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Zugänge für Blinde und Sehbehinderte ins Schloss Heidelberg geschaffen
Die historischen Monumente des Landes für alle Besucherinnen und Besucher zugänglich zu machen ‒ das ist die Aufgabe der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Wie sie diesen Anspruch unterstützen können, haben zwei Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in ihren wissenschaftlichen Abschlussarbeiten erforscht: In einer der Arbeiten entwickelte Marieke Wydra eine Führung, die blinden und sehbehinderten Menschen Besonderheiten des Heidelberger Schlosses erfahrbar macht. Die Arbeit wurde von Professor Dr. Markus Lang (Institut für Sonderpädagogik) betreut und ist in enger Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und dem Badischen Blinden- und Sehbehindertenverein entstanden. Am 12. November 2019 wurde die Führung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die angehende Sonderpädagogin Marieke Wydra befasst sich in ihrer Abschlussarbeit zunächst insbesondere mit den allgemeinen Herausforderungen, wenn im Sinne der Barrierefreiheit neue Zugangsmöglichkeiten in denkmalgeschützte Gebäude geschaffen werden. Um die Heidelberger Schlossführerinnen und -führer im sensiblen Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen zu schulen, hat sie zudem einen Leitfaden entwickelt. Darin gibt sie konkrete Hinweise, wie Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung angesprochen, wie Objekte und Entfernungen am besten verbal beschrieben oder das taktile Erleben begleitet werden.
Den Schwerpunkt ihrer Arbeit stellen die von Wydra entwickelten Elemente geführter Touren da, die blinden und sehbehinderten Erwachsenen den kulturellen Zugang zum Heidelberger Schloss ermöglichen: Die Absolventin nennt für die einzelnen Stationen zunächst grundlegende und geschichtliche Aspekte. Im Anschluss zeigt sie detailliert und fein ausgearbeitet Zugangsmöglichkeiten und notwendige Anpassungen für blinde und sehbehinderte Menschen auf. So gibt Wydra zum Beispiel die Empfehlung, über das Ertasten von Mauerresten die Zerstörung des Schlosses, durch das Zählen der Tore die Befestigungsanlage oder durch die Bedienung einer Weinpumpe den Repräsentationszweck zu verdeutlichen.
Um Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung den Zugang zu Elementen zu ermöglichen, die zum Beispiel aufgrund ihrer Größe oder Positionierung nicht taktil erlebt werden können, hat Wydra Reliefmodelle entwickelt: Mittels eines beschichteten Spezialpapiers, das dunkel bedruckte Flächen und Linien durch kurzes Erhitzen aufquellen lässt, sind so zum Beispiel ein verkleinerter, taktiler Lageplan des Schlosses sowie ausgewählte taktile Wappen entstanden. Das Elisabethentor wurde im Vakuum-Tiefziehverfahren als stark erhöhtes und reproduzierbares Kunststoffrelief nachgebildet.
Für Lang leistet die Arbeit Wydras einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der kulturellen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen: "Frau Wydra schafft es auf bemerkenswerte Weise, sich intensiv in die Gegebenheiten am Heidelberger Schloss als ein wesentliches historisches Kulturgut einzuarbeiten, barrierefreie Informationszugänge zu entwickeln und blinden- und sehbehindertenpädagogisch durchdachte Lösungen abzuleiten." Diese Lösungen sind dabei nicht exklusiv für blinde und sehbehinderte Menschen gedacht, sondern können jede Führung bereichern und auch nicht sehbeeinträchtigten Menschen intensive Erfahrungen und neue Einblicke ermöglichen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ph-heidelberg.de/blinden-und-sehbehindertenpaedagogik.