Praxisbeispiel ELMEB

Im Masterstudiengang E-Learning und Medienbildung (ELMEB) der PH Heidelberg geht es neben Mediendidaktik und Medientheorie um die Kunst der Vermittlung: Bildungsmedien konzipieren, produzieren und evaluieren. Ein wichtiger Teil des Studiums ist dabei das Praxisprojekt: In dessen Rahmen führen die ELMEB-Studierenden jeweils eigenständig ein anwendungsbezogenes Medienprojekt von der Planung bis zur Produktion bzw. Anwendung durch.

Svenja Woitt studierte ELMEB und verwirklichte im Sommersemester 2021 ihr Praxisprojekt in Zusammenarbeit mit dem AW-ZIB. Ihr Ziel: Die Entwicklung eines digitalen Lernprogramms in Einfacher Sprache, das die Basisfunktionen von Zoom vorstellt und die Bedienung der Meetingplattform barrierearm anleitet.

Svenja Woitt hat sich für eine nutzerorientierte Gestaltung (User-centered design) entschieden:

  1. Hierzu fand zunächst ein Treffen mit Sarah Maier, Teilhabemanagerin, und Dr. Klemens Ketelhut, damaliger AW-ZIB-Geschäftsführer, statt. Hierbei wurden der Nutzungskontext und die Anforderungen an das Tool besprochen.
  2. Daraufhin hat Woitt einen ersten Prototypen entwickelt.
  3. Dieser wurde dann von den Bildungsfachkräften Helmuth Pflantzer, Thorsten Lihl und Hartmut Kabelitz getestet.
  4. Das ausführliche Feedback hat Woitt in ihren Prototypen einfließen lassen.
  5. Der überarbeitete Prototyp wurde dann erneut von den Bildungsfachkräften Pflantzer, Lihl und Kabelitz getestet.
  6. Im Anschluss hat Woitt den Prototyp zu einem einsetzbaren Lernprogramm weiterentwickelt.
DasBild zeigt Dr. Klemens Ketelhut, Svenja Woitt und Sarah Maier. Sie sitzen auf Bänken im Innenhof des Altbaus der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Das so entstandene digitale Lerntool besteht aus interaktiven Erklärvideos zu verschiedenen Funktionen von Zoom: In acht Lernheiten wird zum Beispiel erklärt, wie die Kamera eingeschaltet wird, der Bildschirm geteilt oder wie Breakout-Räume genutzt werden.

Das Tool zeichnet sich zum Beispiel durch eine einfache Sprache, eine langsame Sprachweise oder die Größe der Icons aus, die an die Bedarfe von Menschen mit Einschränkung der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen angepasst wurden.

Die User bekommen zudem die Benutzung nicht nur erklärt; nach jeder Lerneinheit haben sie zudem die Möglichkeit, das gerade Gelernte anzuwenden.

Das Bild zeigt Bildungsfachkraft Hartmut Kabelitz, der an seinem Laptp sitzt. Auf dem Bildschirm steht "zoom-Training" geschrieben.

Am 27. Juli 2021 hat Svenja Woitt das Tool ihren Dozierenden und Kommiliton:innen vorgestellt. Das Team des AW-ZIB war sowohl im Senatssaal als auch im Home Office anwesend.

Das Lernprogramm wird zunächst den Bildungsfachkräften zur Verfügung gestellt.

Es ist zudem geplant, das Tool im Rahmen einer sogenannte "Open Educational Resources"-Veröffentlichung (OER) kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Es kann dann zum Beispiel auch von weiteren Zielgruppen genutzt oder auf andere Plattformen übertragen werden. Weitere Informationen hierzu folgen (Stand: 07.2021).

Dieses Bild zeigt 3 Personen vor einer großen Leinwand.

Ich finde es großartig, dass mit dem AW-ZIB Inklusion in der Hochschullehre erfahrbar gemacht und konsequent umgesetzt wird. Gleichzeitig ist die(se) Vernetzung mit dem Studiengang E-Learning und Medienbildung meiner Meinung nach eine riesige Chance, Barrierefreiheit auch im Bereich E-Learning höher auf die Agenda zu bringen, was bisher kein fixes Thema in dem Masterstudiengang ist. Ich finde, das zeigt, dass das aktive Mitwirken von Menschen mit Behinderung in der Hochschule zu einer Sensibilisierung in vielen Bereichen führt. Davon können alle profitieren.

Svenja Woitt, Studentin

Ich finde das Programm gut, weil es Menschen helfen kann, Zoom besser zu verstehen und den Umgang mit Zoom erleichtert. Es ist wichtig, dass Menschen wie Svenja sich Gedanken machen, um Menschen mit Behinderungen das Leben etwas leichter zu machen. Indem ich immer wieder die Möglichkeit habe, dieses Lernprogramm zu nutzen, erleichtert mir das die digitale Teilhabe. Wenn ich so darüber nachdenke, kann dieses Lernprogramm auch zum Beispiel Seniorinnen und Senioren die digitale Teilhabe erleichtern.

Helmuth Pflantzer, Bildungsfachkraft

Das Praxisprojekt von Svenja Woitt zeigt, dass die Herausforderung, digitales Arbeiten für Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zugänglich zu machen, zu klugen und durchdachten Lösungen führen kann. Arbeitsprozesse inklusiv zu denken und zu strukturieren bedeutet, dass mehr Teilhabe entstehen kann und so die Grundlage für Partizipation in heterogenen Teams gestärkt wird.

Dr. Klemens Ketelhut, ehemaliger Geschäftsführer