
Das Fach Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zeichnet sich durch eine forschungsbasierte Lehre aus, die Studierende aktiv in wissenschaftliche Prozesse einbindet und eine fundierte Wissensvermittlung ermöglicht.
Die Lehrkräfteprofessionalisierung ist in den verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung des Faches Mathematik von großer Bedeutung. Sie werden in zahlreichen fachdidaktischen Projekten im Fach intensiv erforscht. Zu nennen wären hier beispielsweise die Entwicklung und Evaluation von “vignettenbasierten Lernmaterialien und Testinstrumenten” oder von “Fortbildungsmaterialien und Online-Fortbildungskonzepten in den Bereichen proportionale und lineare Zusammenhänge, Funktionen und Modellieren, Algebra, Problemlösen (
Diagnose und Förderung ist ein wichtiger Bestandteil des Lehrkräftealltags, nicht nur im Mathematikunterricht. Im Mathematikstudium lernen die Studierenden verschiedene Diagnoseverfahren in Theorie und Praxis kennen und haben die Möglichkeit Förderkonzepte mit Schüler:innen zu erproben und zu evaluieren. Beispiele hierfür sind die Projekte: “Förderung bei Lernschwierigkeiten in Mathematik” (JProf. Dr. Priska Sprenger) und “Förderung mathematisch begabter Kinder” (Anne Schneider).
Im Bereich der Hochschuldidaktik gilt es, innovative Lehrveranstaltungskonzepte zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Beispiele hierfür sind die Konzeption und Entwicklung der “Heidelberger Mathebrücke” (Prof. Dr. Guido Pinkernell) und das Projekt "HyFlexMath", in dem die Konzepte Inverted Classroom, hybride Lehre und Wissenschaftskommunikation miteinander verbunden werden (Prof. Dr. Christian Spannagel u.a.).
Digitales Lehren und Lernen wird im Mathematikunterricht der Schule und Hochschule immer wichtiger. In vielfältigen Projekten werden im Fach Konzepte zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht entwickelt und evaluiert. Aktuelle Beispiele hierfür sind das Projekt: “CoM-MIT” (Dr. Jens Dennhard u.a.) oder das Projekt: “DiaLeCo -Diagnostizieren und Kategorisieren möglicher Fehlkonzeptionen beim Arbeiten mit computergestützten multiplen Repräsentationssystemen mathematischer Funktionen” (Prof. Dr. Guido Pinkernell und Prof. Dr. Markus Vogel).

Nicht allen Kindern gelingt es problemlos, die Ziele des Mathematikunterrichts der Grundschule innerhalb des Regelunterrichts zu erreichen.
In vielen Fällen reichen sicherlich schulische Differenzierungsmaßnahmen aus, um vorliegende mathematische Leistungsdefizite zu beheben; beziehen sich die Probleme jedoch auf weiter zurückliegende, grundlegende Inhalte wie Zahlbegriffs- und Operationsverständnis, ist eine zusätzliche außerschulische Förderung angeraten, die zielgerichtet auf individuelle Probleme eingeht.
Das Projekt „Hilfe bei Lernschwierigkeiten in Mathematik“ an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurde im Frühjahr 2003 von Prof. Dr. Jens Holger Lorenz und Prof. Dr. Sabine Kaufmann ins Leben gerufen.
Das Projekt hat verschiedene Ziele: Therapie („Lernen lernen“), Ausbildung der Studierenden („Lehren lernen/„Lernen lehren“) und Forschung.
Angestrebt wird in erster Linie, Kindern, die spezifische Lernprobleme im arithmetischen Bereich haben dabei zu helfen, den Anschluss an die Klasse wieder zu erlangen bevor ständige schulische Misserfolge ihre Lernbiographie nachhaltig belasten. Da die vorgestellten Kinder häufig schon einen längeren „Leidensweg“ hinter sich haben - verstärktes häusliches Üben, Nachhilfe, Förderstunden in der Schule etc., meist verbunden mit einer nicht unerheblichen zeitlichen Mehrbelastung aber ohne spürbaren Erfolg - und nicht selten bereits ein negatives Selbstkonzept aufgebaut haben, ist es besonders wichtig, dass es den Studierenden gelingt, ein Lernklima zu schaffen, das ermutigt, stützt, bestätigt, anspornt und herausfordert, denn Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten ist ein entscheidender Faktor, der Lernen begünstigt.
Des Weiteren steht auch die Ausbildung der Studierenden im Vordergrund. Versteht man Lehren als Organisieren von Lernen, kann Lehren nicht auf routinemäßige Anwendung didaktischer Methoden reduziert werden. Vielmehr müssen die Lehrer und Lehrerinnen in der Lage sein, im Unterricht Probleme zu erkennen, didaktisch zu interpretieren und Maßnahmen zur Überwindung der Probleme zu ergreifen. Hierfür wird immer wieder die Forderung erhoben, mehr Praxisbezug in die Lehrerausbildung zu integrieren. Mehr Praktika können jedoch den Blick für individuelles Lernen und für individuelle Probleme einzelner Kinder nur bedingt schärfen, da der Focus meist auf „die Klasse“ gerichtet ist, weniger auf individuelle Denkprozesse. Bei der Förderung eines einzelnen Kindes hingegen können die in fachdidaktischen Veranstaltungen erworbenen Kenntnisse - im Kleinen - erprobt werden. Die Konzentration auf ein einzelnes Kind steht hier im Vordergrund, individuell geglückte und fehlerhafte Denkprozesse von Kindern sollen erfasst werden und individuelles remediales Einwirken erprobt werden.
Außerdem bietet das Projekt auch Möglichkeiten, Forschung im Bereich der Rechenstörungen zu betreiben.

Die Förderung findet als Einzelförderung durch Studierende statt. Diese haben zuvor das Seminar „Lernschwierigkeiten in Mathematik“ besucht, in dem der theoretische Hintergrund von Rechenstörungen, deren Diagnostik und Förderung behandelt wird. Begleitend zur Förderung wird für die Studierenden verpflichtend eine wöchentliche zweistündige Veranstaltung angeboten. Hier berichten sie von ihren betreuten Kindern; Zielsetzungen, Förderpläne, gelungene oder misslungene Interventionen werden unter der Leitung von Frau Kaufmann besprochen. Videosequenzen werden vorgeführt, gemeinsam analysiert und reflektiert. Vor Beginn der Förderung durch die Studierenden wird in einem Erstgespräch von Frau Kaufmann eine ausführliche Diagnostik erstellt und die vorläufigen individuellen Förderziele festgelegt. Im Gegensatz zur traditionellen Nachhilfe, wird in der Regel nicht am aktuellen Schulstoff gearbeitet; auch findet keine Hausaufgabenhilfe oder Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit statt. Schwerpunkt der Förderung stellt die Entwicklung des Zahlbegriffs- und Operationsverständnisses und das Rechnen/die Rechenstrategien dar. Hierbei wird durch das anfänglich schwerpunktmäßige Arbeiten auf der Handlungsebene ein grundlegendes Verständnis angestrebt, ausgehend davon, dass die Vermittlung von unverstandenen „Tricks“ („Beim Multiplizieren von Zehnerzahlen muss man nur eine Null anhängen...“) lediglich zu einer kurzfristigen Verbesserung der Rechenleistung führen kann.
Wenngleich davon ausgegangen wird, dass der Erfolg der Förderung nicht auf vermehrtem Üben sondern auf der Entwicklung des Verständnisses beruhen kann, ist es notwendig, dass die erarbeiteten Inhalte auch gesichert werden. Dies ist in der knapp bemessenen Förderzeit nur bedingt möglich, so dass eine enge Kooperation mit den Eltern angestrebt ist. Um wichtige schulische und außerschulische Informationen über das geförderte Kind zu erhalten, ist nach jeder Förderstunde ein kurzer Informationsaustausch zwischen Eltern und Studierenden vorgesehen. Auch ergänzende häusliche Übungen werden dabei genau besprochen. Hiermit soll vor allem vermieden werden, dass durch verschiedene Erklärungsansätze oder verschiedene Arbeitsmittel zu Hause und in der Förderung (noch mehr) Verwirrung gestiftet wird. Aus den gleichen Gründen ist eine Kooperation mit den Lehrkräften erwünscht.
Die Förderung der Kinder findet einmal pro Woche statt. Die Förderzeit beträgt 60 Minuten. Es werden Kinder der Klassen 1-4 gefördert, wobei es für den Erfolg der Förderung günstig ist, wenn die Lernschwierigkeiten in Mathematik frühzeitig erkannt und die Kinder daher schon frühzeitig an uns verwiesen werden.
Die Förderung findet Im Neuenheimer Feld 561 in Raum A 209 statt. Die individuelle Förderzeit wird zwischen den Eltern und den Studierenden vereinbart, sie liegt in der Regel montags bis freitags zwischen 14 und 18 Uhr.
Die Zeitdauer der Förderung ist begrenzt auf zwei Semester; abhängig von den Besonderheiten und Notwendigkeiten des individuellen Falles kann die Förderung um ein weiteres Semester verlängert werden.
Pro Semester wird ein Unkostenbeitrag von 25 Euro erhoben.
Voraussetzung für die Förderung ist die Einwilligung der Eltern, dass die Beratungs- und Förderstunden zu Forschungszwecken teilweise aufgezeichnet und im Rahmen von Veranstaltungen zur Lehreraus- und -fortbildung gezeigt werden dürfen.
Kinder mit allgemeinen Lernschwierigkeiten oder Förderschulbedürftigkeit sollten nicht an uns verwiesen werden.
Interessierte Eltern setzen sich per E-Mail oder telefonisch mit uns direkt in Verbindung oder hinterlassen ihre Telefonnummer in unserem Sekretariat.
Wir werden dann - sofern im folgenden Semester Förderplätze bei uns frei sind - einen Termin vereinbaren, um festzustellen, ob tatsächlich Förderbedarf besteht. Die Beratungsgespräche mit den Eltern und die diagnostischen Gespräche mit den Kindern finden für den Förderbeginn im Oktober in den Monaten August oder September, für den Förderbeginn im April in den Monaten Februar und März statt.
Jun.-Prof. Dr. Priska Sprenger
06221-477 694
Sekretariat: 06221-477 282