Erfassung früher sprachlicher Leistungen bei mehrsprachigen Kindern

Für einsprachig deutsche Kinder ist schon viel über Möglichkeiten der sprachlichen Frühdiagnostik bekannt. Für mehrsprachig aufwachsende Kinder ist jedoch bislang völlig unklar, nach welchen Maßstäben deren frühe Sprachentwicklung zu beurteilen ist und welche frühen Merkmale auf spätere Probleme und Störungen des Spracherwerbs hinweisen. Im Alter von ca. 2 Jahren ist der Wortschatz das entscheidende Kriterium der Beurteilung einer unauffälligen oder auffälligen Sprachentwicklung ...

Bei in Deutschland aufwachsenden türkischen Kindern soll untersucht werden, wie deren frühe Sprachentwicklung im Türkischen wie auch im Deutschen verläuft. Für die türkische Sprache muss zunächst ein Messinstrument entwickelt werden. Eine türkische Version des CDI (Fenson et al. 1993) liegt noch nicht vor und außerdem weist das in Deutschland gesprochene Türkisch Besonderheiten auf, sodass sich eine einfache Übertragung von Fragebögen aus der Türkei als problematisch erweisen könnte.

Fragestellungen

  • Was ist ein "typischer" Verlauf der frühen mehrsprachigen Entwicklung im Türkischen wie auch im Deutschen?
  • Wann wird die 50-Wort-Grenze in der Erst- und Zweisprache erreicht?
  • Kann anhand des zu entwickelnden Messinstruments zur Beurteilung der frühen Sprachentwicklung der Erstsprache frühzeitig entschieden werden, ob es sich um Verzögerungen in beiden Sprachen handelt oder ob lediglich ein Förderbedarf im Deutschen existiert? Welche Merkmale weisen auf eine später auffällige bzw. unauffällige Entwicklung hin?

Methode

Zur Entwicklung eines solchen Verfahrens müssen zunächst diejenigen Wörter identifiziert werden, die häufig von in Deutschland aufwachsenden türkischen Kindern als erstes gesprochen werden. Dafür wurden in einer eigenen ersten Studie Mütter von zweijährigen türkischen Kindern anhand eines Interviewleitfadens gebeten, alle Wörter zu nennen, die die Kinder derzeit sprechen.

Zusätzlich füllen die Mütter einen Elternfragebogen zur Sprachentwicklung im Deutschen (ELAN, Bockmann & Kiese-Himmel 2006) sowie einen allgemeinen Elternfragebogen aus. Daraus soll ein Wortschatzfragebogen im Türkischen entwickelt werden, der dann an einer neuen Stichprobe überprüft werden soll. Zusätzlich werden jeweils die Deutschkenntnisse der Kinder überprüft.

Anschließende quer- und längsschnittliche Untersuchungen sollen zeigen, wie aussagekräftig die Anwendung der türkischen und deutschen Wortlisten ist, wer sich in der Folge auffällig oder unauffällig entwickelt und welche Faktoren für die unterschiedliche Verläufe entscheidend sind.

Den Flyer zum Projekt finden Sie hier.

Projektteam und Kooperationspartner


Prof. Dr. Steffi Sachse (PH Heidelberg)
Nora Budde-Spengler (ZNL, Universität Ulm)
Dr. Tanja Rinker (Universität Konstanz)


Förderung


Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Eliteprogramms für Postdoktoranden und Postdoktorandinnen
der Baden-Württemberg Stiftung.

GESUCHT werden derzeit Kinderärzte, die viele U7 Termine mit türkisch-deutsch aufwachsenden Kindern haben und die eine Tablet-Version der derzeitigen Fragebogenversionen im Rahmen der U7 mitlaufen lassen würden. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei uns: sachse☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜ph-heidelberg☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜de