Aus dem editorial des letzten Heftes der „Lesezeichen“ (Heft 17, 2006):

"Das vorliegende Heft unserer Zeitschrift ist dem Werk Benno Pludras gewidmet, der am 10.5. 2005 im Rahmen der Veran­staltungsreihe Kinderliteratur im Gespräch im Lesezentrum zu Gast war. Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung der „Stiftung für Bildung und Behinderten­förderung e.V.“ finan­ziert. Neben der Dokumentation dieses Gesprächs und einer umfangreichen Bibliographie finden Sie in diesem Heft unter anderem zwei Gast-Beiträge. Rüdiger Steinlein (Humboldt-Universität, Berlin) beschäftigt sich mit dem Frühwerk Benno Pludras, Bernd Dolle-Weinkauff (Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Institut für Jugendbuchforschung) stellt einen Vergleich von Pludras Erzählung VomBären, der nicht mehr schlafen konnte (EA 1967) mit The Bear That Wasn’t (EA 1946) von Frank Tashlin an.

Benno Pludra, der am 1.10. 2006 achtzig Jahre alt wurde, ist ein „Klassiker“ der Kinder- und Jugendliteratur der DDR; mehrere Generationen junger Leserinnen und Leser zwischen Ostsee und Thüringer Wald sind mit seinen Büchern auf­gewachsen. Obgleich einige davon durch Übersetzungen und Lizenzausgaben auch internationale Verbreitung fanden, ist sein Name beim westlichen Lesepublikum vergleichsweise weniger bekannt. Insbesondere die frühen Texte Benno Pludras dürften in der BRD nur sehr wenige kindliche Leser gefunden haben. Unter ihnen Gerhard Härle (PH Heidelberg), dessen lesebiographische Hommage an Benno Pludra deutlich macht, wie ergiebig eine über wohlfeile ideologiekritische Abqualifizierungen hinausreichende Auseinandersetzung mit älteren „vergessenen“ Kinderbüchern sein kann.

Pludra ist ein realistischer Schriftsteller, der sich in zu­nehmendem Maße auf die innere Welt, die subjektive Wirk­lichkeit seiner Kinderfiguren konzentriert und mit symbol­haften, den Gattungstraditionen von Märchen und phantastischer Literatur entstammenden Darstellungsmitteln arbeitet. Mit den phantastischen Elementen in Pludras Werk beschäftigt sich der Beitrag von Bernhard Rank, während Gina Weinkauff über Pludras Vaterfiguren schreibt.

Benno Pludra hat ein halbes Jahrhundert Kinderliteratur­geschichte mit geprägt, indem er dazu beitrug, die Möglich­keiten des Schreibens für Kinder, die ästhetischen Potenziale dieser Literatur immer wieder aufs Neue zu erkunden. Wir gratulieren der Kinderliteratur zu Benno Pludra und Benno Pludra zum 81. Geburtstag!"