Gründungen aus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
Das Studium und die Arbeit an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zeichnet sich seit jeher durch einen engen Praxisbezug aus. Kein Wunder also, dass auch Mitglieder unserer Hochschule auf die Idee kommen, sich mit ihrer Idee selbstständig zu machen. Hier findet ihr Geschichten von Gründer:innen aus unserer Hochschule.
Erdmännchen & Bär
Felix Bastam und Sebastian Jähnke haben 2018 die Bildungsagentur Erdmännchen & Bär gegründet. Die beiden ehemaligen Studenten vom Studiengang E-Learning und Medienbildung konzipieren und entwickeln multimediale Lernangebote. Barrierearmut und Inklusion spielen für die beiden dabei eine besonders wichtige Rolle.
Kontakt: www.erdmaennchenundbaer.de
Wie hat das Studium an der Pädagogischen Hochschule eure Gründungsidee inspiriert oder beeinflusst?
Wir lernten uns während des gemeinsamen Masterstudiums „E-Learning und Medienbildung (ELMeB21)“ an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg kennen. Im Praxisprojekt des Studiums haben wir unser erstes gemeinsames Projekt umgesetzt. Der Stadtführer Heidelberg ist ein interaktives Lernprogramm (Computer Based Training) in Leichter Sprache, das in Kooperation mit der Lebenshilfe Heidelberg e. V. entstanden ist. Ziel des Programms ist es, den Anwendern ein unabhängiges und selbstständiges Lernen zu ermöglichen. Die Stadtführungen in Leichter Sprache werden von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung durchgeführt – die digitale Lernumgebung dient den Guides zum einen dazu, neue Inhalte zu erfassen und zum anderen zur regelmäßigen Wiederholung. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit den Klienten der Heidelberger Werkstätten und dem Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Heidelberg e. V. entstanden.
Der Studiengang hat uns zum einen also zusammengebracht, da er interdisziplinär aufgestellt ist und somit wir unseren beiden unterschiedlichen Hintergründe (Game Designer & Pädagoge) einbringen können. Zum anderen haben wir uns noch einmal verstärkt mit unterschiedlichen Themen der Mediendidaktik und Medienpädagogik auseinandersetzen können. Das wiederum sind heute wichtige Grundlage unserer Arbeit.
Welche besonderen Herausforderungen habt ihr während der Gründungsphase erlebt? Wie konnte die Pädagogische Hochschule dabei unterstützen?
Seit unserem Beginn vor über 5 Jahren hat sich unser Angebot weiter differenziert. Als Erdmännchen&Bär GmBH gestalten wir inklusive Lernangebote und unterstützen Akteure aus den Bereichen Kultur, Bildung, Sozial- und Privatwirtschaft durch Beratung, Entwicklung, Medienproduktion und Workshops. Unser Motto lautet dabei: Digital lernen – für alle.
Wie hat sich euer Unternehmen seit den Anfängen entwickelt? Wie hat die Verbindung zur Hochschule während dieses Wachstumsprozesses eine Rolle gespielt?
Unsere Arbeit umfasst drei Ebenen:
- Alle können das Digitale lernen: Wir helfen dabei, den drohenden Digitalen Divide (oder auch Digital Gap) zu verringern, indem wir Menschen dabei unterstützen, digitale Fähigkeiten zu erlernen. Dazu gehört die Vermittlung von Kenntnissen über die Möglichkeiten der digitalen Welt, sicheren Umgang im Internet und Anpassung von Endgeräten für einen barrierefreien Zugang. Unsere inklusive Medienarbeit und Medienpädagogik begleiten diese Themen.
- Das digital gestützte Lernen für alle: Unser Fokus liegt auf der Schaffung attraktiver und barrierearmer Lernmöglichkeiten durch die Kombination von Online- und Offline- Lernformaten (Blended Learning). Wir entwickeln dabei umfangreiche Lernangebote, die verschiedene Medienformate wie Lernvideos, Webseiten und interaktive Lernumgebungen umfassen. Bei der Gestaltung legen wir großen Wert auf kooperative und gemeinsame Lernprozesse, wobei Kreativität und Ästhetik eine bedeutende Rolle spielen. Wir verstehen digitale Barrierefreiheit nicht nur als technische Herausforderung, sondern betrachten sie als zentrale Aufgabe des UX-Designs und der Gestaltung des Angebots. Dabei nutzen wir Elemente des Design Thinking, um partizipative und kreative Entwicklungsprozesse zu fördern.
- Die digitale Teilhabe erfordert lebenslanges Lernen: In einer sich stetig weiterentwickelnden digitalen Welt ist lebenslanges Lernen unerlässlich. Wir sensibilisieren die digitale Gesellschaft für Barrierearmut und Inklusion und unterstützen sie auf diesem Weg durch Beratungen und Prozessbegleitungen. Ziel ist es, die Digitalisierung unserer Gesellschaft so zu gestalten, dass sie Menschen unterstützt, ohne sie zu überfordern oder auszugrenzen.
Wir haben bereits viele Projekte in den letzten 5,5 Jahren umsetzen dürfen. Einige Beispiele sind:
- WEIDI: Eine Webseite in einfacher Sprache die in niedrigschwelligen Videos Themen aus den Bereichen Tablet, Internet, Apps und Social Media erklärt. Die gamifizierte Lernwebseite wird begleitet von einem medienpädagogischen Workshop-Programm, um die digitale Teilhabe der Klient*innen der Nieder-Ramstädter Diakonie zu fördern.
- Geschichte Inklusiv: Eine barrierearme Webseite in einfacher Sprache für die Gedenkstätte "Opfer der Euthanasie-Morde" in Brandenburg a. d. Havel, um Menschen einen leicht verständlichen Zugang zu diesem wichtigen Themenkomplex zu bieten.
- MFG ZUKUNFTSSTARK: Beratung und Begleitung von Kultureinrichtungen im Rahmen des Investitionsprogramms ZUKUNFTSSTARK des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg zur Stärkung des Kulturbetriebs und zur Förderung der digitalen Infrastruktur, Modernisierung, Inklusion und kulturellen Teilhabe.
Wir freuen uns darüber, dass unsere Arbeit Anerkennung gefunden hat. So wurden wir 2021 mit der IDEENSTARK Auszeichnung für Kreativ- und Kulturschaffende der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg ausgezeichnet. Zudem wurden unsere Bemühungen, Ästhetik und Barrierefreiheit zu verbinden, mit dem EDAD-Award 2019 und 2022 des Kompetenznetzwerks Design für Alle - Deutschland e.V. gewürdigt. Seit Juni 2022 sind wir Mitglied im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND), wo wir uns mit anderen sozialorientierten Unternehmen austauschen, unsere Wirkung messen und uns stetig weiterentwickeln können.
Mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg stehen wir weiterhin im Austausch, z. B. mit dem Annelie-Wellensiek-Zentrum für inklusive Bildung (AW ZIB). Des Weiteren ist Felix Bastam als Lehrbeauftragter in Studiengang E-Learning und Medienbildung (ELMEB) tätig.

Heerlijk Bier
Sie waren damals keine Braumeister, aber haben sich leidenschaftlich gerne am Bierbrauen versucht – bis sie 2021 ihre eigene Biermarke gründeten: Heerlijk Bier. Seither expandieren sie in Heidelberg und sind mittlerweile eine feste Größe auf dem lokalen Biermarkt. Unter den Gründern sind auch Studenten der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Kontakt: www.heerlijk-bier.de
Wie hat das Studium an der Pädagogischen Hochschule eure Gründungsidee inspiriert oder beeinflusst?
Unsere Zeit im Studium hat uns dahingehend beeinflusst, dass wir uns in unserer Phase als junge Menschen ausprobieren und Neues erleben wollten. Wir fanden es super spannend, einfach mal mit etwas anzufangen, was auf den ersten Blick nichts mit dem Studium zu tun hat. Wir hatten zu Beginn gar nicht das Ziel, aus dem Hobby eine so umfangreiche Nebentätigkeit zu machen.
Welche besonderen Herausforderungen habt ihr während der Gründungsphase erlebt? Wie konnte die Pädagogische Hochschule dabei unterstützen?
Die PH Heidelberg hat uns, in der Person von Max Wetterauer, zwar nicht direkt zu Beginn, aber in unserer frühen Phase, beim Vernetzen mit anderen Start-Up Gründer:innen und Interessent:innen in Heidelberg geholfen.
Wie hat sich euer Unternehmen seit den Anfängen entwickelt und wie hat die Verbindung zur Hochschule während dieses Wachstumsprozesses eine Rolle gespielt?
Unser Unternehmen ist in den zweieinhalb Jahren deutlich gewachsen, besonders unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass es zu Beginn nie das erklärte Ziel war, ein Unternehmen von dem Ausmaß auf die Beine zu stellen. Am Anfang bestand einfach die Idee, Bier zu brauen und später auszuprobieren, ob sich dieses in Heidelberg verkaufen lässt. Das Gründen diente eher als Mittel zum Zweck.
