Versionen des SBE-2-KT für Kinder mit anderen Herkunfts-/Familiensprachen
Eine Interpretation der Ergebnisse bei einer Anwendung übersetzter Versionen ist nur mit Einschränkungen möglich. Diese Versionen wurden nicht in den verschiedenen Sprachen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit überprüft und normiert. Es müssen deshalb die deutschen Normen herangezogen werden. Insgesamt können die übersetzten Versionen des SBE-2-KT nur einen groben Anhalt über den Sprachentwicklungsstand eines Kindes liefern. Eindeutig sprachentwicklungsverzögerte Kinder lassen sich so von eindeutig unauffälligen trennen. Eine Differenzierung im Grenzbereich ist aber mit Unsicherheiten verbunden.
Auswertung: Entscheidend für eine Bewertung der Sprachkompetenz eines Kindes ist der Gesamtwortschatz. Die Anzahl verschiedener Wörter, d.h. die Anzahl der erworbenen lexikalischen Konzepte, wird berechnet. Dazu werden alle Wörter der Herkunfts-/Familiensprache und die der deutschen Sprache zusammengezählt. Wörter, die in beiden Sprachen vorkommen, werden aber nicht doppelt, sondern nur einfach gewertet.
Folgende fremdsprachige Versionen können Sie abrufen:
- Deutsche Dialekte [berndeutsch / plattdeutsch / österreichisch / österreichisch (Vorarlberg)]
- albanisch
- arabisch (vorübergehend nicht verfügbar)
- bosnisch/kroatisch/serbisch
- bulgarisch
- englisch
- eritreisch
- französisch
- georgisch
- griechisch
- hebräisch
- italienisch
- katalanisch
- kurdisch-kurmandschi
- niederländisch/flämisch
- norwegisch
- persisch
- polnisch
- portugiesisch
- portugiesisch (brasilianisch)
- rumänisch
- russisch
- schwedisch
- schweizerdeutsch
- slowakisch
- somali
- sorbisch (niedersorbisch / obersorbisch)
- spanisch
- tamilisch
- thailändisch
- tschechisch
- türkisch
- ungarisch
- ukrainisch
- vietnamesisch
Bitte um Mitarbeit
Die Erarbeitung fremdsprachiger Versionen wird einige Zeit dauern und nicht vollständig gelingen, denn in Deutschland leben Migranten mit etwa 200 verschiedenen Heimatsprachen. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich an der Erarbeitung fremdsprachiger Versionen beteiligen würden. Wenn Sie über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen (oder Muttersprachler zur Mitarbeit gewinnen können), möchte ich Sie ermuntern, die Erarbeitung einer entsprechenden Version zu übernehmen. Wenn Sie sich bei mir melden, dann wird die vorgesehene Sprache oben hinzugefügt, um unnötige Arbeit durch Doppelübertragungen zu vermeiden.
Für die jeweilige Sprache sollte immer nur eine Version existieren, damit im Laufe der Zeit Erfahrungen zur Zuverlässigkeit bei der Früherkennung fremdsprachiger, sprachentwicklungsverzögerter Kinder gesammelt werden können. Dies bedeutet, dass es nicht erlaubt ist, eigene Versionen zu erstellen, anzuwenden und in Umlauf zu bringen. Sollte es eine bessere Übertragung des SBE-2-KT in eine Sprache als die hier publizierte Version geben, dann sollte dies besprochen werden. Ggf. muss die vorhandene Version ersetzt werden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Versionen mit unterschiedlicher Aussage gibt. Um den Einsatz in der Praxis zu erleichtern, sollten alle fremdsprachigen Versionen ein einheitliches Format haben. Sinnvoll ist sicherlich, gleichzeitig die sprachlichen Fähigkeiten in der Herkunfts-/Familiensprache und in Deutsch abzufragen. Eine entsprechende Schablone finden Sie hier.
Pro und Kontra einer Übersetzung des SBE-2-KT
Bisher ist die Beurteilung des Sprachstandes von mehrsprachig aufwachsenden Kindern sehr subjektiv und damit fehleranfällig. Um bei einem Kind eine Sprachentwicklungsverzögerung festzustellen, ist eine Einschätzung des Sprachentwicklungsstandes in der Herkunfts-/Familiensprache erforderlich. Entsprechende Versionen des SBE-2-KT erleichtern dies.
Eine einfache Übersetzung eines Elternfragebogens ist aber nicht unproblematisch. Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass in anderen Sprachen die gleichen Wörter zwischen Late Talkers und Nicht-Late Talkers am besten differenzieren wie im Deutschen. Eigentlich ist eine neue Auswahl der aussagefähigsten Wörter, eine Überprüfung des Tests auf seine Zuverlässigkeit und eine Neu-Normierung in der Zielpopulation erforderlich. Dies ist aber nicht nur wegen des enormen Aufwands kaum realisierbar. Migrantenkinder wachsen bei uns unter ganz unterschiedlichen Lebensumständen auf: einige Kinder wie im Heimatland, andere eher wie deutsche Kinder. Ein einheitlicher Test, der für alle Kinder einer Sprache gleich zuverlässig ist, ist kaum denkbar.
In den Heimatländern gibt es keine vergleichbaren, standardisierten Verfahren, die man übernehmen könnte. Die Übernahme eines Tests aus den Heimatländern würde aber auch nicht unbedenklich sein, da Migrantenkinder bei uns unter anderen Lebensbedingungen aufwachsen als Kinder dort.
Im Gegensatz zu anderen Sprachtests ist eine Übertragung des SEB-2-KT in andere Sprachen weniger bedenklich. Der Test ist sehr einfach strukturiert, da er nur Wörter des Grundwortschatzes enthält, die in allen Sprachen von ähnlicher Bedeutung sein dürften. Im Gegensatz zu Grammatiktests erscheint deshalb eine simple Übersetzung vertretbar.