Die Nachfrage nach den Bildungsangeboten der Bildungsfachkräfte ist sehr groß. Um das bestehende Angebot aufrecht erhalten zu können werden am AW-ZIB Menschen, die als kognitiv beeinträchtigt gelten, zu Bildungsfachkräften qualifiziert.
Die angehenden Expert:innen in eigener Sache lernen im Laufe der dreijährigen Vollzeitqualifizierung von ihren Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen zu berichten, um Studierende und (angehende) Fach- und Führungskräfte für diese zu sensibilisieren. Bei persönlichem Interesse werden sie auch in die partizipative Forschung eingebunden.
Die Teilnehmenden kommen an fünf Tagen pro Woche in das AW-ZIB. Wenn Sie vorher in einer Werkstatt für behinderte Menschen gearbeiten haben, bleiben sie während der Qualifizierung in ihrer Werkstatt angestellt. So bleibt der Werkstattlohn erhalten und es gibt eine Rückkehroption - falls die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft doch nicht das Passende ist.
Die Qualifizierung umfasst unter anderem Kommunikation und Präsentation, Reflexion der eigenen Lebensgeschichte, inklusionspädagogische Grundlagen und Teamarbeit.
Eine Besonderheit der Qualifizierung liegt in der Verknüpfung von Theorieinhalten, Praxiserfahrungen und einer psychosozialen Begleitung. Die zu erwerbenden Kompetenzen werden systematisch auf der Basis eines zugrundeliegenden Modulhandbuches erarbeitet.
Im Anschluss an eine erfolgreich abgeschlossene Qualifizierung, wird eine Anstellung als Bildungsfachkraft am AW-ZIB angestrebt.
Im Zentrum der Qualifizierung zur Bildungsfachkraft stehen Praxisbezüge und das Erfahrungswissen der Teilnehmenden. Mit Blick der verschiedenen Leitideen Teilhabe, Selbstbestimmung, Inklusion, Bildung und Empowerment ordnen sie ihre Erfahrungen aus den unterschiedlichen Lebensbereichen und Handlungsfeldern ein. Sie verknüpfen ihre individuellen Erfahrungen mit theoretischem Wissen über die Lebensbereiche, Handlungsfelder und Leitideen.
Begleitet wird dieser Prozess durch zwei unterstützende Elemente: Die Psychosoziale Begleitung schafft Raum für die Bearbeitung von (auch schwierigen) Erfahrungen. Im Zuge angeleiteter individueller Reflexionsprozesse werden persönliche Ressourcen gestärkt. Die Teilhabebegleitung zielt darauf ab, Barrieren zu entdecken und abzubauen, um Zugänge zu schaffen und Teilhabechancen – auch über die Qualifizierung hinaus – zu ermöglichen.
So entsteht ein ganzheitlicher Lernprozess, in dem Theorie, Praxis und persönliche Entwicklung ineinandergreifen.

Die Qualifizierung wird im Rahmen einer Mixed-Methods-Evaluation wissenschaftlich begleitet.
Weitere Informationen finden Sie im Bereich
Von Oktober 2022 bis September 2025 wurden Susann Bensch und Louisa Kabbe am AW-ZIB zu Bildungsfachkräften qualifiziert.
Beide besuchten eine Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Darüber hinaus haben sie auch inklusive Lern-, Arbeits- und Freizeiterfahrungen gesammelt, so dass die Erfahrungsexpertise des Zentrums im Bereich des inklusiven (außer)schulischen Lernens erweitert werden kann. Gleichzeitig sollte bewusst zwei Frauen mit Behinderungserfahrung eine Perspektive auf eine Tätigkeit im Bildungsbereich eröffnet werden.
Susann Bensch und Louisa Kabbe verstärken ab Oktober 2025 das Team der Bildungsfachkräfte.
Unterstützt wurde die Qualifizierung 2022 - 2025 neben der Stiftung Lebenshilfe Heidelberg von Dr. Jobst Wellensiek (†), Ehemann der 2015 verstorbenen Rektorin der Hochschule und Namensgeberin des AW-ZIB, dem Rotary Club Heidelberg-Schloss sowie der Dietmar Hopp Stiftung. Meike Leupold, stellvertretende Stiftungsleiterin, sagt: “Wir freuen uns sehr, dazu beizutragen, dass die inklusive Arbeit der Bildungsfachkräfte am AW-ZIB gesichert und ausgebaut werden kann. Durch die Förderung möchten wir einen Beitrag zur gelebten Inklusion und zur Bildung leisten.”