Holocaust-Gedenktag: Briefe aus dem Konzentrationslager 1933/34

Andrée Fischer-Marum liest aus dem Briefwechsel ihrer Großeltern.

Foto von Familie Marum aus dem Stadtarchiv.

Ludwig Marum (1882-1934) gehörte zu den bedeutendsten badischen Politikern der Weimarer Republik. Der Sozialdemokrat Marum war von 1914 bis 1928 Abgeordneter im badischen Landtag, danach vertrat er bis zum Beginn der NS-Herrschaft seine Partei im deutschen Reichstag. 1918 bis zur Landtagswahl im März 1919 wirkte er als Justizminister in der "Vorläufigen Volksregierung in Baden". Die SPD-Fraktion im badischen Landtag wählte ihn von 1919 bis 1928 zu ihrem Fraktionsvorsitzenden. Als überzeugter Demokrat stellte er sich entschieden gegen die Nationalsozialisten, denen er als Sozialdemokrat und wegen seiner jüdischen Herkunft gleichermaßen verhasst war. Im März 1933 wurde er in "Schutzhaft" genommen und zwei Monate später in einer demütigenden Schaufahrt durch Karlsruhe ins Konzentrationslager Kislau überführt, wo er am 29. März 1934 ermordet wurde.

Aus seiner Zeit im Konzentrationslager ist ein umfangreicher Briefwechsel zwischen Ludwig Marum und seiner Ehefrau Johanna überliefert, den Andrée Fischer-Marum, die Enkelin Marums, neu bearbeitet und herausgegeben hat. Die Briefe sind Zeugnis eines ungebrochenen Lebenswillens und der Hoffnung Marums auf Entlassung aus der "Schutzhaft", die aber mit seiner Ermordung jäh zunichte gemacht wurde.

Am Freitag, 25. Januar 2019 ist Fischer-Marum auf Einladung des Faches Geschichte zu Gast an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Sie wird Beispiele aus diesem Briefwechsel vorstellen und über weitere Auswirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft auf ihre Familie berichten. Zu dieser Gedenkstunde lädt das Fach Geschichte alle Studierenden und interessierten Hochschulangehörige der Pädagogischen Hochschule Heidelberg herzlich ein.

Die hochschulöffentliche Lesung findet um 10.00 Uhr am Standort Technologiepark Ost statt (Raum 206, Im Neuenheimer Feld 519, D-69120 Heidelberg).

Hintergrund
Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.