Fach Geschichte
| EN
Forschung und Projekte

Die empirische Geschichtsdidaktik verfolgt das Ziel, theoretische Konstrukte systematisch zu entwickeln und auf Basis qualitativer und quantitativer Methoden anhand erhobener Daten aus der Praxis zu überprüfen. Die geschichtsdidaktische Pragmatik fokussiert dabei die schulische Umsetzung: Fachliche Inhalte werden so aufbereitet, dass sie für Schüler:innen bedeutsam und unterrichtlich vermittelbar sind – mit Blick auf die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte. Der Schwerpunkt Geschichts- und Erinnerungskultur analysiert gesellschaftliche Deutungen von Vergangenheit – regional, global und digital – und macht sie für geschichtsdidaktische Kontexte fruchtbar. Inklusion verstehen wir als fächerübergreifende Querschnittsaufgabe, deren fachspezifische Ausprägung wir in historischer Perspektive untersuchen.

Methoden dienen keinem Selbstzweck, sondern dem systematischen Erkenntnisgewinn im empirischen Forschungsfeld. Dieses Credo prägt maßgeblich unseren empirischen Forschungsansatz. Wir arbeiten schwerpunktmäßig mit Mixed-Methods-Designs, um die Stärken qualitativer und quantitativer Methoden gemäß unserem Erkenntnisinteresses und der Beschaffenheit der Daten zu kombinieren. Qualitativ kommen vor allem inhaltsanalytische Verfahren und die Grounded Theory zum Einsatz, quantitativ nutzen wir inferenzstatistische Methoden wie χ²-Tests, Regressions- und Varianzanalysen sowie Strukturgleichungsmodelle. 

Unser Ziel ist, theoretische Konstrukte der Geschichtsdidaktik zu entwickeln und praxisnah zu überprüfen. Unser Forschungsansatz verbindet also methodische Reflexion mit empirischer Fundierung, um die Komplexität geschichtsdidaktischer Konstrukte multiperspektivisch zu erfassen sowie interdisziplinäre Anschlussfähigkeit zu gewährleisten.

Eine zentrale Aufgabe der Geschichtsdidaktik liegt darin, auf Grundlage aktueller fachwissenschaftlicher Erkenntnisse für Schüler:innen bedeutsame Unterrichtsthemen zu entwickeln. Dabei unterstützt unsere Disziplin Geschichtslehrkräfte, indem sie aktuelle geschichtswissenschaftliche Forschungsergebnisse pragmatisch für unterschiedliche Unterrichtsmaterialien wie z. B. Schulbücher oder Unterrichtszeitschriften aufbereitet. Die Publikationstätigkeit der Abteilungsmitglieder in diesem Bereich stellt eine qualitativ hochwertige Lehre auf dem aktuellsten Forschungsstand sicher. Dies bildet die Grundlage für eine enge Verzahnung zwischen Forschung und der Ausbildung der angehenden Lehrkräfte in den Lehrveranstaltungen unserer Abteilung.

In der Geschichtskultur manifestiert sich das individuelle und kollektive Geschichtsbewusstsein. Denkmäler, Gedenkstätten, Jahrestage und andere Formen öffentlicher Erinnerungskultur sind ebenso Teil von Geschichtskultur wie "Histotainment"-Formate wie Geschichtsfilme, Doku-Dramen, historische Romane, historisches "Reenactment" und geschichtliche Inhalte auf Social Media oder in Videospielen. In der geschichtskulturellen Forschung fragt die Geschichtsdidaktik nach Repräsentation, Vermittlung, Rezeption, Inszenierung und Instrumentalisierung von Geschichte im kulturellen Leben, in den Medien und in der (Geschichts-)Politik. Im allgemeineren Sinn versucht dieser geschichtsdidaktische Arbeitsbereich, historische Deutungsmuster der Gegenwartsgesellschaft zu identifizieren, deren Prägekraft für das individuelle Geschichtsbewusstsein zu analysieren und gängige historische Narrative zu dekonstruieren.

Schwerpunkte der Abteilung:

  • regionale Erinnerung an den NS und regionale Gedenkstättenlandschaft
  • (post-)koloniale Erinnerung als globalisierte, opferorientierte Erinnerung
  • gegenwärtige Deutungskämpfe im Gedenken an Shoah und postkoloniale Erinnerung ("Historikerstreit 2.0", multidirektionale Erinnerung)
  • Material Culture
  • Digitale Geschichtskultur

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben soll, sich gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen, unabhängig von Faktoren wie individuellen Fähigkeiten oder ethnischer Herkunft. Diskussionen um Diversität und Inklusion prägen zunehmend auch die Geschichtsdidaktik, fordern historisches Denken in seiner Vielfalt wahrzunehmen und verschiedene Zugangswege zur Rekonstruktion der Vergangenheit als möglich und gleichberechtigt anzuerkennen. 

Es ist unser Anliegen zukünftige Lehrkräfte auszubilden, die sich in einem heterogenen Klassenzimmer zurecht finden und sowohl Migrationshintergründe als auch Behinderungen nicht ausschließlich als Problem sehen, sondern auch als Chance und als Ausdruck von Vielfalt begreifen. Wir arbeiten in enger Kooperation mit der Sonderpädagogik und entwickeln unsere geschichtsdidaktischen Ansätze auf Grundlage neuester Forschung im Bereich der Dis/ability Studies und der Migrationsforschung. In den Lehrveranstaltungen zum Thema Migration, Inklusion und Dis/ability History analysieren wir Chancen, Grenzen und Herausforderungen der inklusiven Bildung und gehen der Frage nach, wie man im Fach Geschichte Teilhabe sicherstellen kann. 

Studierende haben im Seminar "Digitale Geschichtskultur" gemeinsam mit Florian Helfer einen neuen Podcast gestartet: . berichtet Lena Dreiseitel über den Entstehungsprozess der ersten Staffel im Wintersemester 2024/25. Eine zweite Staffel wird im Sommersemester 2025 entstehen - abonnieren lohnt sich also!

Ergebnisse 1 bis 2 von 2
|
Anzeige pro Seite: 10

Unser Ziel ist, theoretische Konstrukte der Geschichtsdidaktik zu entwickeln und praxisnah zu überprüfen. Unser Forschungsansatz verbindet also methodische Reflexion mit empirischer Fundierung, um die…

Foto von Eltern mit zwei Mädchen

Studierende der Seminare „Gurs 1940“ und „Porträts der Verfolgung online. Biografien erforschen, darstellen und geschichtsdidaktisch beurteilen“ haben unter Anleitung von Dr. Anette Hettinger im…

Wenn Sie eine Bachelorarbeit zu einem geschichtswissenschaftlichen oder geschichtsdidaktischen Thema anfertigen möchten, informieren Sie sich bitte zunächst (z.B. auf den Personenseiten) über die Forschungsschwerpunkte unserer Abteilungsmitglieder. Sprechen Sie uns gerne in Bezug auf die Betreuung Ihres Vorhabens an.

Wenn Sie eine Masterarbeit zu einem geschichtswissenschaftlichen oder geschichtsdidaktischen Thema anfertigen möchten, informieren Sie sich bitte zunächst (z.B. auf den Personenseiten) über die Forschungsschwerpunkte unserer Abteilungsmitglieder. Sprechen Sie uns gerne in Bezug auf die Betreuung Ihres Vorhabens an.

Florian Helfer: Koloniale Gewalt und postkoloniale Erinnerung. Deutsche und britische Pressediskurse im Vergleich, 1989–2019 (Dissertationsvorhaben, Betreuung: Prof. Dr. Peter Geiss, Universität Bonn).

Andreas Spiziali: Altruismus aus soziologischer Perspektive. Theoretische Implikationen sowie empirische Untersuchungen zu Varianten altruistischer Handlungen von Akteuren in gesellschaftlichen Ordnungen (Dissertationsvorhaben, Betreuung: Prof. Dr. Thomas Schwinn, Universität Heidelberg)

Urban Sager: «Ich werde versuchen, Dir die Schweiz etwas näher zu bringen››. Historische Erzählungen zur Schweizer Geschichte von Aschülerinnen und Schülern am Ende ihrer schulischen Allgemeinbildung (abgeschlossen 2022, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß, Prof. Dr. Peter Gautschi).

Christiane Eckerth: Feedback und Diagnose beim historischen Lehren und Lernen - Entwicklung eines Vignettentetsts zur Erfassung professioneller Kompetenz bei angehenden Lehrkräften (abgeschlossen 2020, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Mario Resch: Entwicklung eines Vignet-tentests zur Untersuchung fachdidaktischer Kompetenzen beim Formulieren von Lernaufgaben im Geschichtsunterricht (abgeschlossen 2018, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Georg Kanert: Die Wirksamkeit der Geschichtslehrerausbildung. Eine Längsschnittuntersuchung bei baden-württembergischen Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften (abgeschlossen 2014, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Mario Resch: „Professionalisierungsprozesse im Fokus“. Theoretische, empirische und pragmatische Perspektiven auf die Entwicklung von Fachwissen und geschichtsdidaktischem Können angehender Geschichtslehrkräfte (kumulativ, abgeschlossen 2024, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Christian Heuer: „Geschichte unterrichten können?“ Zur Professionalisierung von Geschichtslehrpersonen (kumulativ, abgeschlossen 2021, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Markus Daumüller: Lehrgeschichten, Lerngeschichten, Lebenskonstruktionen.
Wie Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer ihre Berufserfahrungen organisieren (Monographie, abgeschlossen 2013, Betreuung: Prof. Dr. Manfred Seidenfuß).

Herausragende Leistungen im Fach Geschichte können mit Preisen ausgezeichnet werden.