Die Herausbildung des modernen Antiziganismus lässt sich anhand dreier großer Stränge gesellschaftlicher Entwicklung verstehen: Erstens entstand mit der Durchsetzung des kategorialen Denkens in der Aufklärung eine neue Basis für eine hierarchisierende Differenzierung zwischen Menschen. Zweitens findet sich im Kapitalismus eine spezifische Funktionslogik wider, die ungleicher Verhältnisse bedarf und diese immer wieder herstellt. Und drittens bildeten sich moderne Nationalstaaten, die sich als Sicherheitsgaranten legitimieren und durch Bedrohungsnarrative von außen speisen. Antiziganismus ist auf unterschiedliche Art und Weise mit diesen gesellschaftlichen Großentwicklungen verwoben; er ergibt sich aus diesen und verfestigt sie zugleich.
Laura Soréna Tittel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Politische Theorie und Ideengeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wird in ihrem Vortrag darüber sprechen, wie sich Antiziganismus innerhalb dieser gesellschaftlichen Bezugsrahmen institutionell verfestigte und letztlich zur Kriminalisierung von Armut und rassistischen Abwertung von Menschen, die als "Zigeuner" oder "Zigeunerinnen" stigmatisiert wurden, beitrug. Sie wird dies für den deutschsprachigen Raum exemplarisch anhand von Gesetzestexten und bildlichen Darstellungen durch polizeiliche Institutionen analysieren und gesellschaftstheoretisch einordnen.
Die öffentliche Veranstaltung findet am Montag, 21. November 2022 um 19.00 Uhr statt. Veranstaltungsort ist die Aula im Altbau der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/antiziganismuspraevention.