Das Forschungsprojekt Literatur in Einfacher Sprache (LiES) widmet sich der kulturellen Teilhabe, insbesondere in Bezug auf Literatur. Dabei ist das Ziel, auch benachteiligte Schüler:innen in ihrer Lesemotivation zu unterstützen und Perspektiven für die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen zu entwickeln.
Bislang hat literarisches Lernen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen in der sonderpädagogischen Forschung nur am Rande Beachtung gefunden, da die Förderung der Handlungsfähigkeit für die Alltagspraxis als vornehmliches Ziel gilt. Wenn eine Auseinandersetzung mit Literatur im Unterricht an sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren erfolgt, dann zumeist in Form von Übersetzungen in Einfacher oder Leichter Sprache. Ob diese allerdings Potential für literarisches Lernen haben, wird kontrovers diskutiert und wurde bisher für den inklusiven Unterricht nicht untersucht.
ist es, Grundlagen und Bedingungen für erfolgreiches literarisches Lernen in heterogenen Lernsettings zu erfassen.
Dazu gehören Erkenntnisse zu Rezeptionsprozessen von Schüler:innen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung, zu ihren Fähigkeiten, sich zu bestimmten Textvarianten zu äußern und zu Möglichkeiten der Unterstützung solcher Anschlusskommunikation.
Auf Basis der Erkenntnisse können didaktische Konzeptionen und Materialien entwickelt werden, die literarisches Lernen und ästhetische Erfahrungen im Unterricht fördern.
Zu diesem Zweck sollen drei Varianten eines literarischen Textes in ihrer Wirkung auf Schüler:innen (Regelschule und Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung) untersucht werden. Im Forschungsprojekt LiES liegt der Fokus auf der Frage, wie sich unterschiedliche sprachliche Varianten eines literarischen Textes auf die Bedeutungskonstruktion auswirken, welche Unterschiede diesbezüglich zwischen Jugendlichen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung bestehen und welche (verbalen und nonverbalen) Möglichkeiten sie nutzen, um sich zu einem literarischen Text zu äußern.
der Studie
Das Ziel von LiES war es, auch benachteiligte Schüler:innen in Bezug auf ihre Lesemotivation zu unterstützen und Perspektiven für die Gestaltung von inklusiven Lehr-Lernsituationen zu entwickeln. Dazu sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- Welche verbalen und nonverbalen Möglichkeiten nutzen Schüler:innen, um sich zu einem präsentierten Text zu äußern? Inwiefern nutzen Schüler:innen dazu zusätzlich bereitgestellte Materialien (z.B. Holzfiguren, Bilder etc.)?
- Inwiefern unterscheiden sich die Äußerungen in Quantität und Qualität in Abhängigkeit von der jeweiligen Textfassung und in Abhängigkeit vom Vorliegen eines sonderpädagogischen Förderbedarfs?
- Welche Bedeutungskonstruktionen der Schüler:innen lassen sich insbesondere im Hinblick auf die Bildung von Inferenzen aus introspektiven Daten ermitteln (z.B. Erklärungen, Hypothesen, Generalisierungen, figurenbezogene Reaktionen wie Sympathie, Empathie, Identifikation)?
An der Studie haben 72 Schüler:innen teilgenommen. Je 36 Schüler:innen mit kognitiver Beeinträchtigung und je 36 Schüler:innen ohne kognitive Beeinträchtigung pro Textversion (Originaltext, Einfache Sprache und Leichte Sprache). Die teilnehmenden Schüler:innen wurden in den aus den Klassenstufen 8-9 von Allgemeinen Schulen, Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sowie inklusiv arbeitenden Schulen unterrichtet.
Die Interviews mit den Schüler:innen fanden in Eins-zu-eins-Situationen statt. Über alle drei Hörtextvarianten (in 'Standardsprache‘, Einfacher Sprache und Leichter Sprache) hinweg wurden an vergleichbaren Stellen sog. STOPS festgelegt, an denen die Präsentation des Hörtextes unterbrochen wurde. An den jeweiligen STOPS wurden aus dem in der Vorstudie erarbeiteten Leitfaden Fragen gestellt, die die Schüler:innen beantworten sollen. Dabei sollte der Schwerpunkt auf den Bedeutungskonstruktionen der Schüler:innen liegen und nicht auf der boßen Wiedergabe der Handlungslogik. Darüber hinaus wurden die Jugendlichen dazu animiert, ihre Gedanken und Assoziationen frei zu äußern. Dazu konnten die Schüler:innen selbst zusätzlich den Hörtext über eine Taste zu jedem beliebigen Zeitpunkt anhalten. Nach den Erfahrungen aus der Vorstudie wurde vermutet, dass eine Unterstützung der Befragung durch Holzfiguren und ähnliche Materialien hilfreich ist. Stellvertretend für die Protagonistinnen wurden merkmalsarme Figuren verwendet, um eigene Vorstellungen zu fördern. Zudem wurden noch weitere Requisiten (beispielsweise Realia, die in der Geschichte genannt werden) zur Veranschaulichung der Geschichte eingesetzt. Es wurden darüber hinaus bildgestützte Rating-Skalen für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (Gräßer, Hovermann & Botved, 2017) für die Beschreibung von Emotionen genutzt. Zur Orientierung und Vergewisserung über den Ablauf und Handhabung der Technik (Taste, Abspielen des Hörtextes) wurde anhand eines kurzes Prologs zur Geschichte die Durchführung mit den Schüler:innen einmal erprobt.
Die Interviews mit den Schüler:innen wurden videographiert. Die Audio- und Videodateien wurden anschließend transkribiert und sowohl inhaltsanalytisch als auch sequenzanalytisch ausgewertet.
- Das Konzept der Leichten Sprache ist in der UN-Behindertenrechtskonvention sowie im Behindertengleichstellungsgesetz rechtlich verankert. Verallgemeinernd wird Leichte Sprache als eine Varietät, also als eine „Realisierungsform“ des Deutschen bezeichnet (Bock/Lange 2015: 67). Dennoch existiert für den Begriff der Leichten Sprache keine eindeutige wissenschaftliche Definition. Es handelt sich um ein überwiegend praxisorientiertes Modell, das durch die Vereinfachung sprachlicher Strukturen eine bessere Verständlichkeit von Texten erreichen will (Gross 2015: 88). Der damit einhergehende Abbau von Barrieren soll es Menschen ermöglichen, sich unabhängig und selbstbestimmt Zugang zu wichtigen Informationen zu verschaffen (Bock 2019: 20).
- Texte in Leichter Sprache richten sich an eine bestimmte Zielgruppe. Als Adressat:innen werden von der Lebenshilfe Bremen e.V. neben Menschen mit sog. geistiger Behinderung und Lern-Behinderung ebenfalls „Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können“, „Menschen, die nicht so gut Deutsch können“, „Alte Menschen“, „Menschen, die Gebärdensprache sprechen“ und „Jugendliche“ genannt (Lebenshilfe Bremen e.V.).
- Um eine bestimmte Qualität der Texte in Leichter Sprache zu sichern, wurden Regelwerke bzw. Richtlinien erstellt, an denen sich Autor:innen und Übersetzer:innen orientieren können. Alle existierenden Regelwerke haben gemeinsam, dass sie neben Regeln zur Sprache ebenfalls Regeln zur Rechtschreibung und zum Textinhalt sowie Empfehlungen zur Gestaltung enthalten. Als ein gängiges Regelwerk ist der Leitfaden Leichte Sprache – ein Ratgeber zu nennen, der 2013 von den Mitgliedern des Netzwerks Leichte Sprache sowie dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales entwickelt wurde (Gross 2015: 88ff.).
- Das Konzept der Einfachen Sprache ist ebenso wie die Leichte Sprache aus einer Orientierung an der Praxis heraus entstanden, insbesondere durch den niederländischen Spaß am Lesen Verlag. ‚Einfach‘ sind in diesem Sinne Texte in einfacher Alltagssprache, die ohne fachspezifisches Vokabular oder komplexe Erläuterungen auskommen. Der Begriff der Einfachen Sprache unterscheidet sich von der Leichten Sprache insofern, als er sich an keinem festen Regelwerk orientiert (Ebd.: 88). Auch die Zielgruppe ist umfassender (Topalović/Diederichs 2019: 98).
- Köb, S., Janz, F., Breite, E., Sansour, T., Terfloth, K. & Vach, K. (2023). „Zum Potenzial litrarischer Erfahrungen für den inklusiven Schriftspracherwerb bei Schüler:innen mit kognitiver Beeinträchtigung“. In: Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie, 101. Online verfügbar unter:
- Sansour, T., Vach, K., Köb, S., Janz, F., Terfloth, K. & Zentel, P. (2020). „Also Lesen ist immer ein Entwicklungsraum.“ Bestimmungsfaktoren zum Literaturbegriff und Implikationen für den Literaturunterricht. In: Leseräume. Zeitschrift für Literalität in Schule und Forschung , 7(6), 79-93.
- Vach, K., Köb, S., Sansour, T., Janz, F., Terfloth, K. & Zentel, P. (2019). Literarizität und einfache Sprache - Überlegungen aus Sicht von Gegenwartsautor*innen. In: Grundschulzeitschrift, 317, 34-37.
- Sansour, T., Terfloth, K., Breite, E., Janz, F., Köb, S. & Vach, K. (2023). „Erhebung von Bedeutungskonstruktionen zu einem literarischen Text am Beispiel einer Schülerin mit kognitiver Beeinträchtigung“. In: Ch. Lindmeier, S. Sallat, V. Oelze, W. Kulig & M. Grummt (Hrsg.), Partizipation - Wissen - Kommunikation. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 371-378.
- Breite, E. (2023). „Im magischen Kreis. Ein Schreibexperiment mit drei Textfassungen in Standardsprache, Einfacher Sprache und Leichter Sprache“. In: K. Vach (Hrsg.), Nils Mohl. Heidelberger Kinderliteraturgespräche 2019. München: kopaed, 263-278.
- Vach, K., Sansour, T., Janz, F., Köb, S. & Terfloth, K. (2023). „‚Das ist doof. Das ist halt Fremdgehen. Und das will man einfach nicht.‘ Bedeutungskonstruktionen von Schüler*innen bei der Rezeption literarischer Texte und Implikationen für Gespräche über Literatur im (inklusiven) Deutschunterricht“. In: U. Preußer & B. Lingnau (Hrsg.), Anschluss- und Begleitkommunikation zu literarischen Texten. Bochum: SLLD Sprachlich-literarisches Lernen und Deutschdidaktik, 160-177.
- Sansour, T., Vach, K., Köb, S., Janz, F., Terfloth, K. & Zentel, P. (2021). „Literarizität und Einfache Sprache aus Sicht von Autorinnen und Autoren“. In: L. Schüler (Hrsg.), Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit. Hannover: Klett/Kallmeyer, 205-216. (Überarbeitete und erweiterte Fassung des Beitrags in: Die Grundschulzeitschrift 2019, H. 317.)
- Köb, S., Sansour, T., Vach, K. (2019). Literaturunterricht in inklusiven Kontexten. In Ch. Hochstadt, R. Olsen (Hrsg.), Handbuch Deutschunterricht und Inklusion (S. 257-273). Weinheim: Beltz.
- Köb, S., Sansour, T., Janz, F., Vach, K., Terfloth, K. & Zentel, P. (2018). Literarische Texte in Leichter Sprache. Eine interdisziplinäre Betrachtung, In: A. Langner (Hrsg.), Inklusion im Dialog: Fachdidaktik - Erziehungswissenschaft - Sonderpädagogik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Das SDD 2024 in Mainz nimmt sich zum Ziel, das Verhältnis zwischen den fachlichen und überfachlichen Anforderungen an den Deutschunterricht auszuloten und Konsequenzen für die Deutschdidaktik abzuleiten: Die genuine Aufgabe des Faches Deutsch liegt in der Initiierung sprachlichen, literarischen und medialen Lernens, das in verschiedenen Lernbereichen organisiert ist. Neben den fachlichen Aufgaben sieht sich der Deutschunterricht aktuell von einer zunehmenden Zahl von mehr oder wenig klar konturierten Querschnittsaufgaben herausgefordert. Zugleich sind sprachlich-literarische Bildungsprozesse auch Grundlage in anderen fachlichen Kontexten, z.B. im sprachsensiblen Fachunterricht.
Die Arbeitsbereiche Pädagogik bei kognitiver Beeinträchtigung, Pädagogik im Autismus-Spektrum und Pädagogik, Prävention und Intervention bei Sprach- und Kommunikationsbeeinträchtigungen des Instituts für Rehabilitationspädagogik der MLU Halle-Wittenberg richten die Tagung der DGfE-Sektion Sonderpädagogik 2022 aus. Leitend für die Diskussionen der diesjährigen Tagung der Sektion Sonderpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) sollen die drei Stichworte Partizipation, Wissen und Kommunikation sein.
Sprachen bedeuten Teilhabe: an Lebenswelten anderer, an gesellschaftlichen Prozessen, an kulturellen und wissenschaftlichen Erfahrungen, an ästhetischem Erleben. Sprachen bedeuten für Menschen, dass sie aktiv und selbstbestimmt kommunizieren können. Die IDT 2022 fokussiert das Deutsche im Kontext einer offen verstandenen Mehrsprachigkeit, die sich mit soziolinguistischen Fragen ebenso befasst wie mit multilingualen Didaktiken.
Sprachenlernen erfüllt in Schule, Studium, Beruf und Alltag unterschiedliche Ziele und Zwecke des Teilhabens: Sprachen ermöglichen es uns, emanzipiert aufzutreten, indem wir selbst das Wort ergreifen, unsere Positionen formulieren und dadurch teilhaben an Entscheidungen und am Zusammenleben. Mit Sprache können wir in andere Lebenswelten eintauchen, unsere Kenntnis- und Erfahrungshorizonte erweitern und aktiv am sozialen Leben partizipieren. Mit Sprache lässt sich spielen, sie lässt sich mit anderen teilen, teilen und wieder neu und kreativ zusammensetzen.
Berufliche und touristische Mobilität sind mit Sprachen offener, leichter und erfolgreicher zu realisieren, an kulturellen und wissenschaftlichen Erfahrungen können wir erst durch Sprachen umfassend teilhaben. Unterschiedliche Bezugswissenschaften haben teil am Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Mit Sprache teilen wir Interessen, Vorlieben und Erlebnisse und stärken dadurch soziale Bindungen. Sprachenlernen vermittelt Grundlagen zum Verstehen von Neuem und Unbekanntem, betont den Wert von Vielfalt und Heterogenität. Sprache ist ein zentrales Werkzeug der Bildung und Sprachenlernen eröffnet neue Perspektiven für das berufliche Leben. Mitsprache haben ist grundlegend für demokratische Prozesse.
Literatur in sogenannter Einfacher Sprache wird oft nicht als Literatur wahrgenommen. Zwar wird bestimmten Personengruppen (z.B. Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen) zugestanden, einen Zugang zu Literatur durch Einfache Sprache eröffnet zu bekommen, gleichzeitig wird aber der künstlerische Anspruch dieser Texte bezweifelt. Was sagen diese Zweifel aus über das vorherrschende Verständnis von Literatur und die Möglichkeiten von Sprache? Was wissen wir darüber, wie bei der Rezeption von literarischen Texten Bedeutungen konstruiert werden? Wie sieht es aus mit dem Anspruch auf Literatur für alle? Nach einer Einführung in die Entstehungsgeschichte der Einfachen Sprache in Abgrenzung zum Konzept der Leichten Sprache und einer kurzen Vorstellung des interdisziplinären Forschungsprojekts LiES (Literatur in Einfacher Sprache) werden alle Beteiligten in eine spannende Diskussion eingebunden.
In Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien veranstaltet das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn am 1. Oktober die Tagung „Literatur in einfacher Sprache – Chancen und Grenzen“. Ziel ist es, die verschiedenen Themen und Perspektiven der Literatur- und Sprachdidaktik an einem Ort zu bündeln, um den aktuellen Stand zu sichten und den direkten Austausch ermöglichen zu können. Die Form der einfachen Sprache ist nicht nur in verschiedenen Forschungsdisziplinen verankert, sondern auch in Familie, Schule und Bibliothek relevant. Damit richtet sich die Veranstaltung an ein breites Publikum, das Personen verschiedener Disziplinen wie auch die interessierte Fachöffentlichkeit einschließt.
Am 25.01.2021 von 18:00 bis 19:00 Uhr steht in einer Veranstaltung das Buch "LIES - das Buch. Literatur in Einfacher Sprache" im Mittelpunkt. Es ist im Frühjahr 2020 im Piper Verlag erschienen und enthält eine Sammlung von Kurzgeschichten renommierter Schriftsteller:innen, die nach Regeln einer Einfacher Sprache geschrieben sind. Ziel war es, eine Literatur für alle zu schaffen:
"Die Autorinnen und Autoren haben sich auf ein Experiment eingelassen. Gemeinsam begründen Sie eine Literatur, die versucht, viele Menschen zu erreichen. Denn nun schreiben sie einmal anders als gewohnt. Nach klaren Regeln. [...] Die Autorinnen und Autoren haben festgestellt: Schreiben ist zum Teil Handwerk. Schreiben in Einfacher Sprache ist Kunst, haben sie gesagt, mit nur wenigen Werkzeugen." (aus dem Nachwort des Buches)
Initiator des Schreibprojekts war Hauke Hückstädt, Leiter des Frankfurter Literaturhauses, der viele für den Aufbruch in eine neue Kunstform begeistern kann. Zusammen mit Julia Schoch (Berlin), einer beteiligten Schriftstellerin, wird er das Buch zur Diskussion stellen und Ausschnitte aus einigen der 15 Texten lesen.
- Janz, F., Köb, S., Sansour, T., Terfloth, K., Vach, K. & Zentel, P. (2019). Literarische Texte in Einfacher Sprache. Vortrag im Rahmen der DGFE-Sektionstagung Sonderpädagogik, Wuppertal.
- Janz, F., Köb, S., Sansour, T., Terfloth, K., Vach, K. & Zentel, P. (2018). Literarizität und Zugänglichkeit von literarischen Texten in Einfacher Sprache. Vortrag im Rahmen des 22. Symposium Deutschdidaktik an der Universität Hamburg, Hamburg.
- Janz, F., Köb, S., Sansour, T., Terfloth, K., Vach, K. & Zentel, P. (2017). Literarische Texte in Leichter Sprache. Vortrag im Rahmen der DGFE-Sektionstagung Sonderpädagogik, Dresden.
- Das Konzept der Leichten Sprache ist in der UN-Behindertenrechtskonvention sowie im Behindertengleichstellungsgesetz rechtlich verankert. Verallgemeinernd wird Leichte Sprache als eine Varietät, also als eine „Realisierungsform“ des Deutschen bezeichnet (Bock/Lange 2015: 67). Dennoch existiert für den Begriff der Leichten Sprache keine eindeutige wissenschaftliche Definition. Es handelt sich um ein überwiegend praxisorientiertes Modell, das durch die Vereinfachung sprachlicher Strukturen eine bessere Verständlichkeit von Texten erreichen will (Gross 2015: 88). Der damit einhergehende Abbau von Barrieren soll es Menschen ermöglichen, sich unabhängig und selbstbestimmt Zugang zu wichtigen Informationen zu verschaffen (Bock 2019: 20).
- Texte in Leichter Sprache richten sich an eine bestimmte Zielgruppe. Als Adressat:innen werden von der Lebenshilfe Bremen e.V. neben Menschen mit sog. geistiger Behinderung und Lern-Behinderung ebenfalls „Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können“, „Menschen, die nicht so gut Deutsch können“, „Alte Menschen“, „Menschen, die Gebärdensprache sprechen“ und „Jugendliche“ genannt (Lebenshilfe Bremen e.V.).
- Um eine bestimmte Qualität der Texte in Leichter Sprache zu sichern, wurden Regelwerke bzw. Richtlinien erstellt, an denen sich Autor:innen und Übersetzer:innen orientieren können. Alle existierenden Regelwerke haben gemeinsam, dass sie neben Regeln zur Sprache ebenfalls Regeln zur Rechtschreibung und zum Textinhalt sowie Empfehlungen zur Gestaltung enthalten. Als ein gängiges Regelwerk ist der Leitfaden Leichte Sprache – ein Ratgeber zu nennen, der 2013 von den Mitgliedern des Netzwerks Leichte Sprache sowie dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales entwickelt wurde (Gross 2015: 88ff.).
- Das Konzept der Einfachen Sprache ist ebenso wie die Leichte Sprache aus einer Orientierung an der Praxis heraus entstanden, insbesondere durch den niederländischen Spaß am Lesen Verlag. ‚Einfach‘ sind in diesem Sinne Texte in einfacher Alltagssprache, die ohne fachspezifisches Vokabular oder komplexe Erläuterungen auskommen. Der Begriff der Einfachen Sprache unterscheidet sich von der Leichten Sprache insofern, als er sich an keinem festen Regelwerk orientiert (Ebd.: 88). Auch die Zielgruppe ist umfassender (Topalović/Diederichs 2019: 98).
- Lebenshilfe Bremen e.V.: Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Bremen e.V. gilt als Anlaufstelle für Informationen, Übersetzungen und Kurse.
- Netzwerk Leichte Sprache: Das Netzwerk Leichte Sprache ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen der Behindertenhilfe. Das Netzwerk setzt sich u.a. für einen Qualitätsanspruch der Leichten Sprache ein.
- atempo: Das inklusive Sozialunternehmen atempo definiert sich durch die arbeitsrechtlich gleichgestellte Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten.
- Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V.: Das Netzwerk People First Deutschland ist eine Vereinigung für die Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten.
- Bundesministeriums für Arbeit und Soziales: In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Leichte Sprache erarbeitete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Ratgeber für Leichte Sprache. Die Publikation enthält u.a. Regeln und Tipps für die Leichte Sprache.
- Inclusion Europe: Inclusion Europe setzt sich für die Rechte und Interessen von Menschen mit geistiger Behinderung in Europa ein.
- Bock, Bettina/Lange, Daisy (2015): Was ist eigentlich „Leichte Sprache“? Der Blick der Sprachwissenschaft. In: Candussi, Klaus/Fröhlich, Walburga (Hg.): Leicht Lesen. Der Schlüssel zur Welt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 63-79.
- Bock, Bettina (2019): „Leichte Sprache“ – kein Regelwerk. Sprachwissenschaftliche Ergebnisse und Praxisempfehlungen aus dem LeiSA- Projekt. Berlin: Frank & Timme GmbH.
- Gross, Susanne (2015): Regeln und Standards für leicht verständliche Sprache. Ein Rundblick. In: Candussi, Klaus/Fröhlich, Walburga (Hg.): Leicht Lesen. Der Schlüssel zur Welt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 81-105.
- Lebenshilfe Bremen e.V. (o.D.): Für wen ist Leichte Sprache? URL:
(30.11.2020) - Topalović, Elvira/Diederichs, Lara (2019): Sprachliches und literarisches Lernen mit Texten in einfacher Sprache: Deutschdidaktische Kontroversen am Beispiel des Romans Tschick. In: Brüggemann, Jörn/Mesch, Birgit (Hg.): Sprache als Herausforderung – Literatur als Ziel. Kinder- und jugendliterarische Texte und Medien als Ressource für sprachsensibles Lernen. Teil 1. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 97-113.
Literarische Texte in sog. Einfacher Sprache werden im Allgemeinen kritisch betrachtet und nicht als ernstzunehmende Literatur wahrgenommen. Wenngleich es mit Blick auf bestimmte Personenkreise (mit Lern- und Leseschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen) mitunter notwendig erscheint, Zugang zu Literatur durch Einfache Sprache zu eröffnen, so wird zugleich das Literaturhafte, der künstlerische Anspruch dieser Texte bezweifelt.
Das Literaturhaus Frankfurt ließ sich mit dem Ziel, „Kultur für Alle“ zu ermöglichen, dennoch auf einen Versuch ein und initiierte ein Schreibprojekt mit folgenden namhaften Gegenwartsautor:innen: Henning Ahrens, Mirco Bonné, Nora Bossong, Arno Geiger, Olga Grjasnowa, Judith Hermann, Anna Kim, Kristof Magnusson, Jens Mühling, Maruan Paschen, Almut Sandig, Julia Schoch und Alissa Walser.
Die Autor:innen sollten Texte mit ca. 20 Minuten Vorleselänge schreiben und sich dabei an zehn Regeln für die Erstellung literarischer Texte in Einfacher Sprache halten, die zuvor in der ersten Schreibphase von einigen der Autor:innen (Ahrens, Bonné, Grjasnowa, Magnusson, Walser) in einem Workshop in Anlehnung an vorliegende Regelwerke zur Leichten Sprache gemeinsam erarbeitet wurden. Die Regeln sind auf der
Die Zusammensetzung der Runde der beteiligten Autor:innen, die für sehr unterschiedliche ästhetischen Formen, sprachliche Stile und thematische Gegenstände bekannt sind, wurde vom Literaturhaus ausgewählt, um auch bei den Texten in Einfacher Sprache eine Bandbreite an Themen und sprachlichen Gestaltungsformen anzubieten. So finden sich unter den Texten zum Beispiel ein Reisebericht (Jens Mühling), zwei Kriminalgeschichten (Kristof Magnusson), eine Geschichte, die das Thema sexueller Missbrauch behandelt (Ulrike Almut Sandig) oder auch kurze, komisch anmutende „Splitter“ (Maruan Paschen).
Die Frage, ob es möglich ist, unter Einhaltung der Regeln für Texte in Einfacher Sprache, Texte zu schreiben, die gleichwohl als literarisch gelten und literarische Wirkungen entfalten können, ist bislang kaum umfassend untersucht worden. Eine erste Annäherung an diese Frage wurde im Rahmen der Lesungen im Frankfurter Literaturhaus durch Studierende und Forschende des Forschungsprojekts Literatur in Einfacher Sprache (LiES) vorgenommen, die mit den Autor:innen Interviews führten. Die Interviews dienten außerdem dazu, Empfehlungen für Texte in Einfacher Sprache herauszuarbeiten.
Der Sammelband kann auf der Website des Piper-Verlags erworben werden:
Internetauftritt des Frankfurter Literaturhauses:
Das Team ist interdisziplinär aufgestellt:
Aus der Deutschdidaktik Prof.'in Dr. Karin Vach sowie der Projektmitarbeiter Dr. Emmanuel Breite, aus der Fachrichtung Geistige Entwicklung Prof.'in Dr. Karin Terfloth, Dr. Stefanie Köb sowie Dr. Frauke Janz.
Es besteht zudem eine enge Forschungskooperation zu Prof.'in Dr. Teresa Sansour, Universität Oldenburg

Abteilung / Büro
Keplerstraße 87
Raum 000
69120 Heidelberg
Öffnungszeiten
Mo-Fr | 10:00-12:30 Uhr
Oder nach Vereinbarung.
Kontakt
Telefon: 06221 477-232