Von der Werkstatt in die Hochschule

Vier neue Teilnehmende starten eine Qualifizierung zu Bildungsfachkräften. Ermöglicht wird die Fortsetzung des erfolgreichen Inklusionsprojekts durch die Dietmar Hopp Stiftung.

 

Am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung (AW-ZIB) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg beginnt im November die zweite Qualifizierungsrunde zur Bildungsfachkraft. Nachdem Ende September Susann Bensch und Louisa Kabbe die dreijährige Vollzeitqualifizierung erfolgreich beendet haben, starten im November Lilly Lorenz, Cedric Rüther, Maya Silva und Mehmet Can Friedel die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, die Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten, neue berufliche Perspektiven auf dem ersten Arbeitsmarkt eröffnet. Die Qualifizierung findet in Kooperation mit der Werkstatt für Menschen mit Behinderung Weinheim der Gemeindediakonie Mannheim und den Heidelberger Werkstätten der Lebenshilfe statt. Drei der vier neuen Teilnehmenden waren dort bislang beschäftigt und wechseln nun an die Hochschule.

Bildungsfachkräfte am AW-ZIB arbeiten als "Expert:innen in eigener Sache". Sie bringen ihre eigenen Inklusions- und Exklusionserfahrungen in die Lehre an Hochschulen ein und gestalten im Tandem Bildungsangebote, teilweise auch gemeinsam mit Dozierenden. Dabei sprechen sie über Themen wie Inklusion, Barrieren im Alltag, Lernerfahrungen oder gesellschaftliche Teilhabe – immer aus der Perspektive ihrer persönlichen Erfahrung. Durch ihre Beiträge fördern sie das Verständnis zukünftiger Lehrkräfte für die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderungen. Bildungsfachkräfte halten Vorträge, entwickeln Lehrformate und arbeiten in Forschungsprojekten mit. Sie sind damit ein wichtiger Bestandteil der Hochschullehre und tragen zu einer inklusiveren Bildungslandschaft bei.

"Ich freue mich sehr, dass das AW-ZIB seine erfolgreiche Arbeit fortsetzt und mit dieser zweiten Qualifizierungsrunde erneut Maßstäbe für gelebte Inklusion an Hochschulen setzt", betont Professorin Dr. Karin Vach, Rektorin der PHHD. "Das Zentrum für inklusive Bildung zeigt, wie Hochschule im besten Sinne wirken kann: als Ort, an dem Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen lehren, forschen sowie arbeiten und gemeinsam eine Zukunft gestalten, die Vielfalt als ihre größte Stärke sieht. Diese gelebte Inklusion ist ein Gewinn für die Pädagogische Hochschule Heidelberg und ein wichtiges Signal für die gesamte Gesellschaft."

Auch die Werkstätten, aus denen die neuen Teilnehmenden kommen, unterstützen den Schritt ausdrücklich. "Unsere bisherigen Mitarbeitenden erhalten am Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung die tolle Chance, sich für einen anspruchsvollen Beruf auf dem ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren", sagt Mareike Damm von der Gemeindediakonie Mannheim. "Das ist ein wichtiger Beitrag zur inklusiven Weiterentwicklung beruflicher Perspektiven, den wir auch finanziell im erheblichen Maße unterstützen", ergänzt Wolfgang Thon von den Heidelberger Werkstätten der Lebenshilfe Heidelberg.

Die Dietmar Hopp Stiftung ermöglicht die neue Qualifizierungsrunde mit einer erneuten Förderung. Bereits die vorherige Runde wurde durch die Stiftung maßgeblich unterstützt. Uta Mielisch, Bildungsreferentin der Stiftung, erklärt: "Wir freuen uns über den erfolgreichen Abschluss von Susann Bensch und Louisa Kabbe und sehen in der Qualifizierung von Bildungsfachkräften einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Daher unterstützen wir sehr gerne auch den nächsten Durchlauf und wünschen den neuen Teilnehmenden viel Erfolg und Freude beim Lernen."

Einer der neuen Teilnehmenden, Cedric Rüther, blickt mit Vorfreude auf den Start: "Ich bin total gespannt auf die neue Aufgabe und freue mich darauf, viel Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln."

Das Konzept der Qualifizierung wurde am AW-ZIB in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Es verbindet biografisches Lernen, fachliche und didaktische Ausbildung sowie umfangreiche Praxisphasen. Ziel ist es, Menschen aus der Werkstattarbeit eine langfristige berufliche Perspektive im Bildungsbereich zu eröffnen – mit tariflicher Bezahlung, gesellschaftlicher Wirksamkeit und einer aktiven Rolle in der akademischen Welt.

Weitere Informationen unter .

Text: Redaktion