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Stochern im Nebel?

Geograph Professor Camilo Del Río Lopez erforscht Nebel und andere Klimaphänomene in Chiles Atacama-Wüste. Im Sommer hat er fünf Wochen als Gastprofessor an der PHHD verbracht. Ein Rückblick.

Professor Camilo Del Río Lopez (links) bei seiner Forschungsarbeit in Chile.

Professor Camilo Del Río Lopez liebt die deutschen Sommer, wie er sagt. Nicht zu heiß und immer mal ein Regentag, das sei genau sein Ding, erzählt der chilenische Wissenschaftler. Diesen August hat er fünf Wochen als Gastprofessor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg verbracht. Die Familie begleitete ihn, so war auch Familienzeit möglich – an der PHHD war Del Río vor allem mit der Planung und Besprechung aktueller und neuer Projekte beschäftigt.

Der Geograph verbringt seit 2015 regelmäßig Zeit in Heidelberg: Bei Professor Alexander Siegmund promovierte er zum Thema "fog climatology: from regional to local scale" und war regelmäßig an der PHHD zu Gast. Parallel lehrte er bereits an der Pontificia Universidad Católica de Chile (UC), an der er heute eine Professur am Institut für Geographie innehat. 

Wüstenbewohner gewinnen Wasser aus Nebelwolken

Als Wissenschaftler ist Camilo Del Río auf Nebelphänomene spezialisiert, besonders in extremen Umgebungen, wie der Atacama-Wüste in Nord- und Zentralchile. Die Wüste erstreckt sich über 2500 Kilometer entlang der Pazifik-Wüste und gilt als der trockenste Ort der Erde. Der kühle Humboldtstrom und die Anden im Osten verhindern hier Niederschlag. Dafür bildet sich regelmäßig Nebel, der sogenannte "Camanchaca". 

"Während meiner Promotion habe ich viel über Nebel als meteorologisches Phänomen gelernt, aber auch über Feldarbeit und Methoden des ‘Fog monitoring‘", erzählt Del Río. "Mein Fokus liegt auf dem Nebelklima extremer Umgebungen wie der Atacama-Wüste. Wie wirkt sich dieses auf Klima, Ökologie und Leben in der Region aus?" Als Geograf interessiere ihn die räumliche Dynamik zwischen Nebel und Ökosystemen und ihre Bewertung als potenzielle Wasserressource.

Denn schon lange gewinnen Wüstenbewohner weltweit kondensiertes Wasser aus Nebelwolken: In Netzen, sogenannten Nebelfängern, lassen sich täglich bis zu zehn Liter pro Quadratmeter Netz sammeln. "Die UC hat erstmals wissenschaftlich das Potenzial solcher Methoden zur Wassergewinnung untersucht", erzählt Del Río. Man könne damit nicht die Probleme großer Städte lösen, aber sehr wohl kleine Orte und Landwirtschaftsbetriebe versorgen. Sogar ein eigens aus Nebelwasser gebrautes Bier werde in Chile verkauft. Wie Archäologen gezeigt hätten, nutzten schon native Americans solche Methoden zur Wassergewinnung nutzten, beispielsweise an Felsvorsprüngen. 

Del Río ist zudem Direktor des interdisziplinären Atacama Desert Forschungszentrums der UC, in dem sich verschiedene Disziplinen - von der Geographie bis zu den Sozialwissenschaften - mit der Wüstenregion befassen: Wie haben sich Geologie und Klima in der Region entwickelt, wie der Mensch daran angepasst? "Durch die Verknüpfung von interdisziplinärer Forschung und den Erfahrungen der Kommunen vor Ort wolle man neues Wissen generieren, von dem Gesellschaft und Umwelt profitieren könnten", so der Forscher zur Mission des Desert Centers. 

Was Nebelphänomene über den Klimawandel verraten

Aktuell liegt besonders der Klimawandel im Fokus. Die Nebel-Geoökosysteme der Küsten seien einzigartig und fragil. Ihr Wandel ein Bioindikator für Klimaänderungen. "Die Atacama-Küste ist eine der wenigen Orte weltweit, die derzeit leicht abkühlen", sagt Lopez. Regional veränderten sich die Luftströme entlang der Küste und brächten kühles Meereswasser, das wiederum die Nebelbildung fördere.

Zu Themen wie diesen forschen die UC und die Pädagogische Hochschule nun schon fast zehn Jahre gemeinsam. Ein kürzlich unterzeichnetes "Memorandum of Understanding" soll die Kooperation nun bekräftigen: Wenn sich genügend Gelder akquirieren lassen, wird die gemeinsame Forschung zur Atmosphäre-Biosphäre-Interaktion in der Atacama-Wüste fortgesetzt. Und von der Didaktik-Forschung der PHHD sollen auch chilenische Geografie-Lehrer:innen profitieren. "Wir wollen eine in Heidelberg entwickelte Handy-App nutzen, um Schulen und Politik wieder mehr für geographische Themen zu begeistern."

Nebelökosysteme, Klimaphänomene und Bildung für nachhaltige Entwicklung prägen auch die Kooperation der PHHD mit der UC Chile. Weitere Informationen zu dem Memorandum of Understanding finden Sie unter "".

Text: Antje Karbe

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