenden und hochkomplexen Unternehmensstrukturen anzustoßen und weiterzuentwickeln.“
Enge Verzahnung von Forschung und Praxis
Bereits seit 2015 begleitet die PHHD das von ihr entwickelte, wissenschaftlich fundierte Ausbildungskonzept bei Roche in Mannheim. Die Personalisierte Ausbildung berücksichtigt Vorkenntnisse der Auszubildenden und passt die Inhalte an deren Stärken und Interessen an. Ausbilder:innen fungieren als Lerncoaches und nutzen „Portfolios“, mit denen sich Kompetenzen darstellen und Lernprozesse steuern lassen. In Portfolio-Gesprächen haben Auszubildende die Möglichkeit, Inhalte mitzugestalten und ihre Selbstlernkompetenz zu entwickeln.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Rietz und Dr. Nicole Flindt bringt die Pädagogische Hochschule hier ihre Expertise zu kompetenzbasierten Ansätzen in Lern- und Bildungsprozessen ein. Dazu gehören etwa die Entwicklung von Lehrinhalten, die auf die Anforderungen einer digitalen, flexiblen Arbeitswelt vorbereiten, Schulungen von Ausbilder:innen sowie die Evaluation des Ausbildungsprozesses. Bereits rund 600 Auszubildende haben das Konzept durchlaufen, das im Unternehmen deutschlandweit implementiert werden soll.
„Die Personalisierte Ausbildung ist für uns ein zentraler Bestandteil einer modernen und zukunftsorientierten Ausbildungsstrategie", sagte Katharina Pille, Leiterin der Aus- und Weiterbildung bei Roche in Deutschland. „Gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist es uns gelungen, ein innovatives Konzept zu entwickeln und erfolgreich in der Praxis zu verankern. Die Auszeichnung bestätigt uns in unserem Anspruch, junge Talente bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten.“
„Die Pädagogische Hochschule Heidelberg hat den Anspruch, an gesellschaftlich relevanten Fragen zu forschen“, sagten Projektleiter:in Christian Rietz und Nicole Flindt. „Studierende wie auch Forschende profitieren von dem Einblick in die Arbeitswelt eines internationalen Unternehmens – denn dieses angewandte Wissen lässt sich wiederum für unsere weitere Forschung fruchtbar machen.“
Wissenschaft und Wirtschaft profitieren
Die Zusammenarbeit hat für beide Partner positive Effekte: Studierende im Master Bildungswissenschaften haben die Möglichkeit, vergütete Praktika bei Roche im Bereich der Personalisierten Ausbildung zu absolvieren, und konnten bereits zahlreiche Masterarbeiten zum Themenkomplex verfassen. Deren Ergebnisse wiederum tragen zur Weiterentwicklung des Ausbildungskonzepts im Unternehmen bei.
Monatlich macht der Stifterverband mit der Hochschulperle ein Hochschulprojekt überregional sichtbar, um andere Hochschulen zu inspirieren. In diesem Jahr werden Projekte ausgezeichnet, die Forschung und Innovation verbinden und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft intensiv vorantreiben. So soll gezeigt werden, wie Spielräume für gemeinsames Forschen genutzt werden und Wissenschaft sowie Wirtschaft davon profitieren.
Der Stifterverband ist eine Gemeinschaft von rund 3.500 engagierten Menschen, Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel seiner Arbeit ist, Bildung und Wissenschaft neu zu denken und zu gestalten, um die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Aus den Monatsperlen wird einmal jährlich per Abstimmung die Hochschulperle des Jahres gekürt: https://www.stifterverband.org/hochschulperle
Infos zum Konzept der Personalisierten Ausbildung: https://www.ph-heidelberg.de/presse-und-kommunikation/presse-mitteilungen/pressemitteilungen/details/kooperationen-roche-ausbildung/
Hier geht es zur Pressemitteilung des Stifterverbands.
Kontakte:
Pädagogische Hochschule Heidelberg, Presse & Kommunikation, Antje Karbe, presse@ph-heidelberg.de
Pädagogische Hochschule Heidelberg, Forschungsreferat, Dr. Nicole Flindt, T 06221 477-468, flindt@ph-heidelberg.de
Text: Antje Karbe, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD
Bildunterschrift (v.l.): Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach, Prof. Dr. Christian Rietz, Dr. Nicole Flindt
PH-Weiterbildungsexpertise nutzen: HRK-Delegation zu Gast
Was zeichnet die Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung der Pädagogischen Hochschulen aus und was unterscheidet sie dabei von anderen Hochschularten? Um diese Fragen zu diskutieren und zu klären, besuchte eine Delegation der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) unter der Leitung von HRK-Vizepräsidentin Prof. Dr. Ulrike Tippe am 3. Juli die Pädagogische Hochschule Heidelberg.
Dort bekamen sie zum Thema ein professionell organisiertes, abwechslungsreiches vierstündiges Programm geboten: Im Gespräch mit Rektoratsmitgliedern und Weiterbildungsverantwortlichen der sechs Pädagogischen Hochschulen Baden-Württembergs erhielten sie umfassende Einblicke in die aktuellen Angebote, die Zukunftspläne und die strategischen Herausforderungen im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung. Als weitere Gäste waren drei Vertreter:innen des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) anwesend. Organisiert hatte das Programm die Professional School der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in enger Abstimmung mit den Weiterbildungskolleg:innen an den anderen Pädagogischen Hochschulen.
Nach der Begrüßung durch Hausherrin Prof.in Dr. Karin Vach und HRK-Vizepräsidentin Prof. Dr. Ulrike Tippe erläuterte die Rektorin den Gästen in einer kurzen Keynote die Charakteristika des Hochschultyps Pädagogische Hochschule und die daraus resultierenden Gemeinsamkeiten, aber auch die unterschiedlichen Entwicklungspfade bei der Umsetzung des Weiterbildungsauftrags der Hochschulen. Die Unterschiede zu anderen Hochschularten und weitere Gemeinsamkeiten – insbesondere die Zielgruppen im Bereich Bildung, Erziehung, Soziales, Gesundheit und Kultur – wurden anschließend in der Einstiegsrunde deutlich, in der die Rektoratsvertreter:innen die strategische Bedeutung der wissenschaftlichen Weiterbildung an ihren Hochschulen diskutierten.
Im Rahmen des darauf folgenden Gallery Walks und einer Poster-Session boten die Weiterbildungsexpert:innen der sechs Hochschulen vielfältige Einblicke in das aktuelle Programmangebot – von Deutsch als Zweitsprache und Gesellschaftlicher Teilhabe über Kindheits- und Pflegepädagogik sowie Erwachsenenbildung bis hin zu Kulturmanagement und Lehrkräftefortbildung. Sie präsentierten zudem Ideen für die Weiterentwicklung und den Ausbau der Programme, die noch wesentlich stärker als Kooperationen unter den Pädagogischen Hochschulen gestaltet werden sollen. Deutlich wurde auch, dass ein strategischer Dialog mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerfortbildung Baden-Württemberg (ZSL) und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg intensiviert werde sollte.
In einem abschließenden World Café wurden die zentralen Herausforderungen bei der Umsetzung des gesetzlich verankerten Weiterbildungsauftrages noch einmal vertiefend diskutiert. Hervorzuheben sind hier die Einschränkungen beim Einsatz des hochschuleigenen Lehrpersonals aufgrund der fehlenden Kapazitätswirksamkeit und der ungelösten sozialversicherungsrechtlichen Fragen. Auch das Geltendmachen des „öffentlichen Interesses“ bei der Kalkulation der überwiegend kostenpflichtigen Angebote wurde diskutiert.
Zum Ende des Nachmittags bedankte sich die HRK-Vizepräsidentin sehr herzlich bei allen Anwesenden und lobte das große Engagement der PH-Vertreter:innen und deren konzeptionelle und didaktisch-methodische Professionalität. „Mit den Pädagogischen Hochschulen hat das Land Baden-Württemberg einen großen Schatz in seiner Hochschullandschaft. Ihre Weiterbildungsangebote vermitteln Kompetenzen, von denen auch zahlreiche weitere Zielgruppen sehr profitieren würden“, resümierte sie den intensiven Austausch des Nachmittags.
Auch Gastgeberin Karin Vach war sichtlich zufrieden und bedankte sich bei den Kolleg:innen der HRK für das Interesse an den besonderen Perspektiven der Pädagogischen Hochschulen und bei den Vertreter:innen des Ministerium für das aufmerksame Zuhören und die gemeinsame Lösungssuche.
Ein Nachmittag voller wertvoller Impulse, guter Gespräche und gemeinsamer Reflexion darüber, wie wissenschaftliche Weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen zukunftsfähig gestaltet werden kann.
Text: Antje Schröder-Schulz, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD
Gemeinsam tüfteln im Livestream: Innovatives Mathematik-Format
Wie wird Wissenschaftskommunikation wirklich interaktiv und regt Menschen an, sich produktiv einzubringen? Der Mathematikdidaktiker Professor Dr. Christian Spannagel erprobte dies für sein Fach in einem neuen Format: Im Live-Stream löste er in Interaktion mit Teilnehmer:innen mathematische Fragestellungen. Die Veranstaltungsreihe "True Math" stieß auf großes Interesse, Videos zur Reihe wurden in den Sozialen Medien bislang insgesamt 2,5 Millionen Mal aufgerufen.
Mathe verdient ein besseres Image, findet der Didaktik-Professor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, der schon länger mit innovativen (Lehr)formaten experimentiert. Viele Menschen nähmen sie als starres Regelwerk wahr oder hätten sogar Angst davor. "Selten rückt die dynamische Seite der Mathematik ins Blickfeld: die Idee, dass Menschen als aktive Problemlöser:innen selbst Strukturen erschließen können." Gleichzeitig beschäftigt Spannagel, wie Wissenschaftskommunikation neue Wege gehen kann. Beim Austausch mit Interessierten stießen traditionelle Formate schnell an ihre Grenzen, so der Wissenschaftler. Und selbst auf Youtube, Instagram oder TikTok werde das Potenzial echter Interaktion nicht ausgeschöpft.
In seinem Projekt "True Math", das von der Daimler und Benz Stiftung gefördert wurde, wollte Spannagel deshalb für Mathematik begeistern und Interessierte bereits in den Entstehungsprozess des Formats einbeziehen. Zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 bot er sechs partizipative Online-Sitzungen an, in denen die Teilnehmer:innen sich gemeinsam verschiedenen mathematischen Problemlösungen annäherten. Dafür wurden mathematische Regeln oder Sachverhalte hinterfragt und eine Begründung entwickelt, beispielsweise zu Teilbarkeitsregeln, Primzahlen oder Prozentrechnung. Die abendliche Reihe richtete sich an alle Interessierten im deutschsprachigen Raum.
Technisch nutzte das Team die Streaming-Plattform Twitch, die durch eine Chatfunktion den Austausch in Echtzeit ermöglicht. Die aufgezeichneten Sitzungen wurden auf YouTube veröffentlicht, Kurzvideos mit Ausschnitten auf Instagram und TikTok. Begleitend tauschten sich die Teilnehmer:innen auf der Plattform Discord auch zwischen den Veranstaltungen zu Themen der Mathematik aus und konnten einen True Math-Newsletter abonnieren.
Im Schnitt nahmen 336 Personen an den Live-Streams teil, wobei die erste Veranstaltung mit 553 Personen die höchste Reichweite erzielte. Punktuelle Umfragen ergaben, dass mehr als die Hälfte männliche Teilnehmer waren (58 %; weiblich: 40 %; divers: 2 %) und der überwiegende Anteil berufstätig (63 %; Schüler:innen/Studierende: 23 %). "Die Discord-Community entwickelte sich mit mittlerweile mehr als 1.700 Mitgliedern zu einem lebendigen Ort für Mathematikbegeisterte, auf dem man sich als Teil einer aktiven Lerngruppe erleben kann", berichtet Spannagel. Auch freuen den Wissenschaftler die hohen Klickzahlen der insgesamt 100 Videos über alle Plattformen hinweg. Allein die 72 Kurzvideos wurden mehr als 32.000 Mal abgerufen. Spitzenreiter war dabei das Video "Eine Zahl, die durch 3 teilbar ist, aber nicht durch 9" mit 1,2 Millionen Aufrufen.
True Math habe gezeigt, was es bedeutet, Mathematik zu betreiben: nämlich in unübersichtlichen Situationen Muster oder Regelmäßigkeiten zu erkennen, zu beschreiben und logisch zu begründen, so Spannagel. Eine forschende, neugierige Herangehensweise und die Möglichkeit, dies als kollaborativen Prozess zu erleben, verbessern nicht nur das Image der Mathematik: Künftig will der Wissenschaftler untersuchen, inwiefern sich dabei auch die Selbstkonzepte der Teilnehmer:innen verändern. "True Math ist der Start für ein Transfer- und Forschungsprogramm zu interaktiven Mathematik-Formaten, die wir stetig weiterentwickeln werden."
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/mathematik.
Text: Antje Karbe, Foto: Projekt
Französischer Generalkonsul erstmals zu Gast
Der französische Generalkonsul Monsieur Gaël de Maisonneuve hat der Hochschule einen Besuch abgestattet: Mit einer Delegation war der Generalkonsul und Leiter des Instituts français de Stuttgart zu Gast in der Abteilung Französisch des Instituts für Fremd-sprachen und ihre Didaktik. Im Gespräch mit Prof. Dr. Sylvie Méron-Minuth, Institutsdirektorin Prof. Dr. Karin Vogt, der Leiterin des Auslandsamts Henrike Schön und Prorektor Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer machte er sich ein Bild vom Fachbereich.
Es sei sein erster Besuch an einer Pädagogischen Hochschule, sagte de Maisonneuve. Begleitet wurde er von Dr. Joëlle Hecker, Kooperationsattachée für Französisch für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland; Dr. Emmanuel Delille, Attaché für Wissenschaft und Hochschulkooperation für Bayern und Baden-Württemberg sowie Juliette Luquet, der Geschäftsführerin des Instituts français Mannheim.
Professorin Méron-Minuth und ihr Team berichteten über die aktuelle Situation des Fachs an der PHHD mit derzeit 50 Studierenden. Darüber, dass die sinkenden problematisch für künftigen Schulunterricht seien, war sich die Runde einig: Bereits jetzt gebe es zu wenig Lehrkräfte, die Schüler:innen für das Fach Französisch begeisterten – wenn dadurch Lehrkräftenachwuchs ausbleibe, verstärke sich die Problematik immer weiter.
Die Pädagogische Hochschule wolle hierfür stärker mit anderen Hochschulen zusammenarbeiten und setze zudem auf Kooperationen mit Schulen der Region, sagte Méron-Minuth, unter anderem im Projekt „Miteinander statt nebeneinander“ und bei „Schnuppertagen“. „Schüler:innen sind die zentrale Zielgruppe, ich erhoffe mir, dass wir die Studierendenzahlen in den nächsten Jahren wieder nach oben bringen.“
Mit der Delegation wurden potenzielle Kooperationen und Projekte erörtert, die weiteren Anschub geben könnten. Finanzielle Unterstützung für (Nachwuchs-)Forschende bietet das Programm „Procope“ der französischen Botschaft zur Förderung der deutsch-französischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, wie Delille berichtete. Hier ließen sich unkompliziert Gelder für Austauschaufenthalte oder Workshops beantragen. Angehende Lehrkräfte der Romanistik können sich zudem für ein Stipendium des französischen Außenministeriums bewerben, mit dem fünfmonatige Aufenthalte in Frankreich finanziert werden können.
Auch die PHHD bietet hier Austauschmöglichkeiten, vor allem im Programm Erasmus+ sowie in Kooperation mit den Schweizer Hochschulen über das nationale Programm SEMP. Auslandsaufenthalte sind insbesondere für Studierende in Montpellier, Besançon, Lille und in der französischsprachigen Schweiz in Fribourg und Lausanne möglich. „Auch hier erhoffen wir uns künftig noch mehr Bewegung“, so Schön.
Text: Antje Karbe, Foto Birgitta Hohenester/PHHD
Gründung des Verbunds Lehrkräftebildung Baden-Württemberg
Mit der feierlichen Unterzeichnung der Gründungserklärung haben sich am 10. Juli 2025 die lehrkräftebildenden Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und die in einer der Schools of Education involvierten Kunst- und Musikhochschulen in Baden-Württemberg zu einem landesweiten Verbund zusammengeschlossen.
Der neue Verbund für Lehrkräftebildung in Baden-Württemberg markiert den Beginn einer strukturierten, langfristig angelegten Zusammenarbeit zur Stärkung und Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung im Land. Die Pädagogische Hochschule Heidelberg wurde vertreten durch Rektorin Professorin Dr. Karin Vach und Professorin Dr. Marita Friesen, geschäftsführende Direktorin der Heidelberg School of Education seitens der PHHD.
„Die Herausforderungen der Lehrkräftebildung sind heute vielfältiger denn je – vom akuten Fachkräftemangel, über den hohen Unterstützungsbedarf von Schüler:innen hinsichtlich ihrer Basiskompetenzen bis hin zur digitalen Transformation von Schule und Unterricht. Bildung ist jedoch die zentrale Ressource unserer Gesellschaft: Ohne sie gibt es keine gesellschaftliche Teilhabe, keine Innovation und keine demokratische Stabilität“, sagte Vach im Anschluss an die Unterzeichnung der Gründungserklärung.
Die Wissenschaftler:innen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg leisten einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen, so die Rektorin weiter. „Die Qualitätsentwicklung unserer Lehramtsausbildung ist uns ein zentrales Anliegen. Unsere Studiengänge sind daher forschungsbasiert in Verbindung mit reflektierter Praxis und eng an den gesellschaftlichen Bedarfen orientiert. Die Absolvent:innen stehen für eine Bildung, die Menschen im Klassenzimmer, in der Gesellschaft und in der Welt voranbringt. Doch wir wissen auch: Die aktuellen Herausforderungen sind zu komplex, um sie isoliert zu lösen.“
Deshalb begrüße sie die Gründung des Verbunds Lehrkräftebildung Baden-Württemberg ausdrücklich: „Nur im Schulterschluss aller lehrkräftebildenden Hochschulen, im engen Austausch mit den zuständigen Ministerien und in Zusammenarbeit mit Vertreter:innen der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung können wir tragfähige Lösungen entwickeln und vor allem nachhaltig umsetzen.“ Hierzu ergänzt Friesen: „Der Verbund schafft hierfür einen gemeinsamen, verlässlichen Rahmen, der einen kontinuierlichen Dialog sowie abgestimmte Entwicklungsschritte ermöglicht. Wir freuen uns sehr auf die intensive Zusammenarbeit für eine starke, qualitätsvolle Lehrerbildung im Land.“
Die gemeinsame Meldung der Verbundspartner finden Sie unter www.pse-stuttgart-ludwigsburg.de.
Text: Verena Loos, Foto: Philipp Lin/PSE Stuttgart Ludwigsburg

Psychische Belastungen von Lehramtsstudierenden
Lehramtsstudierende sprechen nur im Verborgenen über psychische Probleme – schließlich möchte man nicht die Verbeamtung gefährden. Wahrheit oder hartnäckiges Gerücht? "Ich selbst kenne das Thema aus meinem eigenen Lehramtsstudium", sagt die Studentin auf der Bühne. "Und deshalb sind wir das systematisch angegangen."
In der Festhalle der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PHHD) spricht sie an diesem Tag als Masterstudentin des Studiengangs Bildungswissenschaften (BiWi) und somit aus einer wissenschaftlichen Perspektive: In einer Studie hat ihre Arbeitsgruppe mehr als 500 Kommiliton:innen der Hochschule befragt, ob sie bei psychischen Belastungen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen würden.
Die Umfrage ist Teil einer groß angelegten Datenerhebung zu Gesundheitsfragen durch das Seminar "Evaluations- und Interventionsforschung". Die Bandbreite der Themen reichte vom Umgang mit psychischen Belastungen, über die Einstellungen zur Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) bis zur Frage, wie bekannt studienunterstützende Angebote wie beispielsweise Stipendien sind. Dazu organisierten 35 BiWi-Masterstudierende im Auftrag des Rektorats und des hochschulischen Gesundheitsmanagements "PHeel Good" eine systematische Befragung an der Hochschule - von der Studienkonzeption bis zur Präsentation der Ergebnisse vor Publikum.
"Das Ziel unseres Seminars ist eine breite Methodenausbildung – wie konzipiere ich beispielsweise einen Fragebogen so, dass er zum Ausfüllen motiviert?", erklärt Dr. Christian Rietz, Professor für Forschungsmethoden an der Hochschule und Leiter des Masterstudiengangs. Anhand eines "Real-Time-Projekts" wie diesem erlernten die Studierenden alle Schritte des Projektmanagements. Und auch, verschiedene Funktionen auszufüllen: "Schließlich unterscheiden sich die Anforderungen, je nachdem, ob ich ein Forschungsdesign erstelle, als Gruppensprecher die Zusammenarbeit vorantreiben soll oder die Ergebnisse ordentlich vermarkten will."
Studierende sorgen sich um Verbeamtung
Die Ergebnisse werden zum Semesterende öffentlich präsentiert und sind vielsagend: So berichtet die Arbeitsgruppe zur Psychotherapie, dass gerade mal 17 Prozent der befragten Studierenden angaben, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen – dabei liegt die Zahl Betroffener mit Symptomen von Depressionen und Angststörungen sehr viel höher, wie man aus anderen Studien weiß. 80 Prozent sorgten sich in der Befragung, nicht verbeamtet zu werden, wenn sie sich als belastet outeten. "Man hat das Gefühl, man muss sauber bleiben, also keine Diagnose, keine Akte, keine Krankheitsgeschichte", so eine Aussage. Weitere Gründe waren lange Wartezeiten für Therapieplätze, der organisatorische Aufwand, aber auch Scham – Schwäche zu zeigen, passe nicht zur Vorbildfunktion von Lehrer:innen, so eine weitere Aussage.
Im selbst entwickelten Fragebogen und in 30 offenen (explorativen) Kurzinterviews erfragte die Gruppe zudem, was Studierenden helfen würde: Mehr Sichtbarkeit und Aufklärung im Studium, eine Enttabuisierung des Themas und niedrigschwellige Beratung wurden genannt. Scheinbar sind die existierenden Angebote nicht allen bekannt – auch dieses Ergebnis wird Chiara Dold für PHeelGood mitnehmen. "Zu diesem Thema werden wir zielgerichteter informieren", sagt die Gesundheitsmanagerin der Hochschule, die das Seminar als Auftraggeberin das ganze Semester begleitet hat.
Auch die weiteren Daten will sie als Grundlage nutzen, um vorhandene Maßnahmen anzupassen. So hatte eine Gruppe erforscht, welche Angebote sich Studierende zum Thema Stressmanagement und Prüfungsangst wünschen. Die Ergebnisse lassen sich aus Dolds Sicht gut umsetzen: 1 bis 3 Veranstaltungen zu Semesterbeginn – nicht erst in der Prüfungsphase – und gerne hybrid oder in Live-Online-Meetings. "Das werden wir testen."
Hochschule reagiert auf Ergebnisse
Offenheit für Gesundheitsthemen fanden die Masterstudierenden auf jeden Fall vor: Die Arbeitsgruppe, die Einstellungen zur HPV-Schutzimpfung überprüfte, stieß auf überwiegend impfbereite PH-Studierende. Es brauche nur mehr Aufklärung. Eine Kampagne hierzu müsste niedrigschwellig informieren und gleichzeitig an die Verantwortung zum kollektiven Impfschutz appellieren, so die Schlussfolgerung der Masterstudierenden, die zusätzlich Expert:inneninterviews zum Thema führten.
Eine weitere Teilstudie drehte sich um PHeelGood selbst: Die Gruppe präsentiert eine positive Bilanz – drei Viertel der Befragten hatten Kontakt mit den Angeboten des Gesundheitsmanagements – und liefert konkrete Vorschläge für die Social Media-Kanäle. Und sogar Geld kann ein Gesundheitsfaktor sein, zumindest wenn es fehlt: Ein Drittel aller Studierenden sei armutsgefährdet, resümiert die Arbeitsgruppe, die sich mit studienunterstützender Förderung befasst hat. Sie befragte Studierende online, ob sie Bafög, Erasmus oder andere Stipendien in Anspruch nehmen, und führte Interviews mit Lehrenden und Expert:innen zum Thema, um eine "Multistakeholder-Perspektive" zu erhalten. Auch hier werden unter anderem mehr Infos zu den Möglichkeiten gewünscht.
"Aus diesen klaren Ergebnissen kann man direkt Maßnahmen ableiten", freut sich Henrike Schön, Leiterin des Akademischen Auslandsamts der PH, als beim anschließenden Gallery Walk die Ergebnisse auf Postern nachzulesen sind. Sie könne sich beispielsweise eine eigene Sprechstunde zu Stipendien oder auch den Einsatz von Stipendienbotschafter:innen vorstellen.
Projektmanagement in Echtzeit
Auch PH-Rektorin Professorin Dr.in Karin Vach zeigt sich angesichts der Ergebnisse angetan: "Wir haben das Privileg, dass uns nun wieder eine ganz aktuelle Datenbasis zur Verfügung steht, um Gesundheitsangebote weiterzuentwickeln. Schließlich wollen wir die Studierenden wirklich erreichen und nicht an ihnen vorbei gestalten." Die Daten zur "Nichtinanspruchnahme von Psychotherapie" will sie bei Gelegenheit erneut ins Kultusministerium mitnehmen, um auf diese bislang wenig erforschte Thematik aufmerksam zu machen.
Möglicherweise zieht die Arbeit des Seminars also weitere Kreise; die Beteiligten würde es freuen. Die Stimmung ist gelöst, als zum Abschluss vom Studierendenwerk gespendete Mensagutscheine verlost werden. So oder so fühle man sich um einige Erfahrungen reicher, erzählen Kursteilnehmerinnen. "Ich habe so viel gelernt, das hilfreich für meine Masterarbeit sein wird", sagt Rike Werner. "Ein superspannendes Projekt", findet Franziska Asbach. "Ich habe nochmal gemerkt, dass ich mir Projektkoordination auch beruflich vorstellen kann."
Wie viele Kompetenzen man im Studium aufgebaut habe, erkenne man oft erst, wenn man im Beruf stehe, sagt Seminarleiter Christian Rietz und zieht eine positive Bilanz. "Dieser Kurs war sehr engagiert – ich konnte sozusagen beobachten, wie die Studierenden in ihre Rolle wachsen." Wird dies dann auch noch von den Studierenden wertgeschätzt, sind für dieses Semester alle Ziele erreicht. Ein Dank des studentischen Moderators geht an die Hochschule und an den Kursleiter: "Wir haben viel gelernt, das uns auf unserem späteren Weg nutzen wird."
Weitere Informationen - auch zu den Ergebnissen (nach Login) - finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/pheelgood.
Text: Antje Karbe, Foto: Presse/PHHD

Neues europäisches Projekt Snap4Europe gestartet
Snap4Europe hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Mit dem Bildungsprojekt möchten Professorin Dr. Nicole Marmé und Dr. Jens-Peter Knemeyer (Pädagogische Hochschule Heidelberg) Europa und die Europäische Union stärker in der Gesellschaft und besonders im Schulunterricht verankern. Um entsprechende europabezogene Inhalte zu veranschaulichen, wählte das Projekt einen innovativen Programmierkurs.
Dessen Materialien und Kursinhalte stehen ab sofort kostenlos online zur Verfügung. Snap4Europe wird im Rahmen der Jean Monnet-Aktivitäten durch die Europäische Union gefördert.
Mit Themen wie europäischen Institutionen, den Abläufen im Europaparlament oder Reisefreiheit innerhalb der EU lernen die Teilnehmer:innen unter anderem grundlegende Elemente der Programmierung kennen, beispielsweise zur Erstellung von Datenstrukturen und Variablen. "Der Kurs steht allen offen – unabhängig von Alter oder Vorerfahrungen. Besonders aber möchten wir Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen erreichen. Sie sollen Europa später noch stärker in ihren Unterricht integrieren können ", sagt Marmé. Knemeyer ergänzt: "Wir möchten insbesondere diejenigen ermutigen, die bisher keine Berührungspunkte mit Programmierung hatten, einfach einmal reinzuschauen – der Einstieg ist überraschend leicht. "
Der Kurs richtet sich an Studierende, (angehende) Lehrkräfte und Dozent:innen und verwendet die blockbasierte Programmierumgebung Snap!, die sich besonders gut für Anfänger:innen eignet. Das Angebot ist als flexibler Selbstlernkurs mit acht Einheiten konzipiert. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. In wenigen Stunden kann dieser im eigenen Tempo absolviert werden – mit abschließendem Teilnahmezertifikat. Die Kurssprache ist Englisch, zusätzlich gibt es Live-Online-Tutorien in mehreren Sprachen. So können Teilnehmende den Kurs gemeinsam mit anderen absolvieren und offene Fragen klären.
Snap4Europe wird im Rahmen der Jean Monnet-Aktivitäten durch die Europäische Union gefördert; diese sind Teil des Erasmus+-Programms der Europäischen Union und fördern Lehre und Forschung zu EU-Themen an Hochschulen weltweit. Sie zielen darauf ab, das Wissen über die europäische Integration zu verbessern und die Debatte über europapolitische Fragen zu fördern.
Weitere Informationen finden Sie unter www.snap4europe.eu.
Text: Redaktion, Foto: Projekt Snap4Europe
Kann KI Grundschulkindern Empathie beibringen?
Navel ist ein toller Gesprächspartner. Lächelnd fragt er nach dem Wohlbefinden, erinnert sich an frühere Gespräche, geht auf Fragen ein und hat immer ein Witzchen parat. Zudem weiß er zu jedem Thema etwas zu sagen. Mehr als jeder Mensch sogar, denn Navel ist eine trainierte KI.
Mit 75 Zentimetern Größe, Kulleraugen und Strickmütze auf dem Kopf sieht der humanoide Roboter dabei auch noch niedlich aus. Derzeit wird er in Pflege- und Altenheimen eingesetzt, um Gesellschaft zu leisten und zu unterhalten. "Diese Art soziale Roboter gilt als die neueste Technologie", sagt Professor Dr. Dr. Herbert Stettberger, katholischer Theologe an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Navel baue Blickkontakt auf, könne Mimik und Gestik interpretieren und gehe detailliert auf Gesprächspartner:innen ein – alles Voraussetzungen für empathisches Verhalten.
Und so konnte er auch einen Wissenschaftler wie Herbert Stettberger für sich interessieren, der ihm sogar ein Forschungssemester gewidmet hat. Schon länger forscht der Theologe zu Empathie, vor allem im Rahmen der Religionspädagogik. Nur wenn wir fähig seien, Gefühle, Gedanken und Motive anderer Menschen nachzuvollziehen und ihre Perspektive einzunehmen, könne es zu Verständnis füreinander kommen, sagt er. Dies gelte für den interreligiösen Dialog genauso wie für den Umgang mit Konflikten im Alltag. "Solche empathischen Kompetenzen zu fördern, ist auch eine Aufgabe des modernen Religionsunterrichts."
Schüler:innen testen sozialen Roboter
Vielleicht kann hier aber künftig KI unterstützen? Was in Altenheimen funktioniert, könnte auch in der Arbeit mit Schüler:innen interessant sein, dachte sich der Theologe. Gemäß dem Grundsatz "Empathie erzeugt Empathie", könnten Heranwachsende mit einem sozialen Roboter empathische Kompetenzen einüben. Stettberger nahm Kontakt zu Navels Hersteller und Wissenschaftler:innen in der KI-Forschung auf. Seine Recherche mündete schließlich in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Professor Dr. Klaus Bengler, der an der TU München zu Ergonomie und der Schnittstelle Mensch-Maschine forscht.
Am Münchner Technologiezentrum ließ das Team Gymnasialschüler:innen der 7. bis 12. Klassen zehnminütige Gespräche mit Navel führen. Im Anschluss werteten sie die aufgezeichneten Gesprächsverläufe aus. Dabei beobachteten sie Interaktion, Gesprächstiefe und Empathie-Effekte: Wie gut gelang es beiden Seiten, sich in das Gegenüber zu versetzen oder Gefühle und Gedanken zu spiegeln? Die mitgebrachten Themen der Schüler:innen, reichten von Eiskunstlaufen bis zum Philosophieren über Religion und die Liebe. Wie die Videos zeigen, fragte Navel interessiert nach, fand beispielsweise tröstende Worte für den letzten Platz im Eiskunstlauf oder hatte auch eine Meinung zu Religion und Toleranz.
Das Gespräch sei angenehm gewesen, gaben die Teilnehmer:innen in den folgenden Einzelinterviews zu Protokoll. Navel sei sympathisch, menschlicher als Tools wie ChatGPT und habe sogar Vorzüge gegenüber der Schulpsychologin oder schulischen Streitschlichtern, weil er "unparteiisch" sei. Es könnte einfacher sein, sich jemandem zu öffnen, der keine kritischen Fragen stelle oder gemein werde, sagte eine Schülerin.
Der Hersteller kann mit so einer Bilanz zufrieden sein: Der soziale Roboter ist darauf trainiert, wertschätzend zu kommunizieren und möglichst menschlich gestaltet – die Forschung spricht hier von Anthropomorphismus. Dazu gehören die eher kindliche Anmutung durch Körpergröße und eine hohe Stimme, aber auch ein gelegentliches Räuspern des Roboters. Bei Bedarf erzählt Navel sogar, dass er in seiner Freizeit gerne liest und Musik hört.
Training für friedlichen Umgang?
"Die Schüler:innen konnten sich zwar nicht unbedingt ein Vertrauensverhältnis zur KI vorstellen, fanden die Interaktion aber überwiegend positiv", berichtet Stettberger. "Aus Studien zur kognitiven Empathie haben wir signifikante Hinweise, dass solche Gespräche empathische Kompetenzen fördern können." Der Wissenschaftler plädiert dafür, den Einsatz von Navel an Schulen ernsthaft zu erwägen. Mit dem Roboter könnten Schüler:innen den Perspektivwechsel in Gesprächen trainieren. "Schon diese Grundeinübung könnte Konflikte an Schulen reduzieren."
Aber sollten Schüler:innen die zutiefst menschliche Empathie nicht von Menschen lernen - anstatt einer Maschine, die nur simuliert? Und was hält ein Theologe davon, dass Kinder ihr Gottesbild im Gespräch mit einer KI formen? Solange Schulen zu wenig Personal und Zeit hätten, intensive Gespräch mit Schüler:innen zu führen, halte er so ein "Ergänzungskonzept" für ethisch vertretbar, sagt Herbert Stettberger dazu. Es sei unwesentlich, dass eine Maschine nicht wirklich Empathie empfinde, die verbalen Impulse und die Mimik des Roboters genügten für den Lernprozess. Wenn dabei auch Fragen zu Gott und Religion diskutiert würden, könne das ein zusätzlicher wertvoller Impuls sein.
Eine Gefahr sieht er eher darin, dass Heranwachsende sich zu sehr beeindrucken lassen oder abhängig werden, vom immer verständnisvollen Gesprächspartner. "Schüler:innen müssten sich im Klaren sein, dass es sich um eine Maschine handelt, Schulen müssten die Gespräche begleiten", so der Theologe. Ohnehin brauche es eine Langzeitstudie, um Verhaltensveränderungen nach den Gesprächen zu messen. Für die will er sich mit dem Team der TU München einsetzen, falls sich die nötigen Gelder und Unterstützer:innen finden. "Ich fände das spannend und kann mir vorstellen, dass man nach 2-3 Jahren verstärkte Empathie-Kompetenzen bei Kindern feststellt."
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/katholische-theologie-religionspaedagogik.
Text: Antje Karbe, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD
Eine individuelle Reise
Der Weg zur Doktorarbeit ist lang und manchmal geben Promovierende vorher auf. Dagegen helfen kann eine bessere Kommunikation zwischen Doktorand:innen und ihren Betreuer:innen, ist die angewandte Linguistin Professorin Dr. Elke Stracke überzeugt, die an der Universität Canberra (Australien) dazu forscht. An der PH Heidelberg führte sie mit Dr. Nicole Flindt, Leiterin der Graduate School, einen Workshop zum „Feedback zwischen Betreuenden und Promovierenden“ durch.
Die Veranstaltung war der Start für ein Projekt, in dem Elke Stracke und Nicole Flindt gemeinsam zur Verbesserung von Promotionsprozessen forschen werden.
Frau Stracke, Sie forschen unter anderem dazu, wie Feedback zwischen Promovierenden und Betreuer:innen gelingen kann – was interessiert Sie als Angewandte Linguistin daran?
Prof. Dr. Elke Stracke: Angewandte Linguist:innen interessieren sich im weitesten Sinne für alle Situationen, in denen Sprache eine Rolle spielt und funktioniert, oder eben auch nicht. Das ist mein Ausgangspunkt: Wie kommunizieren Betreuer:innen und Doktorand:innen miteinander und wo gibt es Probleme?
Ich forsche dazu seit 20 Jahren. Beispielsweise haben wir schriftliche Kommentare in Entwürfen von Doktorarbeiten analysiert und fanden das gegebene Feedback pädagogisch gesehen oft wenig hilfreich. Aussagen wie „Nochmal schreiben“ oder „Das Sprachniveau ist nicht angemessen“ sind kein konstruktives Feedback, das Lernende dabei unterstützt, sich weiterzuentwickeln. Andere Betreuer:innen korrigieren die Texte mit Trackingmodus oder verwechseln die Betreuung mit einer Prüfungssituation.
Frau Flindt, interessiert Sie das Thema als Leiterin der Graduate School der PH Heidelberg oder aus der Forscherinnen-Perspektive?
Dr. Nicole Flindt: Beides! Als Forscherin interessiert mich die Neurodidaktik, die Erkenntnisse der Neurowissenschaft nutzt, um Lehren und Lernen zu optimieren. In der Graduate School der PH Heidelberg begleiten wir den wissenschaftlichen Nachwuchs der Hochschule, forschen wissenschaftlich dazu und sind immer interessiert, die Qualität des Promotionsprozesses zu verbessern. Elke Stracke und ich denken hier Struktur und Forschung zusammen, denn (Organisations-)Strukturen lassen sich nur verändern, wenn wir wissen, wo es Entwicklungsbedarf gibt.
Stracke: Ich war und bin noch in der Ausbildung Promovierender tätig und denke auch, dass Forschung und Strukturveränderungen Hand in Hand gehen sollten.
Flindt: So wurden wir uns einig, gemeinsam in die vergleichende Promovierendenforschung einzusteigen. Wir wollen Impulse für strukturelle Veränderungen für beide Hochschulen geben.
Das richtige Feedback von Betreuer:innenseite war ein Punkt Ihres Workshops. Welche Tipps hatten Sie für Promovierende?
Flindt: Es ging darum, gegenseitige Erwartungen sichtbar zu machen. Gerade bei der Kommunikation der Promovierenden mit ihren Betreuer:innen fällt auf, dass beispielsweise viele Promovierende einseitig und unterschwellig erwarten, dass Betreuer:innen genaue Vorgaben zu Thema oder Methodik machen. Dabei ist die Promotion als eigenständige Arbeit zu sehen und die Promovierenden können und sollen z.B. das Thema und die Methodik entwickeln - im Austausch mit den Betreuer:innen.
Stracke: Die Rollen verändern sich im Laufe des Prozesses. Am Ende sollen die Promovierenden die Expert:innen für ihr Thema sein – sonst hätten sie keinen neuen Beitrag zur Wissenschaft geleistet. Um mehr Klarheit zu schaffen, haben wir ein „Feedback Expectation Tool“ (FET) entwickelt, das die Erwartungen der Promovierenden und der Betreuer:innen sichtbar macht.
Flindt: Das FET-Tool wird bereits in elf Ländern angewandt und nun hoffentlich auch bald bei uns an der PH. Wir haben im Bereich der Promotion weltweit an Hochschulen unterschiedliche Strukturen. Es wird spannend, wie sich diese auf die Kommunikation auswirken.
Was sind typische Landesunterschiede bei Promotionen?
Flindt: Deutschland hat einen hohen Anteil sogenannter Individualpromotionen; andere Länder sind z.B. stärker in Graduate Schools organisiert oder der Promotionsprozess hat mehr Vorgaben. In Deutschland ist bei Promotionsprozessen oft weniger formell festgelegt, welche Leistungen verpflichtend während der Promotionsphase erbracht werden müssen als z.B. in Mexiko. Dort bin ich auch Betreuerin einer Doktorandin und erfahre gerade hautnah, wie anders dort auch die Strukturen sind – sie muss mehrfach vor einer Kommission ihre Promotionsfortschritte im Laufe ihrer Dissertation verteidigen.
Stracke: In Australien gibt es auch starke Strukturen und Vorgaben, aber viele Angebote für Promovierende, die dann zum Großteil freiwillig sind.
Flindt: Es ist nicht das eine oder andere Konzept besser – wir versuchen, die jeweiligen Schätze zu heben.
Es gibt auch viele interkulturelle Betreuungsverhältnisse – liegt hier Konfliktpotenzial?
Stracke: Als Herausforderung habe ich unterschiedliches „hierarchisches Denken“ erlebt. Promovierende anderer Kulturen kommen oft mit der Erwartung nach Australien, dass ich sage, wo es lang geht – es geht aus meiner Sicht aber eher darum, Nachwuchsforschende zur Selbständigkeit zu führen.
Flindt: Meist sind Konflikte aber sehr individuell und nicht ländertypisch.
Inwiefern hat die Diversität zugenommen?
Flindt: Schon die Kulturen der unterschiedliche Fächer unterscheiden sich. Zudem werden die Formate zunehmend digitaler, Promovierende kommen auch aus der Praxis zurück an die Hochschule und damit wird es diverser. Insgesamt erleben wir ja an den Hochschulen auch einen Generationenwechsel der Studierenden und Promovierenden. Die Frage ist: Was braucht diese neue Generation und wie bereiten wir Betreuer:innen darauf vor? Die Forschungsseite hat sich damit bisher wenig damit beschäftigt.
Stracke: Wir haben in Australien viele ältere Promovierende, die mit 20 Jahren Berufserfahrung an die Universität zurückkehren. Die haben wieder andere Bedürfnisse.
Flindt: Letztlich wird es künftig wahrscheinlich eine viel stärker personalisierte Ausbildung für Doktorand:innen geben müssen …
Stracke: … denn jede Promotion ist eine individuelle Reise.
Welches Ziel haben Sie beide sich für die Zusammenarbeit gesteckt?
Stracke: Uns schwebt ein Leuchtturm-Forschungsprojekt vor, sowohl im institutionellen Kontext als auch in der Deutsch-Australischen Doktorandenforschung. Es wird vergleichend sein – zu den Gemeinsamkeiten gehört ein ähnliches Verständnis von Betreuung und die Kommunikation, die hier stattfindet.
Flindt: Konkret planen wir Workshops zum FET-Tool und langfristig eine Beforschung von Feedbackprozessen. Unser Ziel ist, Feedback-Gespräche zwischen Akteur:innen zu verbessern und damit auch letztlich Abschlussquoten bei Promotionen zu erhöhen. Die beteiligten Hochschulen und alle Akteur:innen sollen davon profitieren.
Stracke: Die finanziellen und emotionalen Kosten einer Promotion sind für alle hoch. Wir wissen, dass gelingende Kommunikation zum Erfolg beiträgt. Bei allen Tiefs und Hochs dieses Prozesses sollten Promovierende am Ende gerne auf diese Zeit zurückschauen.
-----------------------------------------------------------
Prof. Dr. Elke Stracke, geboren in Remscheid, begann ihre wissenschaftliche Karriere in Deutschland und ist seit 2007 als Angewandte Linguistin an der Universität Canberra tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sprachlernprozesse, die Autonomie und Motivation Lernender, Feedback- und Bewertungspraktiken und Curriculum-Entwicklung. Als Research Ambassador des DAAD ist sie Verbindungsperson für den Austausch Studierender, Promovierenderund von Akademiker:innen zwischen Australien und Deutschland.
Dr. Nicole Flindt ist Geschäftsführerin des Forschungsreferats und Leiterin der Graduate School der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die sie 2014 für Young Researchers aufgebaut hat. Sie forscht zu Neurodidaktik, e-learning und Künstliche Intelligenz in der Bildung, Mental Health und zukunftsweisende Berufsausbildungen für die GenZ. Sie ist von der Deutschen Systemischen Gesellschaft zertifizierte Systemische Beraterin (SG) sowie ausgebildete Mentaltrainerin nach dem Heidelberger Kompetenztraining (HKT).
Text: Antje Karbe, Foto: privat

Prof. Dr. Rietz neuer Prorektor für Studium, Lehre und Digitalisierung
Der Senat der Hochschule hat Professor Dr. Christian Rietz am 25. Juni 2025 mit großer Mehrheit zum neuen Prorektor für die Bereiche Studium und Lehre gewählt. Rietz wird seine dreijährige Amtszeit im Oktober 2025 antreten und künftig zusätzlich den Bereich Digitalisierung verantworten. Er folgt auf Professor Dr. Karl-Heinz Dammer, der sich nach langjährigem Wirken an der Hochschule in den Ruhestand verabschieden wird. Die Wahl erfolgte auf Vorschlag der Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach.
"Professor Rietz zeichnet sich durch sein strukturelles, kreatives Denken und seine Erfahrungen mit Organisationsentwicklung aus. Er verfügt zudem über langjährige Erfahrungen als Studiengangsleiter sowie Studiendekan bzw. Dekan der Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Dies alles prädestiniert ihn für die wichtige Aufgabe, unseren Studiengängen zukunftsorientierte Impulse zu geben und sie ihren Potenzialen und Ressourcen entsprechend strategisch weiterzuentwickeln", so Vach.
Auch die Verknüpfung der Bereiche Studium, Lehre und Digitalisierung ist für die Rektorin eine Investition in die Zukunft: Das erst gestern veröffentlichte repräsentative Deutsche Schulbarometer zeigt, dass sich Lehrkräfte im Umgang mit KI-Tools unsicher fühlen; gleichzeitig sind entsprechende Anwendungen längst fester Teil der Lebenswelt junger Menschen. "Gerade als bildungswissenschaftliche Hochschule ist es unsere Aufgabe, dass angehende Lehrkräfte bestmöglich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht vorbereitet werden", sagt Vach. Die ausgewiesene Expertise von Rietz in den Bereichen Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz in bildungswissenschaftlichen Anwendungsfeldern werde insbesondere die lehramtsbezogenen Studiengänge bereichern, ist sich die Rektorin sicher.
Dem derzeitigen Prorektor, Professor Dr. Karl-Heinz Dammer, dankt Vach: Er habe sich mit großer Überzeugung dafür eingesetzt, dass an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern mündige Menschen qualifiziert werden, die Verantwortung übernehmen und zu begründeter Kritik fähig sind. "Gerade in einer Zeit, in der demokratische Diskurse unter Druck geraten und Desinformation zunimmt, ist dieses Engagement von unschätzbarem Wert", erklärt Vach abschließend.
Zur Person
Christian Rietz absolvierte ein Psychologie-Studium an der Universität Bonn und war anschließend an der LMU in München und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin tätig, wo er auch promoviert wurde. Nach weiteren Stationen in Bonn (Universität und Unternehmensberatung), Stuttgart (Hochschule für Technik) und Köln (Universität) folgte Rietz 2017 dem Ruf auf die W3-Professur Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt "Mixed Methods-Forschung" an die Pädagogische Hochschule Heidelberg. Ebenda leitet Rietz die "Servicestelle Forschungsmethoden" (gemeinsam mit Professorin Kuhn) und den außerschulischen Masterstudiengang "Bildungswissenschaften". An der Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften wurde Rietz im Oktober 2019 zunächst zum Studiendekan und im Oktober 2020 zum Dekan gewählt.
Text: Verena Loos, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD
Vier exzellente Masterarbeiten mit Höchstetter-Stiftungspreis geehrt
Im Sommersemester 2025 wurden erneut vier herausragende Abschlussarbeiten mit dem Höchstetter-Stiftungspreis ausgezeichnet. Mit diesem würdigen die Pädagogische Hochschule Heidelberg und die Klaus Höchstetter Stiftung jedes Semester exzellente Leistungen bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten im Masterstudium.
Die Absolvent:innen Judith Hartmann, Alina Holzer, Robert Stumpf und Luisa-Marie Wäsch erhalten den mit jeweils 500 Euro dotierten Preis für ihre Arbeiten zu den Normalitätsbearbeitungen Sonderpädagogikstudierender, der Erlebnispädagogik in der Ausbildung von Sonderpädagog:innen, dem Berufsausstieg von Lehrkräften bzw. zu der Attraktivität von Unterrichtsinhalten und Erarbeitungsweisen im Biologieunterricht. Die Laudatio hielt Professor Dr. Karl-Heinz Dammer, Prorektor für Studium, Lehre und Internationalisierung, im Rahmen der Verabschiedung der Absolvent:innen.
In ihrer Masterarbeit mit dem Titel "Zwischen 'Normalitätsaufgabe' und 'Normalität als Aufgabe' – eine qualitativ-sinnrekonstruktive Exploration der Normalitätsbearbeitungen Sonderpädagogikstudierender" untersucht Judith Hartmann ein bislang kaum erforschtes Thema: die impliziten Wissensbestände und Einstellungen von Studierenden der Sonderpädagogik im Umgang mit Normalitätsvorstellungen. Die Arbeit basiert auf narrativen Leitfadeninterviews und einer methodisch souverän angewandten Grounded Theory. Ausgezeichnet wurde sie laut Dammer insbesondere für ihren innovativen Zugang, ihre analytische Stringenz sowie die hohe methodische Sorgfalt.
Alina Holzer analysiert in ihrer Arbeit "Erlebnispädagogik in der Ausbildung von Sonderpädagog:innen" auf der Grundlage qualitativer Interviews bestehende Angebote, Bedarfe und Potenziale der Erlebnispädagogik in der Qualifizierung von Sonderpädagog:innen. Die Arbeit überzeugt durch ihre theoretische Fundierung, methodische Präzision und Praxisrelevanz. Besonders hervorzuheben ist laut Prorektor Dammer, dass sich Holzer nicht nur kritisch mit den bestehenden Angeboten auseinander setzt, sondern durch ihre Arbeit auch wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen gibt und Perspektiven für die Weiterentwicklung erlebnispädagogischer Konzepte in der sonderpädagogischen Qualifizierung eröffnet.
Mit dem Titel "Wissenssoziologische Diskursanalyse der öffentlich-medialen Darstellung des Berufsausstiegs von Lehrkräften" widmet sich Robert Stumpf einer aktuellen gesellschaftlichen Fragestellung. Die Arbeit zeichnet sich durch die fundierte Anwendung diskursanalytischer und wissenssoziologischer Ansätze sowie durch eine präzise begriffliche und theoretische Aufarbeitung aus. Für Dammer leistet sie einen substanziellen Beitrag zum besseren Verständnis öffentlicher Diskurse über den Lehrerberuf.
Im Fach Biologie verfasste Luisa-Marie Wäsch eine empirische Arbeit zum "jahrgangsstufenübergreifenden Vergleich der Attraktivität von Unterrichtsinhalten und -methoden im Biologieunterricht aus Sicht von Schüler:innen der Sekundarstufe I". Basierend auf einer umfangreichen Stichprobe liefert die Arbeit wichtige Erkenntnisse zur Unterrichtsgestaltung im MINT-Bereich. Sie zeigt auf, dass insbesondere die didaktische Umsetzung – mehr noch als die Inhalte – das Interesse der Schüler:innen beeinflusst.
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg sowie die Klaus Höchstetter Stiftung gratulieren Judith Hartmann, Alina Holzer, Robert Stumpf und Luisa-Marie Wäsch herzlich zu der Auszeichnung. Sie wünschen ihnen für ihren weiteren Weg alles Gute.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/hoechstetter-stiftungspreis.
Text: Verena Loos, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD

Fremdsprachunterricht: Erneute Auszeichnung für TALE-Projekt
Professorin Dr. Karin Vogt und Dozentin Veronika Fröhlich, M.A. von der Hochschule sind für ihre Mitwirkung am EU-Projekt "Teachers' Assessment Literacy Enhancement (TALE)" ausgezeichnet worden. Mit internationalen Kolleg:innen hatten sie in den Jahren 2015 bis 2018 digitale Lernmodule für Fremdsprachenlehrkräfte entwickelt. Das Projekt erhielt bereits 2019 einen Preis des British Council und wurde nun erneut durch die English Language Testing Society (ELT) gewürdigt.
In dem Erasmus+ geförderten Projekt ging es darum, Lehrkräfte für Fremdsprachen besser für die Bewertung von Sprachleistungen auszubilden. Dafür befragten Forscher:innen aus Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Ungarn und Zypern Lehrkräfte nach ihrem Vertrauen in die eigene Bewertungskompetenz und dem Bedarf nach Fortbildungen-Inhalten zum Thema. Auf Grundlage der Ergebnisse wurden Onlinemodule für den interaktiven TALE-Selbstlernkurs entwickelt und nochmals von Lehrkräften aus der Praxis evaluiert.
Die überarbeitete Version sowie ein Handbuch stehen seitdem kostenfrei im Internet zur Verfügung und werden weltweit in der Aus- und Weiterbildung verwendet, wie Vogt berichtet. "Insgesamt verzeichnen wir bis heute mehr als 2.000 Anmeldungen für den Kurs", sagt Karin Vogt, Professorin für Didaktik der englischen Sprache, Literatur und Kultur. "Wir freuen uns, dass die Lernmaterialien nachhaltig genutzt werden, und auch sehr über die erneute Wertschätzung unserer Arbeit durch die ELT."
Der TALE-Kurs sei ein bedeutender Beitrag im Bereich der fremdsprachlichen Leistungsbewertung, begründete Christine Coombe von der ELT-Society die Vergabe des "Promotion of Language Assessment Literacy Award" an das Projekt. Zudem habe er zum "Empowerment" der so wichtigen Gruppe der Lehrkräfte für Fremdsprachen beigetragen. Der undotierte Preis wurde in diesem Jahr erstmals verliehen, die Auszeichnung folgte online.
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter taleproject.eu.
Text: Antje Karbe, Foto: Projekt
Humboldtstipendiat Dr. Bassey Antia forscht an der PHHD
Professor Dr. Bassey Antia (University of the Western Cape in Kapstadt, Südafrika) forscht im Sommersemester 2025 an der Hochschule. Der Linguist und Experte für Mehrsprachigkeit in afrikanischen Kontexten erhält für den viermonatigen Aufenthalt ein Fellowship der Alexander von Humboldt-Stiftung. Mit dem renommierten Stipendium fördert die Stiftung Forschungs-aufenthalte in Deutschland für überdurchschnittlich qualifizierte und führende Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt.
Bassey Antia verbindet bereits eine langjährige Kooperation mit der Hochschule und besonders mit Professorin Dr. Karin Vogt aus der Abteilung Englisch. So lehrte und forschte er hier als DAAD-Gastprofessor und war 2021/2022 mit Vogt an einem vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium finanzierten Projekt beteiligt. In diesem wurde mehrsprachiges und multimodales Assessment erforscht, also die Beurteilung von Sprachkompetenz unter Einbeziehung verschiedener Modalitäten. Im Rahmen der Kooperation wurde zudem ein Netzwerk von Expert:innen aus dem globalen Norden und Süden, insbesondere Südafrika, im Bereich der Mehrsprachigkeit und des multilingualen Assessment aufgebaut.
Arbeitsschwerpunkt seines aktuellen Aufenthalts sind die kulturellen Repräsentationen in Schulbüchern, die im Südafrika der Apartheid verwendet wurden. Der Wissenschaftler will damit veranschaulichen, wie die Angewandte Linguistik dazu beitragen kann, eine dekoloniale Zukunft für postkoloniale Gesellschaften im Übergang zu gestalten. Während des aktuellen Aufenthalts wird es aber auch wieder um den Themenbereich multilinguale Beurteilung gehen. Gemeinsam wollen die Wissenschaftler:innen kooperative Formate zwischen Deutschland und Südafrika für Lehrkräfte entwickeln. „Mit Professor Antia verbindet uns eine lang gewachsene Zusammenarbeit – wir freuen uns, nun im Rahmen eines Humboldt-Fellowships weitere Projekte angehen zu können“, sagt Karin Vogt.
Zur Person
Bassey Antia hat in Calabar und Lagos (Nigeria) Französisch und Translatologie studiert. Promoviert wurde er 1999 an der Universität Bielefeld. Antia hat unter anderem in Spanien, Kanada und Großbritannien gelehrt und ist Fellow der Agence Universitaire de la Francophonie sowie der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Er hat mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter 2016 den Eugen-Wüster-Preis für maßgebliche Beiträge auf dem Gebiet der Terminologie, der unter anderem von der Österreichischen Nationalbibliothek vergeben wird. Bassey Antia ist Professor für Linguistik an der University of the Western Cape (Südafrika) und war 2020/2021 Gastprofessor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er ist außerdem Gastprofessor am Trinity College Dublin (Irland) und an der Rhodes University Makhanda (Südafrika).
Text: Antje Karbe, Foto: privat

KI und ChatGPT in Bildungskontexten
Theoretische Überlegungen und Beispiele aus der Praxis zum Thema KI in Bildungskontexten haben A. Bast-Schneider, C. Eckhardt-Kamps, K.-H. Dammer und H. Schön in diesem Werk zusammengefasst. Die Beiträge, die in der Schriftenreihe „Diskurs Bildung“ der Pädagogischen Hochschule Heidelberg als Band 67 erschienen sind, gehen auf eine internationale Tagung zurück, die Ende 2023 an der Hochschule stattgefunden hat.
Welchen Beitrag kann die KI zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten? Inwiefern muss man mit Hilfe der KI über sie hinausgehen, d. h. welche menschlichen Kompetenzen, die von der KI nicht übernommen werden können, müssen künftig verstärkt gefördert werden? Wie wirkt sich der Einsatz von KI auf die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden aus und wie verändert sie ggf. deren jeweiliges Rollenverständnis?
Mit diesen Fragen befasste sich die internationale Tagung "KI und ChatGPT im Bildungsbereich", die vom 8. bis 10. November 2023 an der Pädagogischen Hochschule im Rahmen des vom DAAD geförderten Programms "ProMobil" stattfand, an der neben Forschende von der Pädagogischen Hochschule Kollegen und Kolleginnen aus den USA, der Schweiz, der Türkei, der Ukraine sowie aus Belgien teilnahmen.
Die Tagung befasste sich in vier Themenblöcken zunächst mit theoretischen und praktischen Grundfragen des Einsatzes von KI, sodann mit den Nutzungsmöglichkeiten am Beispiel des Fremdsprachenlernens und empirischen Studien zur faktischen Nutzung von KI-Tools durch Lehrende und Lernende, um abschließend einen Blick auf die künftige Nutzung der KI zu werfen.
Weitere Informationen:
KI und ChatGPT in Bildungskontexten, herausgegeben von Anja Bast-Schneider, Claudia Eckhardt-Kamps, Karl-Heinz Dammer und Henrike Schön, Diskurs Bildung. Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Band 67, 2025, Mattes-Verlag Heidelberg, 208 S., 30,00 €, ISBN 978-3-86809-205-9, für Studierende an der PH Heidelberg 10,00 €., elektronische Version zum freien Download auf dem PH-Server, https://doi.org/10.60497/opus-1747.
Text: Birgitta Hohenester
Jahresbericht der Forscherstation
Warum schillert der Regenbogen? Wie kommt der Ton in unser Ohr? Diese neugierige, offene kindliche Perspektive auf die Welt prägt die Arbeit der Forscherstation, Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung. Der neue Jahresbericht 2023/24 dokumentiert, wie die Forscherstation pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, kindliche Neugier mit innovativen Formaten aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Fachlicher Leiter der Forscherstation ist PH-Chemieprofessor Dr. Markus Rehm.
Mit insgesamt 15 Fortbildungsreihen, 7 neuen Modulen für Grundschullehrkräfte, digitalen Selbstlernkursen, Webcasts und praxisnahen Workshops unterstützt die Forscherstation pädagogische Fach- und Lehrkräfte in ihrer täglichen Arbeit. Über 249 Fachkräfte aus 121 Einrichtungen in der Metropolregion nutzten allein die modularen Fortbildungsreihen, um gemeinsam mit Kindern Natur- und Alltagsphänomene zu entdecken.
Ein besonderer Fokus lag im Fortbildungsjahr 2023/24 auf der Entwicklung eines flexiblen Fortbildungssystems für Grundschullehrkräfte: Neue, kompakte Module bieten Lehrkräften gezielte Impulse für den Sachunterricht – flexibel, praxisnah und fundiert. Auch das digitale Angebot wurde weiter ausgebaut: Die Teilnahme an Selbstlernkursen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht.
„Unser Ziel ist es, Kinder neugierig auf ihre Umwelt zu machen und pädagogischen fach- und Lehrkräften die Werkzeuge an die Hand zu geben, diese Neugier zu begleiten“, sagt Petra Gürsching, Geschäftsführerin der Forscherstation. Dazu gehören neben Fortbildungen auch kostenfrei ausleihbare Forscherkisten, digitale Lernumgebungen, der beliebte Adventskalender sowie das Videoformat „Mitgelesen!“ mit naturwissenschaftlichen Kinderbuchempfehlungen.
Die Evaluation zeigt: Die Angebote der Forscherstation wirken. Sie stärken Fachkräfte, wecken Begeisterung für Naturwissenschaften und fördern nachhaltige Bildungsprozesse. „Wir sehen, wie die Freude am Forschen zurück in die Einrichtungen getragen wird“, so Prof. Markus Rehm, fachliche Leitung der Forscherstation.
Das Engagement wurde auch 2023 gewürdigt: 97 Kitas und Grundschulen erhielten die Forscherstations-Plakette für ihren kontinuierlichen Einsatz. Zwei neue Bildungspartnerschaften mit Kitas in Meckesheim und Heidelberg unterstreichen den praxisnahen Ansatz der Forscherstation.
Die Forscherstation ist ein lebendiger Ort der Begegnung – zwischen Forschung und Praxis, zwischen pädagogischen Fach- und Lehrkräften und Fortbildner:innen, zwischen Fragen und Entdeckungen. Das Ziel bleibt klar: Die frühe naturwissenschaftliche Bildung in Krippe, Kita und Grundschule weiterhin zu stärken. Dabei sollen die Angebote noch gezielter auf die jeweiligen Rahmenbedingungen abgestimmt werden. Nur gemeinsam mit allen Beteiligten können nachhaltige Bildungswege gestaltet werden.
Hier geht es zum Jahresbericht 2023/24: https://www.forscherstation.de/media/pages/ueber-uns/kompetenzzentrum/publikationen/189b4e3ec7-1753785336/jahresbericht_2023_24_web.pdf
Text & Pressekontakt: Dr. Katrin Schneider-Özbek, Leitung Kommunikation, Forscherstation, E-Mail: presse@forscherstation.de, Foto: Annette Mück

Extremismus und Radikalisierung: Kontaktstudium für Fachkräfte
Extremistische Strömungen spielen für die Radikalisierungstendenzen junger Menschen eine wichtige Rolle und sind heute im öffentlichen wie im digitalen Raum sichtbarer. Doch wie lässt sich erkennen, ob jemand nur provozieren möchte oder tatsächlich eine extremistische Haltung entwickelt hat? Wenn sich junge Menschen plötzlich anders verhalten oder mit demokratiefeindlichen Sprüchen auffallen, sollten Lehrkräfte und Pädagog:innen souverän reagieren können.
Als Teil ihres Engagements für Demokratiebildung etablierte die Pädagogische Hochschule Heidelberg 2021 das berufsbegleitende Kontaktstudium "Prävention von Extremismus und Radikalisierung bei jungen Menschen". Die in Deutschland einmalige Weiterbildung sensibilisiert Fachkräfte, die mit jungen Menschen arbeiten, dafür, Formen des Extremismus und der Radikalisierung einzuschätzen und unterstützt im Umgang damit. Für den nächsten Kurs, der im November startet, ist die Anmeldung ab sofort möglich.
Das kostenpflichtige Kontaktstudium besteht aus drei thematischen Blöcken mit jeweils 1,5 Online-Seminartagen und Selbstlernphasen von zwei bis sechs Wochen, die durch einen E-Learning Kurs begleitet werden. Thematisiert werden Erscheinungsformen des religiös motivierten Extremismus, der Prozess der Radikalisierung sowie aktuelle Entwicklungen, besonders in Deutschland und Europa. Die Blöcke kombinieren forschungsbasierten Input, Fallbeispiele und konkrete Anwendungsaufgaben für den eigenen Arbeitskontext, die in einen intensiven Gruppenaustausch eingebettet sind. An Fallbeispielen erörtert das Seminar mit Expert:innen verschiedener Praxisfeldern, wie bei Verdachtsfällen wirkungsvoll interveniert werden kann. Geleitet wird das Kontaktstudium von der Migrationspädagogin Professorin Dr. Havva Engin (PHHD), der Islam- und Politikwissenschaftlerin Dženeta Isaković (Mosaik Deutschland e.V.) und dem ehemaligen Kriminalkommissar und Landespräventionsbeauftragten Günther Bubenitschek (WEISSER RING e.V.).
Weitere Informationen auch zur Anmeldung (bis zum 15.10.2025) finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/professional-school.
Text: Antje Karbe, Foto: Professional School
4. QuaMath-Bundestagung
"Unterrichts- und Fortbildungs-Qualität in Mathematik entwickeln" (QuaMath) ist ein Programm vom Deutschen Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik am Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, gefördert von der Kultusministerkonferenz. Ziel ist, die Qualität der mathematischen Bildung in Deutschland von der Kita bis zum Abitur nachhaltig zu verbessern. Ihr Bundestreffen findet vom 25. bis 27.9. an der Hochschule statt. Ansprechpartnerin ist Prof. Dr. Marita Friesen. Text: Redaktion, Foto: Presse/PHHD

Frauenchor 4x4 holt finnisches Gold
Der Frauenchor 4x4 der Pädagogischen Hochschule Heidelberg unter der Leitung von PH-Musikdozentin Heike Kiefner-Jesatko war im Juni 2025 auf erfolgreicher Konzertreise in Finnland. Neben verschiedenen Auftritten in unterschiedlichen Städten in Finnland hat der Chor auch am renommierten internationalen Chorwettbewerb in Tampere (Tampereen Sävel) teilgenommen und dort eine Goldmedaille errungen.
Der Chor konzertierte zu Beginn der Reise am 7. Juni zunächst in Helsinki in der Deutschen Gemeinde, in der weltberühmten Tempelkirche und im Deutschen Seniorenheim. Die Reise führte das Ensemble am 10. Juni weiter nach Tampere, um dort in einem inklusiven Konzert im Kulturzentrum Haiharan kartano zu musizieren und am internationalen Chorwettbewerb (Tampereen Sävel) teilzunehmen.
Die Reise war geprägt von vielen warmherzigen Gesprächen mit Finn:innen, vom gemeinsamen Musizieren mit zwei finnischen Chören, von einem spontanen Flashmob mit einem deutschen Vocalensemble, von der Begegnung mit der finnischen Komponistin Mia Makaroff, von den berührenden Gesprächen im Seniorenheim, von hellen Nächten, der finnischen Saunakultur, der fantastischen Natur, der Vision des finnischen Zusammenlebens, von dem Stellenwert, den Musik in diesem Land hat, von der Relaxtheit der Busfahrer, von der finnischen Sprache, die aus unendlich vielen Doppelbuchstaben zu bestehen scheint - und der beglückenden Goldmedaille.
Diese Reise, so eine der Teilnehmerinnen, stellvertretend für den gesamten Chor, „war intensiv, besonders, berührend und beglückend. Die Entfernung nach Finnland scheint nun geschrumpft - wir waren so eingetaucht in das finnische Leben und haben das Land und die Menschen in knapp zehn Tagen schätzen und lieben gelernt. Schöner kann Völkerverständigung nicht sein – kiitos!“
Text: Redaktion, Foto: privat

Internationales Graduiertenkolleg EFFORT
Die 8. Doktorierendentagung des Graduiertenkollegs "Empirisch Fachdidaktische Forschung und Transfer" (EFFORT) der Pädagogischen Hochschulen Luzern und Heidelberg fand im Juni 2025 in Weggis (Schweiz) statt. Insgesamt nahmen 38 Personen teil, darunter elf Professor:innen, 20 Doktorand:innen sowie sieben Post-Docs bzw. Workshopleitende.
Die Tagung hat sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die betreuenden Personen der beteiligten Hochschulen erneut als ein bedeutender Anlass erwiesen. Auch in diesem Jahr bot die dreitägige Beratungskonferenz einen inspirierenden Rahmen für einen intensiven wissenschaftlichen Austausch zwischen Nachwuchsforschenden und erfahrenen Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen. Die Teilnehmenden – darunter Promovierende in frühen wie fortgeschrittenen Phasen ihrer Promotion – präsentierten ihre empirischen Forschungsarbeiten in einem interdisziplinären Umfeld und stellten diese zur Diskussion. Im Mittelpunkt standen der fachliche Austausch sowie die methodische Beratung auf hohem Niveau.
Ergänzt wurde die Veranstaltung durch ein vielfältiges Workshopangebot und individuelle Beratungen zu qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden, übergreifenden Forschungskompetenzen sowie Aspekten der Karriereentwicklung im wissenschaftlichen Bereich. So entstand ein Raum, in dem sowohl fachlicher Tiefgang als auch methodische Weiterentwicklung möglich waren – und in dem akademische wie soziale Integration nachhaltig gefördert wurden.
Die Doktorierendentagung hat sich als zentrales Förderinstrument etabliert und leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung sowie zur internationalen Vernetzung in der bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschung. Organisiert wird sie seit 2018 von den Pädagogischen Hochschulen Heidelberg und Luzern. Die Koordination obliegt Dr. Andrea Maria Schmid und Priska Aregger (Luzern); die Leitung haben Prof. Dr. Dorothee Brovelli, Prof. Dr. Markus Wilhelm und Prof. Dr. Stefanie Rinaldi (Luzern) sowie Prof. Dr. Markus Rehm und Prof. Dr. Hendrik Lohse-Bossenz (Heidelberg bzw. Greifswald) inne.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/promotionskolleg.
Text: Redaktion, Bild: EFFORT

Nachhaltigkeitstagung „Bildung verbindet…“
Unter dem Leitmotiv „Bildung verbindet“ trafen sich am 17. und 18. Juli 2025 rund 80 Akteur:innen aus Hochschule, Zivilgesellschaft, Politik und weiteren Bereichen der nachhaltigen Entwicklung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Gemeinsam diskutierten sie Fragen globaler Partnerschaften im Kontext der Nachhaltigkeitsziele (SDG) und deren Verknüpfung mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Erstmals wurden dabei zwei etablierte Netzwerktreffen zusammengeführt: das Jahrestreffen des Hochschulnetzwerks Globale Partnerschaften (GloPart) in Form des SDG-Hochschultags sowie jenes des BNE-Hochschulnetzwerks Baden-Württemberg. Organisiert wurde die Veranstaltung vom BNE-Zentrum der Pädagogischen Hochschule Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Siegmund als dessen Geschäftsführenden Direktor und zugleich Vorsitzender des BNE-Hochschulnetzwerks Baden-Württemberg. So entstand ein Raum, in dem globale Verantwortung und regionale Bildungsinitiativen produktiv miteinander verknüpft wurden.
Im Mittelpunkt der zweitätigen Veranstaltung stand das Nachhaltigkeitsziel SDG 4 der Vereinten Nationen: Hochwertige Bildung als verbindendes Element zwischen Menschen, Institutionen, Disziplinen und Ländern. Die Agenda 2030 und ihre Vision zur Bekämpfung von Ungleichheit und zum Schutz der Umwelt sei ein Meilenstein in der Geschichte der internationalen Zusammenarbeit, sagte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski in ihrer Grußbotschaft zur Tagung. Für das Erreichen der formulierten Ziele brauche es insbesondere das Engagement der Hochschulen: „Das sind die Orte, an denen Bildung stattfindet und neue Ideen entstehen, die eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft sichern können.“
Globale Partnerschaften im Mittelpunkt des 1. Tags
Beim SDG-Hochschultag am 17. Juli war der Blick auf globale Partnerschaften gerichtet. Dass diese wegen politischer Umwälzungen und finanzieller Kürzungen aktuell unter Druck stehen, war Thema der Podiumsdiskussion, an der unter anderem Dr. Martin Adelmann, Sprecher des GloPart-Netzwerkes, teilnahm, als auch Rudi Hoogvliet, Staatssekretär für Medienpolitik im Staatsministerium Baden-Württemberg, der live zugeschaltet war. Umso stärker sahen auch die Teilnehmenden des Podiums Hochschulen in der Verantwortung: „Bildung ist der zentrale Schlüssel, um Themen zur nachhaltigen Entwicklung zu transportieren und dafür zu sensibilisieren“, sagte Tagungsleiter Prof. Dr. Alexander Siegmund, Prorektor für Forschung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung der PH Heidelberg. Er betonte weiter: „Man muss erst wissen, wie der Klimawandel funktioniert oder wie es um den Hunger in der Welt bestellt ist, bevor man zusammen mit anderen im interdisziplinären und internationalen Austausch nachhaltige Lösungen entwickeln und umsetzen kann.“ Zur Verantwortung einer Institution gehöre es gleichzeitig, Nachhaltigkeit selbst zu leben und begreifbar zu machen, so Prof. Siegmund weiter.
In verschiedenen Workshopformaten wurde dann am ersten Tag bearbeitet, wie sich globale Bildungsgerechtigkeit stärken, Klimabildung nachhaltig in Hochschullehre integrieren lässt, wie Demokratiebildung gestärkt werden kann und vieles mehr.
Markt der Möglichkeiten und Worldcafé am 2. Tag
Der zweite Tag begann mit einer Begrüßung durch Rektorin Prof.in Dr.in Karin Vach. Sie betonte, dass Bildung den Boden bereite für die Verwirklichung der globalen Nachhaltigkeitsziele. An Bildung werde ein sehr hoher Anspruch gestellt – die Hochschule verpflichte sich dabei, den Begriff der Bildung zu kontextualisieren und zielorientiert in den Kontext der Nachhaltigen Entwicklung zu stellen. „Der Transformationsprozess, der jedem Bildungsprozess zugrunde liegt, gilt auch für BNE. Es geht nicht nur um die Anhäufung von Wissen, sondern auch um Handlungsorientierung, darum, Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen zu ändern.“
Den Bildungsbegriff griff Regierungsschuldirektor Achim Beule in seinem Grußwort des Kultusministeriums auf: Er wünsche sich mehr Humboldt in der (nachhaltigen) Bildung, mehr Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Schlüsselfragen, mehr Lebensweltbezug und eine stärkere Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern. Schulen wie Hochschulen sollten sich hier noch stärker als Teil einer lokalen beziehungsweise regionalen Bildungslandschaft verstehen. Dr. Georg Matthias Schneider vom Wissenschaftsministerium schloss sich in seinem Grußwort an, in dem er die Relevanz der Hochschulen für die Forschung, Lehre und den Transfer zu Fragen der BNE unterstrich und das besondere Engagement und die Vorbildfunktion der Pädagogischen Hochschule in diesem Prozess betonte.
Ganz im Sinne des Mottos „Bildung verbindet …“ wurde ein Markt der Möglichkeiten mit etwa 15 Initiativen, Institutionen und weiteren Akteuren aus den verschiedensten Bereichen der nachhaltigen Entwicklung und Bildungsangeboten angeboten, sodass auch hier Vernetzung über Grenzen hinweg möglich wurde.
Die Vernetzung zwischen Hochschulen und externen Partner:innen stand beim darauffolgenden Worldcafé im Fokus: Wie können Hochschulen gemeinsam mit regionalen Partnern gesellschaftliches Engagement fördern? Wie lassen sich Kooperationen mit Schulen und anderen Hochschularten fruchtbar machen für Bildung, für die Forschung und den Transfer? Die Themen wurden am Ende bei einer interaktiven Plenums-Diskussion zusammengeführt, bei der alle Anwesenden sich einbringen konnten.
Zum Abschluss der Tagung markierte ein besonderer Moment den Leitungswechsel:
Nach langjährigem Engagement übergab Prof. Dr. Alexander Siegmund den Vorsitz des BNE-Hochschulnetzwerks an ein neues Sprecher*innenteam, bestehend aus Prof. Dr. Claudia Bergmüller-Hauptmann (Pädagogische Hochschule Weingarten), Prof. Dr. Thomas Potthast (Eberhard-Karls- Universität Tübingen) und Prof. Dr. Ingela Tietze (Hochschule Pforzheim).
Text: Redaktion, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD
Bildunterschrift: Teilnehmende des SDG-Hochschultags am 17. Juli


Brailleschrift heute unverzichtbar!
Louis Braille war genügsam. Er erlaube sich hiermit, seine bescheidene Erfindung vorzustellen, warb er vor rund 200 Jahren für ein neues Schriftsystem. Es sollte blinden Menschen das Lesen durch Tasten ermöglichen und war so einfach wie genial: Braille nutzte eine Zelle mit sechs Punkten (je drei Zeilen aus zwei Punkten), um darauf erhabene Punkte anzuordnen. 64 unterschiedliche Kombinationen konnten so mit den Fingerspitzen ertastet werden und standen für unterschiedliche Buchstaben, Zahlen und Zeichen.
Der gerade mal 15 Jahre alte Franzose ahnte 1825 nicht, dass er soeben eine Revolution für die Bildung blinder Menschen losgetreten hatte: Heute wird die Brailleschrift als weltweit anerkanntes System verwendet. "Diese Erfindung hat die Teilhabe-Möglichkeiten für Menschen mit Blindheit revolutioniert und ist noch immer Herzstück der Blindenpädagogik", sagt Professor Dr. Markus Lang, der seit mehr als 20 Jahren an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zum Förderschwerpunkt "Lernen bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung" lehrt und forscht.
"Battle of the Dots"
Die Brailleschrift wurde zum Gamechanger, wie man heute sagt, wenn auch mit Verzögerung. "Sehende Blindenlehrer:innen waren das größte Hemmnis bei der Durchsetzung", erzählt Lang. Während blinde Menschen die Schrift trotz Verbots nutzten, verwendeten damalige Blindenschulen Schwarzschrift – die Schrift der Sehenden – in erhabenen Buchstaben. "Mit begrenztem Erfolg, man geht davon aus, dass höchstens ein Drittel der Schüler:innen mehr schlecht als recht Lesen lernte", sagt Lang.
Dennoch wischte der Pionier des Blindenunterrichts, dem Braille seine Idee vorlegte, diese erstmal vom Tisch: Johann Wilhelm Klein fürchtete, eine eigene Schrift würde blinde Menschen weiter isolieren. "Im Grunde war das sozial-integrativ gedacht", sagt Lang, "aber es verkannte, dass sich mit dem taktilen Punktschriftsystem besser lesen und schreiben lernen ließ."
Erst 1879 mehr als 50 Jahre später, war die Brailleschrift offiziell in Deutschland zugelassen. Nach einer regelrechten "Battle of the Dots" einigte man sich international schließlich auf die original Brailleschrift als einheitliches System. Heute sei das Argument der "Isolation" leichter auszuhebeln, sagt Lang augenzwinkernd. "Einem Computer ist es nämlich egal, ob er visuelle Buchstaben oder Brailleschrift anzeigt, der zugrundeliegende Code ist derselbe." Und so kommt die digitale Barrierefreiheit einer zweiten Revolution gleich, denn jedes digitale Werk – ob Medienberichte oder Weltliteratur – kann heute auch in Brailleschrift umgewandelt oder vorgelesen werden.
Immer noch unverzichtbar
Ist es dann überhaupt noch wichtig, die übungsintensive Brailleschrift zu beherrschen? Wissenschaftler Lang ist zutiefst davon überzeugt und konnte dies auch mit der Studie "Zukunft der Brailleschrift" (ZuBra) belegen: Gemeinsam mit Kolleg:innen der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich wurden von 2015 bis 2018 Daten zum Nutzungsverhalten von mehr als 800 Braille-Leser:innen erhoben, die zwischen 6 und 89 Jahren alt waren. In einer ergänzenden Studie überprüfte man die Lese- und Schreibkompetenzen von 190 Menschen aus derselben Zielgruppe.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Brailleschrift für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen unverzichtbar bleibt, und heute oft in Kombination mit Sprachausgaben genutzt wird. Die Vorteile ergänzen sich: Die Hörgeschwindigkeit ist deutlich höher als das Lesen von Brailleschrift, dafür ermöglicht Lesen ein tieferes Verständnis eines Textes als Hören. Während lesekompetente Sehende im Schnitt 350 Wörter pro Minute lesen können, kämen gute Braille-Leser:innen auf etwa 100 Wörter, sagt Lang. "Das kombinierte Lesen und Hören beschleunigt deutlich." Die Studie zeige aber auch, dass man beides üben müsse und so früh wie möglich damit beginnen sollte.
Um dies noch attraktiver zu machen, entwickeln Lang und Kolleg:innen in weiteren Projekten Lernmaterialien zur Tastförderung von Kindern sowie inklusive Lesematerialien. Letztere führen mit den Geschichten von "Alex und Lilani" sehende wie auch blinde Vorschulkinder an den Schrifterwerb heran. Die bunten Hefte wurden von Designer:innen der Hochschule der Künste Bern gestaltet und 2023 mit dem "New York Product Design Award" in Silber ausgezeichnet. "Es ist unser großes Anliegen, die Brailleschrift aus dem verstaubten Image zu holen“, so Sonderpädagoge Lang. "Wir wollten Hingucker, mit denen sich auch Sehende gerne befassen. Diese Begeisterung kann sich wieder auf Kinder übertragen."
Die Heftreihe ist mittlerweile zu kaufen und wird von Frühförderstellen und Schulen verwendet. Internationale Kolleg:innen haben zudem Interesse an einer niederländischen sowie einer japanischen Version bekundet, und auch mit den USA ist man im Gespräch. Eine Reichweite, auf die das Team ein wenig stolz ist – genauso wie auf die Tatsache, dass ZuBra bislang die weltweit größte Studie zur Brailleschrift ist.
Mit modernsten Technologien kompatibel
Die Vision von Markus Lang und seinen Mitstreiter:innen geht noch weiter. "Wir wollen die Brailleschrift aus der Nische holen und ihr größere Sichtbarkeit im Alltag verschaffen", sagt der Sonderpädagoge, den das Thema in mehr als 20 Jahren als Lehrer und Wissenschaftler nie losgelassen hat. So wie auch ein gemeinsamer (Schul)alltag vermutlich das beste Instrument sei, um das Zusammenleben zur Normalität werden zu lassen.
Den Studierenden bzw. angehenden Lehrkräften der PHHD will er vorleben, dass sich dabei ein neuer Blick auf die Dinge lohnt: Zum einen auf die Leistung sehbehinderter und blinder Menschen, die eine außergewöhnlich hohe Gedächtnisleistung brauchten, um sich in Schule und Alltagsleben zurechtzufinden. Zum anderen darauf, dass in inklusiven Klassen alle Kinder profitieren könnten. "Ein Text, den ich für ein:e blinde Schüler:in vereinfache oder kürze, kommt auch Kindern mit anderem Förderbedarf zugute. In diesem Sinne sollte man Inklusion nicht nur als Mehraufwand sehen, sondern als Gewinn für Alle."
Um überhaupt bis hierhin zu kommen, brauchte es Entwicklungen wie die von Louis Braille, der früh verstarb und den Siegeszug seiner Schrift nicht mehr erlebte. Geehrt wurde er dafür erst 100 Jahre nach seinem Tod, als man ihn in Frankreichs Ruhmeshalle, das Panthéon, überführte. "Ich finde es phänomenal, dass vor 200 Jahren etwas erfunden wurde, das jede technische Entwicklung mitgehen kann", sagt Lang. Begonnen habe es mit einem einfachen Stichel, mit dem jeder Punkt einzeln ins Papier gedrückt wurde. Heute sei das taktile Schriftsystem mit modernsten Technologien kompatibel, so Lang. "Hätte man Braille nicht schon einen Platz im Pantheon zugedacht, man müsste ihn zum 200-jährigen Jubiläum seiner Erfindung glatt adeln."
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/blinden-und-sehbehindertenpaedagogik.
Text: Antje Karbe, Foto: Birgitta Hohenester/PHHD


DGfE-Tagung der Sektion Sonderpädagogik vom 22.-24.9.:
https://www.ph-heidelberg.de/dgfe-sopaed-hd/startseite/
Jubiläum des AW-ZIB am 24.9.:
https://www.ph-heidelberg.de/presse-und-kommunikation/veranstaltungen-termine/details/20250924-awzib-jubilaeum/