Das fünfte der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) widmet sich dem Ziel, Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen zu erreichen und ist damit ein zentraler Pfeiler innerhalb des Gesamtkonzepts der Vereinten Nationen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung weltweit. Mangelnde Bildung, finanzielle Einschränkungen und intellektuelle Diskriminierung waren die Bedingungen, mit denen Frauen über Jahrhunderte zu kämpfen hatten – in vielen literarischen Epochen haben sie trotzdem geschrieben. Ihre Texte von herausragender Qualität wurden lange Zeit von Gesellschaft und Literaturwissenschaft systematisch ignoriert. Eine Auseinandersetzung mit diesen Werken und den geschlechtsspezifischen Aspekten der Kanonbildung bietet ein erhebliches wissenschaftliches und ästhetisches Potenzial.
Die Dominanz von männlichen Schriftstellern und ihren Werken im literarischen Kanon bildet sich auch im Schulunterricht ab. Ein ausschließlicher und unreflektierter Rückgriff auf Texte dieses männlich geprägten Schulkanons steht einer adäquaten Behandlung einer auch sozialhistorisch verstanden Literaturgeschichte aber nicht nur im Wege, sondern birgt gar die Gefahr, die in den Werken präsentierten historischen Frauenbilder als Abbildung der Wirklichkeit misszuverstehen. Die Berücksichtigung der Werke von Schriftstellerinnen und des emanzipatorischen Potenzials der Texte sowie der kritische Umgang mit dem Schulkanon sind daher für eine angemessene Gestaltung des Unterrichts unerlässlich. Solche Reflexionen lassen sich auch auf andere Fächer und ihre Wissensbestände, insbesondere die der Geistes- und Sozialwissenschaften, anwenden.
Ausgehend von einer theoretischen Diskussion über Bedingungen der Literaturproduktion und Kanonbildung im Wandel der Zeit sollen in diesem Workshop der Heidelberg School of Education (HSE) unter Leitung von Marvin Asmussen, Maximilian Bullemer und Leyla Rommel (Universität Heidelberg) sowie Dr. Nicole Aeschbach (Heidelberg School of Education) konkrete Unterrichtsbeispiele analysiert werden, die den Versuch unternehmen, Schüler:innen einen geschlechtersensiblen und historisch informierten Blick auf Literatur zu vermitteln. Anschließend entwickeln die Teilnehmen in Gruppen- oder Einzelarbeit selbst entsprechende Lehr-Lern-Formate für die eigene Unterrichtspraxis. Als Beispiel für den Workshop dient eine Einheit des Deutschunterrichtes, die bereits mit Schüler:innen der gymnasialen Oberstufe erprobt wurde.
Terminlich angesetzt ist der zweiteilige Workshop für Freitag, 24. Mai 2024 und 14. Juni 2024 jeweils von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Er richtet sich an Studierende aus den geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen der lehramtsbezogenen Studiengänge an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Universität Heidelberg. Der Workshop kann sowohl als Einzelveranstaltung als auch im Rahmen der Zusatz-/Querschnittsqualifiaktion Nachhaltigkeit als Vertiefungsbaustein belegt werden. Zur Teilnahme ist eine Anmeldung per E-Mail unter Angabe der belegten Studienfächer an zq-nachhaltigkeit☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜heiedu.uni-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de erforderlich.
Weitere Informationen finden Sie unter www.hse-heidelberg.de/veranstaltungen.
Über die Heidelberg School of Education (HSE)
Die HSE wurde 2015 als gemeinsame hochschulübergreifende Einrichtung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Universität Heidelberg gegründet. Sie stellt das institutionelle, strategische und ideelle Zentrum der kooperativen Lehrer:innenbildung am Standort Heidelberg dar. Ihr Aufbau und die nachhaltige Etablierung wurden im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bis 31. Dezember 2018 bzw. in modifizierter Form bis Ende 2023 gefördert.